Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Atem der Angst (German Edition)

Der Atem der Angst (German Edition)

Titel: Der Atem der Angst (German Edition)
Autoren: Alexa Hennig von Lange
Vom Netzwerk:
der Toilette? War er geflohen? Wo war der Mann mit der schwarzen Skimaske? Wie spät war es? Maya krabbelte über die Liegefläche des Sofas. Auf der anderen Seite musste sein Handy am Ladekabel stecken. Maya ertastete das Kabel, dann hielt sie das Telefon in der Hand. Das leuchtende Display verschwamm vor ihren Augen. Soweit sie es erkennen konnte, war es kurz nach eins.
    Sie lauschte. Es war ganz still. » Louis?«
    Maya zog sich an der Sofalehne in den Stand und humpelte hinüber zum Durchgang, der in den Flur hinausführte. Sie rief noch einmal, obwohl sie wusste, dass keine Antwort kommen würde. Louis war weg. Sie war alleine hier. In diesem fremden Haus. Hatte Heidi ihnen eine Telefonnummer hinterlassen? Maya wusste es nicht mehr. Sie erinnerte sich nur an den schwarzen Mann und die Schläge. Neben dem Türrahmen auf dem hellen Teppich prangte ein großer roter Fleck. Ein Blutfleck? Maya ließ sich wieder runter auf die Knie und fuhr mit den Fingerspitzen darüber. Der Fleck war feucht. Louis war weg. Der Mann mit der Skimaske war weg. Er hatte ihre Messerattacke also überlebt. Was Absicht gewesen war, nur hätte Maya nicht gedacht, dass er noch fähig sein würde, zu verschwinden. Hatte er Louis mitgenommen? Wenn ja, was hatte er mit ihm vor? Ein seltsam eisiger Windhauch strich über Mayas verquollenes Gesicht.
    Die Haustür stand weit offen. Dahinter lag die nächtliche Straße ruhig da. Am Rand die geparkten Autos der Nachbarn. Dahinter ihre Einfamilienhäuser. Es war so unglaublich still. Als sei nichts passiert. Was sollte Maya tun? Draußen um Hilfe schreien? Es fiel ihr schwer, sich zu orientieren. Gerade als sie nach der Klinke greifen wollte, um sich daran festzuhalten, fuhr Heidi in ihrem Wagen vor und sprang heraus.
    » Maya! Was tust du da? Was ist passiert?«
    » Louhmmpf.« Sie versuchte es wirklich, aber ihre Zunge gehorchte ihr nicht. Deutlicher als das konnte sie sich nicht ausdrücken.
    » Was?« Heidi kam die Stufen herauf und blieb entsetzt vor Maya stehen. » Mein Gott! Wer hat dir das angetan?«
    » Jempf fifer scheiffiffer.« Ihre Zunge schien so groß wie ein Knollenblätterpilz.
    » Komm rein. Du bist viel zu dünn angezogen.« Heidi führte sie zurück ins Wohnzimmer, zog ihr Diensthandy aus der Jackentasche und rief einen Krankenwagen.
    » Wo ist Louis? Was ist das da für eine riesige Blutlache?« Heidi lief hinüber in die Küche, wo sie sich kurz umsah, und kam dann zurück. » Was ist denn passiert?«
    Maya hockte zusammengekrümmt auf dem Sofa und wickelte sich in eine der Bettdecken. Sie wusste doch selbst nicht genau, was passiert war. Es war alles so schnell gegangen.
    Heidi kniete sich vor sie hin und strich ihr vorsichtig über das Haar. » Kannst du es mir aufschreiben?«
    Maya nickte, wobei sie das Gefühl hatte, ihr Kopf würde gleich abbrechen. Sie gab einen merkwürdigen, schmerzerfüllten Laut von sich. Noch nie hatte sie ihren Körper so intensiv gespürt. Wie ein fremdes Wesen kam er ihr vor. Wie aus zerborstenem Holz.
    Heidi zog ihren Notizblock und einen Kuli aus der Jackentasche. » Ist jemand ins Haus eingedrungen? Habt ihr jemandem die Tür geöffnet?«
    In ordentlichster Schulmädchenschrift schrieb Maya in kurzen Sätzen auf, was ihrer Erinnerung nach passiert war. Die Schönschrift hatte sie von ihrem Vater beigebracht bekommen. Es war komisch, das Grauen in dieser geschwungenen Schrift niederzuschreiben. Als hätte sie überhaupt nur für diesen Moment schreiben gelernt.
    Heidi nahm den Block und las. Dann führte sie Maya in die Küche.
    » Setz dich.« Heidi hielt ein Küchenhandtuch unter den Wasserhahn, wrang es aus und legte es Maya vorsichtig auf die blutverkrustete Stirn. » Sieht aus, als müsstest du an ein paar Stellen genäht werden. Hast du sonst noch irgendwo Schmerzen? An den Rippen? In der Magengegend?«
    Maya wackelte mit dem Zeigefinger und versuchte, zu lächeln. Sie war so froh, dass die Kommissarin hier war. Und sie hatte solche Angst, was in diesen Augenblicken mit Louis geschah.
    Heidi atmete tief ein. » Hat der Mann gesagt, wohin er wollte? Was er mit Louis vorhatte? Kanntest du den Mann?«
    » Nmpf.«
    Maya reichte Heidi den Block, auf den sie jetzt nur ein Wort gekritzelt hatte.
    » Ich hätte es wissen müssen, dass er heute Nacht noch hierherkommt. Ich hätte es verdammt noch mal wissen müssen!« Zu Mayas Entsetzen wirkte die Kommissarin für einen Moment so, als wüsste sie gerade gar nicht mehr, was sie machen sollte. In
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher