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Der Altmann ist tot: Frl. Krise und Frau Freitag ermitteln

Der Altmann ist tot: Frl. Krise und Frau Freitag ermitteln

Titel: Der Altmann ist tot: Frl. Krise und Frau Freitag ermitteln
Autoren: Frl. Krise , Frau Freitag
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Da sollten sich die hysterischen Mädchen, die sich darüber beklagten, dass er ihnen auf Po und Brüste guckte, mal nicht so haben.
    Und der liegt jetzt in einem Kühlfach und wartet auf seine Obduktion? Denn darauf wird es doch hinauslaufen, soweit ich aus dem «Tatort» mit ungeklärten Todesursachen vertraut bin.
    Ohne mit jemandem zu sprechen, schlängele ich mich durch die aufgeregt diskutierenden Kollegen und stürze aus dem Lehrerzimmer, laufe direkt runter auf den Schulhof. Wo ist Frau Freitag? Die hat doch irgendwo hier draußen Aufsicht.
    Bloß jetzt nicht der wichtigtuerischen Frau Nolte oder der haltlos heulenden Frau Schirmer in die Hände fallen. Und schon gar nicht dem Pommer, der garantiert damit angeben wird, dass er der Erste war, der von dem Unglück wusste.
    Nein, ich will mit Frau Freitag sprechen, die soll mich angrinsen und sagen: «Bullshit, Frl. Krise. Günther! Den bringt doch nichts um.»
    Und genau das sagt sie auch, nachdem ich sie endlich gefunden habe. Sie sitzt gelangweilt auf der Bank unter der großen Platane neben dem Bolzplatz und beaufsichtigt drei Siebtklässler, die sich lustlos einen Ball zukicken. Die anderen Schüler haben sich auf den großen Schulhof zurückgezogen, wo offensichtlich niemand Aufsicht macht.
    «Umbringen!? Der ist nicht umgebracht worden, Frau Freitag. Unfall, tragischer Unfall, sagt der Fischer.»
    Frau Freitag schüttelt den Kopf. «Der Günther. Tzzz. Tot. So schnell kann’s gehen. Meinst du echt, das war ein Unfall? Weshalb sollte der diese Treppe runterfallen?»
    «Keine Ahnung.»
    Es klingelt zur dritten Stunde. Die Schüler strömen zum Eingang, und wir gehen langsam hinterher. Heute wird man ja wohl mal zu spät kommen dürfen …
    «Du musst das gleich deiner Klasse erzählen, Frau Freitag! Hat der Fischer gesagt – bevor sie es in der Zeitung lesen!»
    Frau Freitag lacht auf: «In der Zeitung lesen! Natürlich. Meine lesen ja ununterbrochen Zeitung. Aber, na ja, vielleicht bringen sie es auch in der Abendschau! Der Lehrer A. aus Kreuzberg … Unfall! Frl. Krise, ich schwöre, da ist etwas faul. Ich hab’s im Urin.»

Verstorben
    Der Altmann tot. Ich glaub es nicht. «Altmann, die alte Pottsau», wie ihn Hikmet immer nennt – nannte, muss ich nun wohl sagen. Und jetzt soll ich meiner Klasse davon erzählen. Soll ich das gleich machen? Oder am Ende der Stunde? Wie macht man so was? Wenn ich meiner Klasse damit am Anfang komme, ist wahrscheinlich der Unterricht gelaufen … hätte auch was für sich, dann kann ich die Stunde, die ich für heute vorbereitet habe, übermorgen halten und Donnerstag mit dem Freund ins Kino gehen.
    «Guten Morgen, Frau Freitag!»
    «Guten Morgen, Emre.»
    «Frau Freitag, ich habe mein Englischbuch vergessen.»
    «Ja, Miriam, ist nicht so schlimm, setz dich erst mal hin. Setzt euch alle mal hin. Ich muss euch was Wichtiges mitteilen.»
    Ungewöhnlich zügig gehen sie an ihre Plätze und starren mich an.
    «Was ist denn nun so wichtig, Frau Freitag?», ruft Hamza aus der letzten Reihe.
    «Hitzefrei, vallah», schreit jetzt Fuat, springt auf und reißt die Arme hoch.
    «Was hitzefrei, du Spast. Draußen ist übertrieben kalt.»
    «Also, vielleicht habt ihr das ja eben gehört, dass Herr Fischer alle Lehrer ins Lehrerzimmer bestellt hat. Dort hat er etwas Wichtiges mitgeteilt. Nämlich, dass …», fange ich an und werde sofort von Hamza unterbrochen: «Nämlich, dass die Schule geschlossen wird.»
    «Mann, lass sie doch mal ausreden. Frau Freitag, was denn? Was hat er gesagt?», fragt Rosa mit vorsorglich ängstlichem Blick.
    «Ja, also, er hat gesagt, dass Herr Altmann tot ist.»
    «Altmann, die alte Pottsau», höre ich aus der letzten Reihe und versuche möglichst streng nach hinten zu gucken.
    «Wie, tot?», fragt Rosa.
    «Na, mausetot. Aus, Ende, finito», antwortet Ozan und fährt sich mit der flachen Hand quer über den Hals. Rosa wendet sich angeekelt ab, lässt aber nicht locker: «Aber wie ist er denn gestorben? Dienstag in Mathe war er doch noch hier.»
    «Ja, wir hatten Hausaufgaben aufgekriegt. Frau Freitag, müssen wir die jetzt noch machen?», fragt Tayfun.
    Oh Mann, warum kann ich nicht eine zehnte Klasse unterrichten! Diesen Achtklässlern den Tod eines Kollegen mitzuteilen ist gar nicht so einfach.
    «Also, mit den Hausaufgaben, das weiß ich jetzt auch nicht. Und wie er gestorben ist … Herr Fischer hat wohl gesagt, er sei eine Treppe runtergestürzt.»
    «Wie, Treppe? Welche Treppe?», fragt
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