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Der Altmann ist tot: Frl. Krise und Frau Freitag ermitteln

Der Altmann ist tot: Frl. Krise und Frau Freitag ermitteln

Titel: Der Altmann ist tot: Frl. Krise und Frau Freitag ermitteln
Autoren: Frl. Krise , Frau Freitag
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Hinweis auf die Kondolenzkarte, die Frau Nolte – wer sonst – verwaltet, fehlt nicht. Am Schwarzen Brett hängt der Artikel aus der B.Z. Das finde ich etwas geschmacklos. Und auf dem Flipchart steht handschriftlich:
    Wer will sich an der Gestaltung der Trauerfeier für Günther beteiligen? gez. Fischer
    Niemand hat sich bisher gemeldet. Mir ist das zu depressiv hier. Ich flüchte in Richtung naturwissenschaftlicher Trakt.
    Unterwegs auf dem Hof atme ich auf. Es ist schließlich trotzdem Frühling, ein leichter Wind geht durch die Bäume, die Sonne scheint, weiße Wölkchen schweben am hellblauen Himmel, und ein paar Spatzen zanken sich um die Reste eines Schulbrots. Plötzlich ist Kollege Wernitzki neben mir.
    «Mann, Hannes, hast du mich erschreckt! Warum schleichst du dich so an?»
    Hannes grinst. «Sorry, Frl. Krise! Wohin des Wegs?»
    «In die Biologie!»
    «Da muss ich auch hin. Also, in die Chemie. Versuche aufbauen.»
    Hannes Wernitzki ist nicht gerade mein Lieblingskollege. Er ist der drögeste Typ, den man sich vorstellen kann, ein Langeweiler vor dem Herrn. Außer Computer, Autos und seine Wohnwagenurlaube hat der keine Themen. Eine Eigenschaft hasse ich besonders an ihm: Er pfeift ständig leise vor sich hin. Auch jetzt fängt er wieder damit an und schlenkert im Takt dazu unternehmungslustig seine abgestoßene schweinslederne Tasche. Aber zumindest ist er immer freundlich. Er ist bekannt dafür, dass er Konflikten weiträumig aus dem Weg geht und die Arbeit nicht gerade erfunden hat. Wegen seiner milden Notengebung mögen ihn die Schüler, aber die meisten Kollegen nehmen ihn nicht ganz ernst.
    Der Biologievorbereitungsraum liegt gleich neben den Chemie- und Physiksammlungen. Dass der faule Hund in seinen Freistunden Versuche aufbauen will, wundert mich. Aber bitte!
    Wernitzki verschwindet pfeifend in seinem Sammlungsraum.
    Was ist das denn? Mitten auf dem offensichtlich leergeräumten Tisch in der Biologiesammlung steht ein kleines gerahmtes Foto von Günther. Davor liegt zusammengefaltet sein weißer Kittel, und obendrauf welkt eine langstielige rote Rose vor sich hin. Ist das crazy! War das auch die Schirmer? Auf so eine Idee wie mit dem Kittel muss man auch erst mal kommen! Gruselig.
    Ausräumen konnte die Schirmer hier aber nichts. Die Schränke der Kollegen sind abgeschlossen. Der Altmann belegte als Fachleiter natürlich mehr Schrankraum als wir simplen Lehrer. Typisch. Der hatte sogar im letzten Jahr ungefragt einen der Schränke von mir in Beschlag genommen. Na gut, besser gesagt ein Schränkchen. «Nur dieses Halbjahr», hatte er geflötet. Weil ihm der Platz nicht ausreichte und ich ja kaum noch Bio unterrichtete. Ich bin ein gutmütiger Mensch und habe ihm den Schrank auch großzügig überlassen. Allerdings behielt ich den Zweitschlüssel dazu. Sicher ist sicher …
    Ich könnte ja jetzt mal nachsehen …
    Nur der Günther, der stört mich! Muss der mich so anschauen? Ich gebe dem Bilderrahmen einen Schubs. Mit einem kleinen Knall fällt das Foto um.
    Und schon habe ich das Schränkchen geöffnet, hocke davor und staune. Der ordentliche Günther! Ist das ein Chaos hier! Nachlässig aufeinandergeschichtete Arbeitsblätter, Folien, Hefter und Fachzeitschriften füllen das obere Fach bis zum letzten Millimeter, unten stehen dafür nur vier Leitzordner und eine offene Box mit allerhand Krimskrams: Stifte, Scheren, Klebstoff, ein Locher, ein Jonglierball, Bindfaden, eine Schachtel Hustenbonbons, ein paar Batterien, eine Lupe, ein alter Lehrerkalender, ein paar zusammengefaltete Zettel – das war’s. Nichts Spektakuläres. Noch eine runde Dose. Kreide – natürlich!
    Nichts und schon gar nichts, was man einer trauernden Witwe überreichen müsste. Nur das übliche Lehrersediment, das es in allen Lehrerschränken überall auf der Welt gibt. Die Zettel in der Box sind übrigens Entschuldigungen, und der Lehrerkalender ist vom letzten Jahr. Der enthält auch nichts Besonderes: Noten, Notizen und Termine: Fachkonf., 15 . 00  Uhr; Betti Geb.; Dr. Rauch Unters.; Joh.  CB , 16 – unverständliches Zeug. Hinten drin liegen noch ein paar Notizzettelchen. Ein gelbes Post-it löst sich und flattert zu Boden.
    Da dreht sich ein Schlüssel im Schloss der Verbindungstür zur Chemiesammlung.
    Scheiße! Blitzschnell lasse ich den Kalender in der Jackentasche verschwinden und schiebe mein Knie über das Zettelchen am Boden. Au! Mist – vom Hocken tut mir schon alles weh!
    Wernitzki erscheint in der
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