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Der Altmann ist tot: Frl. Krise und Frau Freitag ermitteln

Der Altmann ist tot: Frl. Krise und Frau Freitag ermitteln

Titel: Der Altmann ist tot: Frl. Krise und Frau Freitag ermitteln
Autoren: Frl. Krise , Frau Freitag
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mehr, wie es war.
    Ich schmeiße meine Schultasche neben meinen Schreibtisch und lasse mich auf die Couch fallen.
    Der Freund kommt mit zwei Tassen rein und setzt sich neben mich.
    «Hier, trink erst mal einen Kaffee. Wie war’s denn heute in der Schule?»
    «Och, eigentlich easy. Aber ein Kollege wurde ermordet. Deshalb hatten wir früher Schluss, und ich war mit Frl. Krise noch bei Onkel Ali», antworte ich und zünde mir eine Zigarette an. Ich fühle mich wie erschlagen, dabei hatten wir schon nach der vierten Stunde Schluss, und richtigen Unterricht gab es heute ja auch nicht.
    «Was? Wie, ermordet?»
    «Also, die sagen zwar, dass es ein Unfall war. Aber ich bin sicher, da steckt mehr dahinter. Treppensturz. Tzzz, glaube ich niemals.»
    «Und wer …»
    «Günther Altmann. Mathe, Physik.»
    «Dieser Weiberheld?»
    «Ja, der. Und ein Angeber war das! Als ich neu an der Schule war, da hat er mir immer gute Ratschläge geben wollen. Aber immer so durch die Blume, dass er es ja wohl viel besser draufhätte als ich. Immer so Sprüche wie: ‹Echt, das traut der Soundso sich bei dir? Also bei mir ist der ganz ruhig.› Damit wollte der doch nur betonen, wie gut
er
die Schüler im Griff hat. Unangenehmer Typ.»
    «Na, besonders traurig scheinst du jedenfalls nicht zu sein.»
    Ich denke nach. Nein, traurig nicht. Geschockt? Klar. Tot. Das hat immer so etwas Endgültiges, und damit tue ich mich schwer. Deshalb habe ich auch keine Tätowierungen. Wäre einfach zu endgültig. Dabei hätte ich gerne einen Dolch auf dem Oberarm, mit einer Banderole, auf der RACHE steht.
    «Ich habe Hunger, gibt es was zu essen?», frage ich den Freund.
    «Ja, Lasagne. Ist schon im Ofen, dauert aber noch. Wie ist der denn gestorben, dieser Altmann?»
    «Angeblich ist er nachts eine Treppe am Reichstag runtergestürzt. Wahrscheinlich Genickbruch.»
    «Am Reichstag?», fragt der Freund und denkt nach.
    «Hmm! Gibt es auch Salat?» Ich habe solchen Hunger.
    «Was hat er denn da gemacht? Am Reichstag, da ist doch gar nichts?»
    «Keine Ahnung. Vielleicht wollte er spazieren gehen.»
    «Nachts? Da?»
    «Tja, weiß ich auch nicht, die Polizei wird das schon rausfinden.»
    «Meinst du denn, die ermitteln überhaupt? Wird denn bei so was überhaupt ermittelt? Du hast doch gesagt, die denken, es sei ein Unfall gewesen.»
    «Keine Ahnung, ob die sich das genauer ansehen.» Langsam habe ich keine Lust mehr, über Günther Altmann und seinen mysteriösen Tod zu sprechen. Ich habe nur noch Hunger und freue mich auf meine abendliche Dosis Fernsehen. Ich habe heute schon genug gesprochen, und der Freund scheint das zu merken, denn er verschwindet in die Küche. Hoffentlich gibt es auch Salat.
    Ich schalte den Fernseher an und zappe mich durch die Programme.
    Das Telefon klingelt.
    «Ist für dich!», ruft der Freund aus der Küche. «Frl. Krise. Sie sagt, es sei wichtig. Irgendwas mit Facebook.» Ich stehe auf und hole mir das Telefon.
    «Frl. Krise, was gibt’s?»

Verwirrt
    Im Lehrerzimmer ist es ganz still. Nur Frau Herz sitzt in ihrer Ecke und arbeitet verbissen vor sich hin. Günthers Platz ist frei geräumt. Eine kleine weiße Kerze brennt an der Stelle, an der immer seine grüne Thermoskanne stand. Daneben ein silbergerahmtes Foto – Günther, breit lachend vor der Wandkarte des Periodensystems im naturwissenschaftlichen Hörraum. Eine halb aufgeblühte Lilie liegt davor.
    «Mein Gott, das ist ja hier wie in einer Kapelle», rutscht mir raus. «Wer hat das gemacht? Das hätte der Günther aber lächerlich gefunden!»
    «Das war die Schirmer, Frl. Krise!» Frau Herz legt ihren Stift beiseite und guckt mich grimmig an. «Diese Deko ist alles, was die heute zustande gebracht hat. Ach nee, sein Fach hat sie auch noch ausgeräumt. Dann ist sie heulend zusammengebrochen und nach Hause gegangen, vielmehr gefahren worden. Der Fischer hat ihr ein Taxi bestellt. Die ist so was von over, sag ich dir!»
    «Fach ausgeräumt. Warum das denn? Die Leiche ist noch nicht kalt und schon …!»
    «Keine Ahnung, den Kram will sie der trauernden Witwe bringen. Na, die wird sich freuen – über Einladungen zur Fachkonferenz, Schülerlisten und so was.»
    Günthers Tod hängt wie eine dunkle Wolke über der Schule. Die Polizei war da, erzählt Frau Herz, und hat um «sachdienliche Hinweise» aus dem Kollegium gebeten. Neben der Kaffeemaschine hat irgendjemand eine alte Keksdose aufgestellt. «Für den Kranz» steht auf dem Zettel neben der Dose, und auch ein
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