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Der amerikanische Buergerkrieg

Der amerikanische Buergerkrieg

Titel: Der amerikanische Buergerkrieg
Autoren: Michael Hochgeschwender
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Südens besser als je zuvor. Der Kongreß erließ einen
Military Reconstruction Act
und später ein Gesetz zur Bekämpfung des Ku Klux Klan, der ab den frühen 1870er Jahren allmählich an Bedeutung einbüßte. Außerdem konnten jetzt endlich jene Maßnahmen umgesetzt werden, die man schon vorher beschlossen hatte, die dann aber von Johnson blockiert oder behindert worden waren. Zehn der Südstaaten waren bereits unter Militärverwaltung gestellt worden. Das bedeutete, daß auch ihre Senatoren und Repräsentanten aus Washington, meist Sezessionisten des Jahres 1861, aus dem Kongreß geworfen wurden, sehr zur Erleichterung der Radikalen. Die Staaten bekamen Auflagen, unter denen sie sich wieder zur Aufnahme in die Union bewerben konnten. Vor allem mußten sie das XIV.
Amendment
vorbehaltlos anerkennen und ihre Verfassungen im Sinne der Radikalen liberalisieren. Mit dem XV.
Amendment
und der ab 1869 intensiveren Militärpräsenz im Süden konnte dann das Wahlrecht der Schwarzen flächendeckend durchgesetzt werden, was in den meisten Südstaaten zu republikanischen Regierungen führte, an denen schwarze Politiker einen erheblichen Anteil hatten. Auf einzelstaatlicher wie nationaler Ebene fanden sich nun schwarze Abgeordnete und Senatoren, ein Zustand, der bis in die 1880er Jahre hin anhielt und erst wieder ab den 1970erJahren in diesem Ausmaß erreicht wurde. Über diese Staatenregierungen mit schwarzer Beteiligung ist seitdem im Süden viel diskutiert worden. Lange hat man ihnen den Vorwurf der Korruption, der Unfähigkeit und der Parteilichkeit gemacht. Die neuere Forschung hat indessen nachgewiesen, daß sie in keiner Weise schlechter, zum Teil sogar effizienter waren als die korrupten, unfähigen und parteilichen Regierungen, die der Süden vorher und nachher erlebte. Mitte der 1870er Jahre sahen sich die Demokraten gezwungen, eigene schwarze Politiker in ihre Reihen zu integrieren, was jedoch nur mit mäßigem Erfolg geschah. Dennoch sollte nicht übersehen werden, daß seit etwa 1872/73 den Republikanern die schwarze Basis im Süden wegbröckelte. Zum einen waren sie nicht willens und in der Lage, die ökonomischen Bedürfnisse der Schwarzen zu befriedigen, da sie sich trotz aller Dominanz scheuten, eine Bodenreform einzuleiten. Zum anderen verhieß die Koalition mit moderaten Demokraten den Schwarzen im Süden zeitweilig mehr Aufstiegschancen und größere Sicherheit. Die politischen Verhältnisse waren im Süden der 1870er und frühen 1880er Jahre fluider als jemals zuvor.
    Aber auch auf nationaler Ebene verlor die radikale Rekonstruktion rasch den Schwung der Anfangsjahre zwischen 1867 und 1872. Ein Gutteil der Verantwortung dafür lastete auf den Schultern des neuen Präsidenten Ulysses S. Grant und seiner zur Korruption neigenden Administration. Wichtiger aber war der neuerlich einsetzende Strukturwandel in den USA. Im Nordosten der USA stieg der Anteil urbaner Bevölkerung in den 1870er Jahren erstmals auf über 50 Prozent, die Industrialisierung machte rasche Fortschritte, was weitere Massenmigration zur Folge hatte. Mit der steigenden Industrieproduktion stellte sich auch die Frage der finanziellen Liquidität ganz neu. Die Debatte über Gold- und Silberwährung, Papiergeld, Inflation und harten Dollar nahm immer mehr Aufmerksamkeit in Anspruch, vor allem als die USA wie das eben erst entstandene Deutsche Reich 1873 in die weltweite Rezession glitten, aus der sie, von kurzen Boomzyklen abgesehen, bis 1897 nicht mehr herauskamen. Dies waren sämtlich Probleme des Nordens und Mittelwestens, von denen der Süden aufgrund seiner dominantagrarischen Struktur weitgehend unberührt blieb. In der Folge ließ das mediale Interesse am Süden, trotz der weiteren kommunikativen Verdichtung etwa durch die Massenpresse eines William Randolph Hearst, deutlich nach. Selbst innerhalb der Republikanischen Partei rückte die gesamte Problematik der Südstaaten in den Hintergrund. Frühere Abolitionisten wie Horace Greeley, dessen
New York Tribune
in den 1850er Jahren an der Speerspitze der Bewegung gestanden hatte, wandten sich von der Partei ab und wurden konservativer. Zeitweilig, ab 1872, spalteten sich die Republikaner. All dies stärkte die Demokratische Partei.
    Der heftigste Widerstand gegen die Nationalisierungspolitik der radikalen Republikaner kam gleichwohl von ganz anderer Seite. Das Oberste Bundesgericht, an dessen Spitze von 1864 bis 1873 der ausgewiesene Abolitionist Salmon P. Chase stand, dem mit Morrison
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