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Der Antares-Krieg

Der Antares-Krieg

Titel: Der Antares-Krieg
Autoren: Michael McCollum
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Richard vor den Herrschern der Ryall gemacht hatten, einen tiefen Eindruck hinterlassen, wenn auch nicht den beabsichtigten. Angesichts des drohenden Zusammenbruchs ihrer industriellen Fähigkeiten sahen die Herrschenden die unangenehme Wahl zwischen Kapitulation und Ausrottung. Wenigstens darin hatte Richards Plan makellos funktioniert.
    Anders als geplant war jedoch die Reaktion der Ryall auf ihre Kapitulationsaufforderung gewesen. Gezwungen, sich mit ihrer misslichen Lage auseinander zu setzen, hatten Jene Die Herrschen nur etwa vier Stunden benötigt, um zu entscheiden, dass sie entweder bald die Blockade aufbrechen oder sich ergeben mussten. Nachdem sie zu dieser Schlussfolgerung gelangt waren, verloren sie keine Zeit, um ihr Dilemma durch rasches und entschlossenes Handeln aufzulösen.
    Lange bevor die Queen Julia Darthan erreicht hatte, war bei den Ryall die Versammlung einer gewaltigen Streitmacht von Schiffen und Kriegern angelaufen. Vor das Ultimatum gestellt, beschleunigten sie lediglich ihre Vorbereitungen für einen letzten verzweifelten Großangriff zum Aufbrechen der Blockade. Schließlich, so überlegten sie, würde eine Kapitulation sie ohnehin ihre Krieger und Schiffe kosten, warum sie also nicht in einem letzten Großangriff einsetzen?
    Wie Varlan erklärte, war ihr Auftrag ein letzter Ausweg gewesen. Fernsucher sollte als letztes Schiff in den Faltraum Spica geschickt werden. Sollte man bei ihrer Ankunft die Ryall siegreich finden, würde Galatan mit seinen Waffen in den Kampf eingreifen. Sollten sie aber die Ryall-Flotte geschlagen und die Faltpunktverteidigung intakt vorfinden, hatte sie Anweisung, die Kapitulationsbereitschaft zu signalisieren. Während ihrer Befragung hatte Varlan ein weiteres Geheimnis aufgeklärt. Man hatte der Queen Julia nur die Rückreise von Darthan erlaubt, weil sie die Nachricht von den Kapitulationsverhandlungen überbringen musste. Wäre die diplomatische Mission nicht zurückgekehrt, würde jedes im Faltpunkt erscheinende Ryall-Schiff mit größter Wahrscheinlichkeit augenblicklich zerstört, und es gäbe keine Möglichkeit, der Menschheit die Kapitulation der Ryall bekannt zu machen. Indem sie die diplomatische Mission zur Flotte zurückkehren ließen, hatten Jene Die Herrschen ihre Optionen offen gehalten.
    Es war die Kaltblütigkeit der Rechnung, die Bethany schließlich von der fremdartigen Natur des Ryallverstandes überzeugte. Sie bezweifelte, dass ihre eigene Art solch eine Entscheidung hätte treffen können, und niemals so schnell wie Jene Die Herrschen . Menschen kapitulieren nicht demütig, wenn sie sich überwältigenden Widrigkeiten gegenüber sehen. Vielmehr kämpfen sie weiter, wenn der Kampf schon lange chancenlos geworden ist, oftmals sogar in klarer Erkenntnis ihrer völligen Vernichtung.
    Bethany fragte sich, ob die Ryall das Risiko wirklich kannten, das sie mit ihrer Entscheidung eingegangen waren, einen Großangriff zu führen und sich dann zu ergeben. Für Schiffsbesatzungen, die gerade erlebt hatten, wie Tausende ihrer Kameraden getötet worden waren, hätte die Versuchung, Fernsucher mit einer Rakete zu erledigen, überwältigend sein können.
    Dennoch war schließlich alles gut gegangen.
    Natürlich war der Krieg noch lange nicht zu Ende. Zum einen hatte bisher nur Darthan kapituliert. Es gab Dutzende von anderen Ryall-Welten. Jede würde überzeugt werden müssen, bevor Raketen und Laserstrahlen aufhörten, durch den schwarzen Himmel zu zischen. Tausend Dinge konnten noch immer schiefgehen – alles vom Misstrauen der einen oder der anderen Seite bis zu dummen Zufällen und Missverständnissen zwischen den Spezies.
    Trotz der schmerzenden Leere, die Bethany jedes Mal empfand, wenn sie an ihren kleinen Sohn auf dem fernen Alta dachte, war ihr bewusst, dass die Entscheidung, ihn zu verlassen, richtig gewesen war. Es bedeutete, dass sie seinen ersten Geburtstag versäumen würde, und dass er wahrscheinlich laufen konnte, bevor sie ihn wiedersah. Diese kostbaren Augenblicke würden für immer verloren sein und ließen sich nicht nachholen; aber es würde andere Momente geben.
    Eines jedoch würde sie nie tun: Niemals würde sie ihm von der Besuchergalerie eines Flughafens zuwinken, wenn sein Raumtransporter startete, um ihn letztendlich zu seinem Tod unter den Sternen zu bringen. Gewiss, sie hatte ihren Säugling verlassen, damit aber die Zukunft ihres Sohnes gesichert. Der Friede war noch nicht besiegelt, aber er war in Sicht. Nach mehr als
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