Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Amboss der Sterne

Der Amboss der Sterne

Titel: Der Amboss der Sterne
Autoren: Greg Bear
Vom Netzwerk:
gebündelt und wie auf einem Nadelkissen nach außen gerichtet.
    Martin stockte der Atem. Er hustete, hielt eine Faust vor den Mund und versuchte, sein Entsetzen zu beherrschen, die quälend tobenden Emotionen in seinem Innern.
    Millionen über Millionen von Nadeln, jede fünfzig bis hundert Meter lang. Er war mit ihrer Konstruktion und ihrem Maß aufgewachsen. Die Mütter hatten sie den Kindern immer wieder beim Training vorgeführt.
    Stonemaker berichtete: »Unsere Späher haben einundvierzig dieser Ansammlungen gefunden. Sie haben im Innern von Sleep gewartet. Alles, was wir untersucht haben, scheint neuerer Herkunft zu sein, nicht alte Artefakte.«
    In Schutzfelder gehüllt wie Froschlaich in Gelatine, Überlebende der Vernichtung von Sleep, waren die Nadeln nicht Jahrtausende alt, keine Erzeugnisse eines verflossenen Zeitalters.
    Sie waren neu. Sie warteten.
    »Stimmst du unserer Vermutung zu?«
    »Ja«, krächzte Martin und hustete wieder. »O Gott, ja.«
    »Wir hoffen, daß dies die letzten sind, und daß nicht noch mehr entronnen sind, um weitere Welten zu finden und zu vernichten.«
    Martin nickte, sprachlos vor Wut und einer großen, schrecklichen Betrübnis.
    Stonemaker fragte: »Sollen wir den Job beenden?«

 
Perspektiven
     
Eins/Hans
     
    Heute haben wir den Auftrag beendet. Die Brüder haben um die Ehre ersucht, die Nadeln zu zerstören, und Ariel hat ihrer Bitte entsprochen. Die Mütter und die Schlangenmütter denken, daß der Job nun getan ist, werden aber hier Wachen stationieren, nur um sicher zu sein.
    Ich habe dieses Gesicht so lange beibehalten, daß es zur Natur geworden ist; aber als ich erfuhr, daß ich nicht unrecht hatte, habe ich vor ihnen geweint. Und niemand ist zu mir gekommen, niemand hat mich in die Arme genommen. Sei es drum!
    Ich hielt sie beisammen. Die Killer waren noch da. Sie haben uns alle angeschmiert. Ich habe es gesehen.
    Ich denke, sie werden mich wieder aufnehmen; aber ich weiß nicht, wie lange es dauern wird. Sie werden mich brauchen.
    Ich denke, daß niemand sich wirklich um andere kümmert, sondern nur um sich selbst. Ich nehme an, daß das auch für mich gilt. Aber ich freue mich zu sehen, daß wir endlich unsere Belohnung erhalten, wir alle. Ich kann damit zurechtkommen, einige Zeit allein zu sein.
    Ich werde einen Totenschrein für die Gestorbenen errichten. Wenn wir dorthin kommen, werde ich es mit bloßen Händen tun.

 
Zwei/Ariel
     
    Donna Emerald Sea hat heute die Gewänder herausgebracht. Sie sind sehr hübsch, aber ich glaube nicht, daß ich eins tragen kann. Ich mag keine Roben, und die mögen mich nicht.
    Ich habe mich dagegen entschieden, gegen Hans zu ermitteln. Habe mich heute morgen entschlossen, nachdem ich mit Martin gesprochen habe. Martin empfindet nach wie vor Sympathie für Hans. Ich weiß nicht, warum. Hans ist vielleicht der einzige richtige Hundsfott auf diesem Schiff.
    Es tut mir leid, daß die Brüder nicht mit uns kommen; aber wenigstens halten alle die Verlorenen Jungen und Wendys zusammen. Wir haben es überstanden, und darauf kann man stolz sein. Wir sind nicht wie das Totenschiff gescheitert. Aber es war nahe daran.
    Heute haben wir Leviathan verlassen. Das Schiff ist wieder groß und gut mit Treibstoff versorgt. Die ganze Crew hat sich im Schulraum versammelt, und wir haben eine Taufzeremonie abgehalten. Es war etwas Besonderes. Wir haben dem Schiff den Namen Dämmerungsgleiter II gegeben. Jemand hat Mayflower vorgeschlagen; aber das verursachte allerhand Diskussion über Kolonialismus und anderes empfindliches Zeug. Religion und so. Darum schritt ich ein und schlug vor, daß wir bei dem blieben, was wir hatten. Habe mich behauptet. Ich bin mir nicht sicher, ob ich so etwas gern tue, aber ich kann es wenigstens schaffen.
    Bezüglich Martin habe ich ein komisches Gefühl. Er hat sich so lange vor mir gedrückt und sieht jetzt verloren aus. Die meisten von uns sind einsam oder verwirrt, um es genauer auszudrücken.
    Das Ziel ist erreicht, unsere Aufgabe ist erfüllt, und wir sind frei, dahin zu gehen, wo es uns gefällt. Die Mütter werden uns hinbringen; aber wer weiß, wie lange wir werden suchen müssen? Wie weit wir reisen werden? Ich schätze, mehrere Jahrhunderte. Jedenfalls – was Martin betrifft – ich werde es noch einmal versuchen. Er ist ein so netter Bursche.
    Martin hat einen Namen erfunden und angefangen, unter diesem zu schreiben. Er schreibt Dinge, die zu schreiben er sich wohl selbst nicht getraute. Er hat
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher