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Der Apfel fällt nicht weit vom Mann

Der Apfel fällt nicht weit vom Mann

Titel: Der Apfel fällt nicht weit vom Mann
Autoren: Sarah Harvey
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Augen traten, und als Balthazar die Hand ausstreckte, um sie mit dem Daumen fortzuwischen, fasste Pip danach und drückte sie an ihr Gesicht. Er beugte sich zu ihr und küsste sie ganz sanft. »Du musst wissen, dass ich dich niemals verlassen würde, Pip«, wisperte er. »Ich könnte dich gar nicht verlassen.«
    Und dann schlangen die beiden die Arme umeinander, während Pip immer noch auf Major Jensons Schoß saß, und es sah so aus, als würde ihre Umarmung niemals enden.
    Die herzliche Begrüßung, die seinem Cousin zuteil wurde, ermutigte Raphael, und da seine Selbstbeherrschung nicht ausreichte, um sich noch länger von Judy fernzuhalten, humpelte er auf die wachsame, misstrauische Frau zu und fiel vor ihr auf die Knie. Er bot ein Bild äußerster Zerknirschung und überwältigender Liebe.
    »Judy Charteris, te quiero tanto  ... Ich liebe dich von ganzem Herzen.« Flehend blickte er zu ihr auf. »Bitte verzeih mir ... Glaub mir, eine Sache habe ich aus dieser ganzen Geschichte gelernt, nämlich dass ich nie wieder ohne dich sein möchte. Vielleicht habe ich das Recht verspielt, dich das zu fragen, aber: Judy, schöne, geliebte Judy – willst du mich heiraten?«
    Judy schaute auf den jungen Mann hinunter, der vor ihr auf den Knien lag und so voller Liebe und Hoffnung zu ihr aufblickte. Sanft berührte sie sein verletztes Gesicht, dann stieß sie einen Wutschrei aus, der dem Gebrüll eines angreifenden Stieres ähnelte, und schlug ihm Persicorias gestohlenes Baguette um die Ohren.
    Sie verprügelte ihn mit dem Weißbrot, bis es zu Brocken und Krümeln zerfallen rings um ihn herum auf der Erde lag.
    Raphael blieb währenddessen auf den Knien und nahm diese groteske Attacke einfach als seine verdiente Bestrafung hin. Dann fiel Judy auch auf die Knie. Schluchzend umarmte sie ihn und schrie, so laut sie konnte: »Ja!«

– 41 –
    Acht Monate später
    Pip schnappte nach Luft. Als Chester ihr erzählt hatte, dass am Morgen der neue Tierarzt in die Praxis in Lostwithiel kommen würde, hatte Pip kurz ein ziemlich unheimliches Déjà-vu, das sie wie ein Fausthieb in den Magen traf. Doch dann senkte sich, wie eine unzerstörbare Rüstung, wieder dieses vollkommene Glücksgefühl über sie, auf das sie sich nicht zu viel einbilden wollte.
    Das Leben war schön.
    Mehr als schön sogar.
    Das Leben war absolut perfekt.
    Der einzige kleine Makel in ihrem wunderschönen Leben in Cornwall war die Tatsache, dass Beau die letzten acht Wochen in Spanien verbracht hatte, um auf dem Weingut seiner Familie zu arbeiten. Er hatte ihr so gefehlt, es war, als hätte ihr jemand ein Organ aus dem Leib operiert und gesagt, sie müsse zwei Monate lang ohne auskommen.
    Allerdings war es diesmal einfacher gewesen, weil sie genau wusste, wann er zurückkommen würde.
    Heute.
    Und dann spazierte der neue Tierarzt herein, schlenderte in den schönen neuen Empfangsbereich und lächelte sie an. Plötzlich nahm Pip alles um sich herum wie in Zeitlupe wahr, ihr Brustkorb spannte von der letzten Schnappatmung, ihre Pupillen weiteten sich, sie riss die Augen auf, und ihr Herz fing an zu rasen.
    Das Einzige, was sich nicht rührte, waren ihr Bauch und ihr Schoß, aber die beiden waren bei ihm ja immer ganz still geblieben. Stattdessen schrie sie nun vor Wonne auf, schoss durch den Raum und warf sich ihm voller Begeisterung an den Hals.
    » Du bist der neue Tierarzt!?« Vor Staunen kriegte sie kaum noch Luft.
    »Ja, Pip.« Clive grinste breit. »Genau der bin ich.«
    Es war ein vollkommener Frühlingstag. Clive saß schwatzend neben ihr auf dem Beifahrersitz, als Pip nach Hause fuhr. Um sie herum grünte und blühte es. Plakate an den Telegraphenmasten kündigten das Maifest im Dorf an. Opal und Dudley profilierten sich als erstklassige Marketingmanager und bereiteten das Fisherman’s Boots für das von ihnen auf die Beine gestellte Cider-Festival vor. Susan hatte ihren Safran bereits zum Wettbewerb um das beste lokale Produkt angemeldet.
    Als Pip den Mini schwungvoll durch das Tor und die Zufahrt hinaufsteuerte, war er schon da und wartete auf sie. Mit den Händen in den Taschen lehnte er an der Hofmauer, sein Gesicht strahlte, und das ihr so vertraute Lächeln leuchtete aus seinen schönen Bernsteinaugen.
    »Holla die Waldfee, Pip!« Clive grinste sie an. »Unterwäschemodel?«
    »Voll qualifizierter Winzermeister«, gab Pip strahlend zurück.
    »Ein kluger Kopf und dazu einen tollen Körper – genau, was ich suche«, schmachtete Clive. Pip
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