Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Apfel fällt nicht weit vom Mann

Der Apfel fällt nicht weit vom Mann

Titel: Der Apfel fällt nicht weit vom Mann
Autoren: Sarah Harvey
Vom Netzwerk:
sofort zurückkommen und dich um Verzeihung bitten, aber ... ¡Que vergüenza! Ich habe mich so geschämt! Und darum bin ich feige abgehauen und habe mich versteckt. Ich bin bei amigos untergekrochen, die schon immer schlechten Einfluss auf mich hatten, und hab mich bewusstlos gesoffen. Aber ich hab dich, mi amor , und las chicas einfach zu sehr vermisst. Also hab ich gearbeitet, um dein Geld wieder zu verdienen und zu dir zurückzukehren. Ich hab mir einen Job besorgt und hart gearbeitet und so viel gespart, wie ich konnte. Aber das dauerte zu lange, und mein Herz tat so weh vor Sehnsucht nach dir, Judy. Da habe ich es letzte Woche nicht mehr ausgehalten. Ich bin nach Barcelona gefahren und in die Bar gegangen und habe ihnen gesagt, dass sie Lügner und Betrüger und bandidos sind und verlangt, dass sie mir entweder das Geld zurückgeben oder die Bar überschreiben.«
    »Und dann?«, keuchte Viola.
    Raphael zeigte auf sein Gesicht und hob das Handgelenk mit dem Gips.
    »Das hier war das Ergebnis«, sagte er. »Aber zum ersten Mal in all den Wochen hatte ich richtig Glück, weil in der Bar nämlich ein Mann war, der mich suchte. Er war schon oft abends da gewesen, hat er mir später erzählt. Der Mann ist medico , Arzt ...«
    Venusmuscheln!, rief Pip innerlich aus und schickte Nancy im Stillen ein riesengroßes Dankeschön.
    »Er hat mich in die Klinik gebracht und mich dort verarztet. In meinem Handy hat er die Telefonnummer meines Cousins gefunden, der mich dann abgeholt hat ...«
    Mit seiner gesunden Hand griff Raphael in seine Tasche und zog einen braunen Umschlag heraus, den er Viola reichte.
    »Das ist alles, was ich verdient habe, jeder Cent. Es reicht nicht annähernd, um euch wiederzugeben, was ich euch schulde. Anfangs hatte ich gedacht, ich könnte erst zu euch zurückkommen, wenn ich alles zusammenhabe, aber dann hat ein besserer Mann, als ich es bin, mich überzeugt, dass ich zwar arbeiten muss, um euch euer Geld wiederzugeben, aber dass ich es hier an eurer Seite tun sollte. Ich dachte, ihr wollt mich nie wieder sehen, aber mein Cousin hat gesagt, er glaubt, ihr vermisst mich sehr ... Er glaubt, ihr würdet mir vielleicht verzeihen, dass ich so ein idiota war ...«
    »Dein Cousin?«
    » Si, mi primo  ...« Raphael wandte sich um und winkte, und ein Mann, den sie in dem ganzen Trubel nicht bemerkt hatten, trat hervor.
    »Balthazar!« Pip war so erschrocken, dass sie sich rücklings hinsetzte, auf Major Jensons Schoß.
    »Du bist Raphaels Cousin?«, fragte Flora mit großen, staunenden Augen.
    Er nickte langsam.
    »Warum hast du uns das nicht gesagt?«
    Viola hatte diese Frage gestellt, aber Balthazar richtete die Antwort an Pip.
    »Wenn ich dir das erzählt hätte, hättest du mir dann das Cottage vermietet? Es ist jetzt viele Wochen her, da rief Raphael mich an, stockbesoffen, und berichtete mir, was passiert war. Er wollte mir nicht sagen, wo er sich aufhielt, sonst hätte ich ihn schon früher zu euch gebracht. Ich konnte euch zwar das Geld nicht wiedergeben, das Raphael mitgenommen hatte, aber ich wollte hierher nach Arandore kommen und euch möglichst viel unterstützen, bis meine Familie ihn finden würde.«
    Die anderen nickten zum Zeichen, dass sie ihn verstanden, aber Pip war immer noch erstarrt.
    Balthazar trat zu ihr, hockte sich vor ihr auf die Fersen und nahm ihre kalten Hände.
    »Pip ... bitte. Verstehst du jetzt, warum ich es euch nicht gesagt habe?«
    Sie nickte und meinte dann leise:
    »Mir hättest du es doch sagen können. Ich bin die Letzte, die einen Menschen danach beurteilt, was seine Familie tut ...«
    Und dann sah sie ihm schließlich ins Gesicht. Ihr Blick war schmerzerfüllt.
    »Aber du hast mich einfach verlassen, Beau. Keine Erklärung, gar nichts ...«
    Er runzelte die Stirn.
    » Perdóname , ich hätte dich wecken sollen, aber ich konnte zu dem Zeitpunkt noch nicht erklären, warum ich wegmusste. Aber ich habe dir doch den Zettel dagelassen, Persicoria, ich habe dir versprochen, dass ich wiederkomme.«
    »Und wo soll der gewesen sein?«
    »Neben dir auf dem Kissen.«
    »An dem Morgen lag nur –«, fing Pip an, und dann ging ihr ein Licht auf. Das Einzige, was an dem Morgen neben ihr gelegen hatte, war ein Müllschlucker in Hundegestalt gewesen.
    »Persicoria!«, rief sie aus. Alle Gefühle, die sie in den vergangenen Tagen zurückgehalten hatte, sprudelten plötzlich an die Oberfläche. Pip fing an zu lachen, lachte mit lauten Hicksern, sodass ihr Tränen in die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher