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Der Amboss der Sterne

Der Amboss der Sterne

Titel: Der Amboss der Sterne
Autoren: Greg Bear
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aussah. Harpal gehörte nicht zu diesen sechs. Er blieb dicht bei Anna Gray Wolf.
    Umberto Umbra rief: »Wir benennen Leo Parsifal.«
    Gut. Völlig außerhalb der ausgetretenen Wege, dachte Martin.
    Jeanette trat vor. Sie war jetzt noch weniger sicher und wirkte erschrocken. »Wir benennen Mei-Li Wu-Hsiang Gemini.«
    »Ich benenne Ariel«, sagte Martin. Die sah ihn mit so schroffer Mißbilligung an, daß er darin zuerst Ärger bemerkte.
    »Gut«, sagte Harpal leise.
    Hans wendete den Blick nicht von der Sternsphäre ab.
    »Abstimmung für den neuen Boss!« rief Kirsten Two Bites.
    Martin sah, wie die Wirbel auseinanderbrachen, sich umbildeten, und wie Macht und Entschlossenheit von einer Gruppe zur anderen wechselten. Es wurde diskutiert und debattiert. Ariel war von ihrer Gruppe umgeben, sah aber immer noch sehr einsam aus. Sie war nicht ärgerlich. Sie war erschrocken. Sie konnte sich nicht überwinden abzulehnen.
    Auch sie empfand die Macht.
    Die Wahl sollte gerade stattfinden, als Eye on Sky mit einer Schlangenmutter den Schulraum betrat. Paola ging zu dem Bruder und sprach mit ihm. Dann zog sie sich zu Martin herüber.
    »Eye on Sky sagt, die Würger hat etwas Wichtiges entdeckt. Soll er uns das jetzt bekanntgeben? Er scheint es für einen dringenden Fall zu halten.«
    »Dann laß es uns hören!« sagte Martin und bat um Aufmerksamkeit.
    Eye on Sky rollte sich auseinander. Er roch leicht nach Terpentin und Heu. »Wir haben mit der Würger gesprochen. Es wurde etwas Wichtiges gefunden, das verborgen war. Man bittet die Windhund um Hilfe.«
    Ariel wirkte sehr erleichtert.
     
    Die Überreste von Sleep hatten sich zu einem Bogen verschmiert, der in ein paar Millionen Jahren einen Ring von Asteroiden um Leviathan bilden würde. Schon jetzt stießen die Strahlung und die Partikelwinde Leviathans die leichteren Elemente nach außen in den Bogen.
    Die Windhund beschleunigte, um die Würger am näheren Ende dieses Bogens zu treffen. Das war eine Reise von zweiundsechzig Millionen Kilometern.
    Bei zehn Ge würde die Windhund die Würger in weniger als drei Stunden erreichen. Die Crews erduldeten die Einschränkungen durch die Felder. Die Beschleunigung war nicht so extrem, daß sie jede Aktivität verboten hätte.
    Sie hatten genügend Zeit zum Abstimmen. Die Nominierten hielten eine kurze Ansprache. Mei-Li trat zurück und sagte, sie sei zu verwirrt und unsicher, um Führerschaft auszuüben. Martin stellte mit einiger Befriedigung fest, daß Ariel nicht zurücktrat.
    Hans sah schweigend zu. Er stand für sich, auf seiner Seite.
    Die Wahl wurde geheim durch Handy ausgeführt. Martin zählte die Ergebnisse.
    Er verkündete: »Ariel ist Boss.«
    Sie schloß die Augen und tat einen tiefen Atemzug. »Sofort anfangen?« fragte sie.
    Martin bestätigte: »Sofort.«
    »Ich wähle Jeanette Snap Dragon als meine Vertreterin.«
    Die Separatisten waren darauf nicht vorbereitet und verließen den Schulraum, um sich zu beraten.
    Ariel trat neben Martin, deutlich nervös, als die Crew ihr einzeln und in Gruppen gratulierte. Sie sagte zu Martin in einem kurzen freien Augenblick: »Ich hätte die Nominierung nicht annehmen sollen, Martin. Das ist schrecklich. Du hast doch wirklich eine Wut auf mich, nicht wahr?«
    »Du wirst Erfolg haben.«
    »O Gott! Ich habe für Jeanette gestimmt. Warum habe ich das getan?«
    »Es schafft Einheit«, versicherte ihr Martin, obwohl er seine Zweifel hatte.
    »Wirst du mir helfen, oder dich bloß hämisch freuen?«
    »Beides«, sagte Martin.
    Sie kniff ein Auge zu und verzog den Mund. »Ich verdiene es«, sagte sie. »O Gott – bin ich ein Idiot!«
    Von der Würger kamen keine Sendungen mehr an. Martin dachte, das könnte ein Spielchen seitens der Brüder sein. Sein Interesse war erregt. Eye on Sky weigerte sich, noch mehr zu sagen, selbst auf Drängen Paolas hin. Der Bruder roch stark nach Terpentin.
    Was hätte sie möglicherweise drängen können, um menschliche Hilfe zu bitten? Die Brüder waren überzeugt, daß die Vernichtung des Leviathansystems ein Fehler gewesen sei oder zumindest voreilig…
    Martin musterte die Crew im Schulraum. Er konnte keine Wirbel der Macht mehr erkennen und fragte sich, ob er sie sich nur eingebildet hätte. Was er jetzt sah, war Ruhe und Abwarten. Selbst Ariel zog nicht mehr Aufmerksamkeit auf sich, als sie es getan hätte, ehe sie Boss wurde. Sie saß friedlich mit Anna Gray Wolf da, und Martin empfand einen Stich von Einsamkeit. Sie hatte ihn gebraucht, und das war
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