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Der Altmann ist tot: Frl. Krise und Frau Freitag ermitteln

Der Altmann ist tot: Frl. Krise und Frau Freitag ermitteln

Titel: Der Altmann ist tot: Frl. Krise und Frau Freitag ermitteln
Autoren: Frl. Krise , Frau Freitag
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Angst vor ihn. Aber jetzt, wo er tot ist, tut er mir auch leid.»
    Ich schließe den Raum auf, und die Schüler gehen auf ihre Plätze. Achte Klasse – neunte Klasse – echt ein Riesenunterschied. Wie ruhig und gesittet die sich im Raum bewegen. Ich stelle meine Tasche neben das Pult und wische die Tafel. Wo bleibt die Schirmer?
    «Kann ich noch schnell was essen?», fragt Justin und wartet sogar auf meine Antwort, bevor er sein Frühstück rausholt.
    «Ja, also, Frau Schirmer müsste gleich kommen. Bis dahin könnt ihr meinetwegen noch essen. Aber dann machen wir Unterricht.»
    Ich höre freudiges «Yoh!» und «Frau Freitag, Beste!», gehe zum Waschbecken und wasche den Schwamm aus. Ich werde noch die Innenseite der Tafel putzen. Bis ich fertig bin, ist die Schirmer ja hoffentlich aufgetaucht.
    Als ich die Tafel aufklappe, geht die Tür auf und Kollegin Schirmer kommt rein, guckt mit abwesendem Blick auf die Schüler und schleicht dann zu mir. Sie sieht fertig aus. Ihre Augen sind dunkelrot. Hat sie etwa geheult? Geht es ihr nicht gut?
    «Johanna, was ist denn? Hast du geweint? Ist was passiert?»
    Die Schirmer guckt mich verwirrt an: «Na, der Günther … hast du denn noch nicht …?»
    «Ja, ach so, klar, doch. Schlimme Sache. Ich weiß gar nicht, was …»
    «Es ist so schrecklich. Der Günther … warum … warum gerade er?», ihre Augen werden wieder wässrig, und ich schiebe sie auf den Lehrerstuhl, suche in meiner Tasche nach einem Taschentuch.
    «Hier Johanna, nimm!»
    «Danke, Frau Freitag. Du, ich weiß gar nicht … ich kann, also der Unterricht … es ist so schlimm. Er war doch erst 49 , das ist doch kein Alter … da ist man doch in den be…»
    Ich lege ihr die Hand auf die Schulter und klopfe ein wenig auf die Stelle neben ihrem Hals. Es soll sie beruhigen. Vielleicht sollte ich ihr anbieten zu gehen.
    «Ich mach das schon, Frau Schirmer. Beruhige dich erst mal.»
    Dankbar nickt sie und bringt so etwas wie ein verheultes Lächeln zustande.
    «Passt mal auf, Kinder, der Frau Schirmer geht es heute nicht so gut, und wie ihr ja sicher wisst, bin ich keine Musiklehrerin. Ich mache euch jetzt zwei Vorschläge: Ich könnte euch Englischaufgaben geben, oder ihr beschäftigt euch in der Stunde ruhig mit euch selbst und eventuell mit eurem Nachbarn.»
    «Können wir Handy benutzen?», fragt Justin, und ich nicke. Zufrieden kramt jeder in seiner Tasche oder quatscht mit seinem Banknachbarn. Ich hole mir einen Stuhl und setze mich neben Frau Schirmer. Die ist mittlerweile völlig in sich zusammengesunken. Ich streiche mit der Hand aufmunternd über ihren Rücken: «Johanna, jetzt erzähl mal, was hat der Fischer noch gesagt? Die Krise hat mir vorhin nur erzählt, der Günther sei eine Treppe runtergefallen.»
    «Ja, die Treppe am Reichstag. Da ist auch kein Geländer. Ich kenne diese Treppe. Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass der Günther da lag. Tot. Vielleicht lag er da die ganze Nacht. Es war doch so kalt, und hat es nicht auch geregnet?» Sie guckt mich fragend an. «Es hat doch nachts geregnet, oder?»
    «Ja, ich glaube schon.»
    «Der arme Günther. Im Regen. Ganz alleine. Vielleicht hat er ja noch gelebt.» Sie fängt wieder an zu schluchzen.
    «Die Frau von dem Günther, die war doch schwanger, oder?»
    «Ja. War sie. Also, ist sie …», antwortet Frau Schirmer und putzt sich so lautstark die Nase, dass sie von einigen Schülern verwirrte Blicke erntet. Das merkt sie allerdings nicht.
    «Die tut mir so leid», sage ich. «Schwanger, und dann stirbt der Mann …»
    «Ja, nun», sagt Frau Schirmer etwas kurz angebunden.
    «Kanntest du Günthers Frau?», frage ich.
    «Na, was heißt kennen? Ich habe sie ab und zu gesehen. Bei Schulfesten oder wenn wir von Klassenfahrten kamen, dann hat sie ihn immer abgeholt. Aber richtig kennen, nein.»
    «Die muss ja sehr viel jünger gewesen sein, wenn er schon 49 ist, also war, und sie jetzt schwan…»
    «Genau 21  Jahre jünger war die», unterbricht mich Frau Schirmer. Offensichtlich missbilligt sie den großen Altersunterschied zwischen dem Toten und der Schwangeren. «Jung und fordernd. Günther dies und Günther das … wie oft die angerufen hat, wenn wir unterwegs waren. An der Ostsee und vor allem, als wir mit der Klasse damals in Italien waren. STÄNDIG hat sein Handy geklingelt. Völlig unfähig war die – auch nur irgendwas alleine zu machen. Die konnte nicht mal eine Glühbirne selber auswechseln. Meiner Meinung nach lief das mit der und dem
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