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Der Amboss der Sterne

Der Amboss der Sterne

Titel: Der Amboss der Sterne
Autoren: Greg Bear
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ist, können wir es uns nicht leisten, Fehler zu machen«, beharrte Ariel.
    Martin verbarg seinen Ärger. »Laßt uns nicht…«
    »Du bist nur auf diesem Posten allein. Der nächste Boss sollte auch mitreden können.«
    »Wenn wir uns in dieser Wachperiode entscheiden, wird Martin der Boss sein, bis wir mit dem Auftrag fertig sind«, erinnerte Hans sie.
    Ariel schoß Hans einen vernichtenden Blick zu und sagte: »Wir sollten einen neuen Boss wählen, der uns in den Auftrag führt. Das sollte unser Recht sein.«
    »Das ist nicht das richtige Verfahren. Wir vergeuden Zeit«, sagte Hans ruhig.
    »Hol dich der Teufel, Farley!« explodierte Ariel.
    »Schluß!« sagte Martin. »Wir brauchen eine Wendy zur Unterstützung bei der Abstimmung.«
    »Beistand«, sagte Paola Birdsong mit einem Aufschlag ihrer großen, ruhigen Augen.
    »Eine Stunde in den Wurmräumen«, sagte Martin.
    Ariel zuckte die Achseln, reckte sich mit einem Staccato knackender Gelenke und verließ das Schulzimmer.
    »Du wirst doch nachher mit ihr reden, nicht wahr?« sagte Paola sanft, ohne zu drängen.
    Martin antwortete nicht sofort. Er schämte sich. Ein Boss sollte ruhig sein und niemals in Wut Strafen verhängen. »Ich werde ihr sagen, was wir beschließen.«
    »Auch sie muß entscheiden. Es ist eine knappe Abstimmung. Du wirst sie doch nach ihrer Meinung fragen?«
    »Natürlich«, sagte Martin. Er glaubte nicht, daß es eine knappe Abstimmung werden würde. Sie waren alle ungeduldig. Das war recht wahrscheinlich.
    Paola fuhr fort: »Ihr werdet eure Meinungsverschiedenheiten beilegen, nicht wahr? Denn du bist jetzt der Boss. Du kannst sie nicht umgehen. Das kränkt.«
    »Ich werde mit ihr reden«, versicherte Martin. Er hob wieder das Handy. »Wir wissen genug, um zu entscheiden, ob wir Fernsonden ausschicken. Das können wir uns selbst ausrechnen. Und ich denke, das sollten wir alle jetzt tun.«
    Die Mathematik war kompliziert und garantierte keine eindeutige Lösung. Die Möglichkeit der Entdeckung, wenn sie die Fernsonden aussandten, war bei dieser Entfernung gering, mußte aber gegen die Wahrscheinlichkeit abgewogen werden, daß diese Gruppe den oder die Sterne enthielt, nach denen sie suchten.
    Martin schloß die Augen und ließ noch einmal die Zahlen ablaufen. Er benutzte die Verfahren, welche ihn die Mütter gelehrt hatten, indem er deren angeborene Fähigkeit mobilisierte, Entfernungen und Geschwindigkeiten zu beurteilen mit Algorithmen, die normalerweise dem Verstand nicht zugänglich waren und viel mächtiger als bewußtes höheres Rechnen. Die Kinder hatten beschlossen, diese neuen Verfahren als Muttimathe zu bezeichnen, was Lewis Caroll vorgeschlagen hatte und für Muttis arithmetische Mathematik stand.
    Martin löschte alle Gedanken und fiel in die Kontemplation einer Konvergenz von Räumen und Ebenen, Senken und Hügeln, von Kugeln, die über Flächen rollten und sich in farbigen Vertiefungen trafen.
    Was Martin vor Augen hatte, als er mit seiner Muttimathe fertig war, fast so deutlich, als hätte es sein Handy projiziert, war die Gruppe der drei Sterne und eine Synopse der wichtigsten lokalen Sterne. Systeme, die von fremden Besuchern ausgebeutet waren, leuchteten hellrot; Systeme, die wahrscheinlich ausgebeutet, aber nicht verändert waren, leuchteten hellrosa; Systeme ohne Anzeichen äußerer Einwirkung leuchteten grün. Schiffe des Gesetzes erschienen nicht in dem mentalen Bild. Das taten sie nie. Die Mütter wußten immer, wo sie sich befanden.
    Die Kinder beendeten ihre Muttimathe innerhalb einiger Minuten. Jennifer Hyacinth und Giacomo Sicilia öffneten die Augen und sahen als erste Martin an. Sie waren die tüchtigsten in Muttimathe oder jeder beliebigen Mathematik und physikalischen Theorie. Ihnen folgten Stephanie Wing Feather, Harpal Timechaser, Cham Shark, Hans Eagle und dann die anderen. Die letzte war Rosa Sequoia, aber sie schloß die Arbeit ab.
    Fünf hatten Schwierigkeiten und sagten: »Nicht klar.« Das war normal. Sie würden an der Abstimmung nicht teilnehmen.
    Hans als Christopher Robin zählte, als jeder zwei Hände oder keine hob. Er machte die Gegenprobe, und alle senkten die Hände. »Zweiundfünfzig dafür, zweiundzwanzig dagegen, drei abwesend«, verkündete Hans. »Jetzt hat der Boss das Wort.«
    »Dies ist unsere erste Entscheidung«, sagte Martin. »Ich werde die Mütter bitten, die Fernsonden auszusenden. Wenn die Sterne verdächtig aussehen, wird unsere nächste Entscheidung sein, ob wir näher herangehen
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