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Der Adler ist entkommen

Der Adler ist entkommen

Titel: Der Adler ist entkommen
Autoren: Jack Higgins
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und bereitete das Tablett vor. Während ich wartete, daß das Wasser zu kochen begann, zündete ich mir eine Zigarette an. Als ich mich umdrehte, lehnte sie mit verschränkten Armen in der Tür.
      »Ihre Arbeit«, nahm ich das Gespräch wieder auf, »für Ihre Promotion. Wie lautete das Thema?«
      »Es ging um bestimmte Aspekte des Dritten Reichs während des Zweiten Weltkriegs.«
      »Interessant. Cohen - sind Sie Jüdin?« Ich kümmerte mich um die Teekanne.
      »Mein Vater war deutscher Jude. Er hat Auschwitz überlebt und ging dann in die Vereinigten Staaten. Aber er starb ein Jahr nach meiner Geburt.«
      Mir fiel nichts Besseres ein als die unzureichende Floskel: »Das tut mir leid.«
      Sie starrte mich einen Moment lang mit leerem Blick an, dann ging sie zurück ins Wohnzimmer. Ich folgte ihr mit dem Tablett, stellte es auf einen kleinen Rauchtisch am Feuer, und wir ließen uns in zwei Ohrensessel sinken.
      »Was eine Erklärung für Ihr Interesse am Dritten Reich sein dürfte«, stellte ich fest und schenkte uns Tee ein.
      Sie runzelte die Stirn und nahm die Tasse, die ich ihr reichte. »Ich bin Historikerin. Es ist keine Obsession. Mein besonderes Interesse gilt der Abwehr, dem militärischen Geheimdienst der Deutschen. Warum er gleichzeitig so gut und doch wieder so schlecht war.«
      »Sie meinen Admiral Canaris und seinen Verein?« Ich zuckte die Achseln. »Ich würde sagen, daß er im Grunde niemals mit ganzem Herzen bei der Sache war, aber da die SS ihn im April
    1945 im Konzentrationslager Flossenburg aufhängte, werden wir wohl nie die Wahrheit erfahren.«
      »Womit ich zu Ihnen komme«, sagte sie. »Und zu Ihrem Buch Der Adler ist gelandet.«
      »Ein Roman, Dr. Cohen«, warnte ich. »Reine Spekulation.«
      »Mindestens fünfzig Prozent davon sind nachprüfbare historische Fakten, wie Sie selbst zu Beginn des Buchs erklären.«
      Sie beugte sich vor, hatte die Hände auf den Knien verschränkt und signalisierte innere Anspannung. »Na schön«, sagte ich leise, »worauf wollen Sie nun eigentlich hinaus?«
      »Erinnern Sie sich noch, wie Sie zum erstenmal von der Sache erfuhren?« erwiderte sie. »Die Entdeckung, die Sie dazu brachte, das Ganze weiterzuverfolgen?«
      »Natürlich«, antwortete ich. »Die Gedenktafel für Steiner und seine Männer, die die Dorfbewohner von Studley Constable unter dem Grabstein im Kirchhof versteckten.«
      »Wissen Sie noch, was darauf stand?«
      »Hier ruhen Oberstleutnant Kurt Steiner und dreizehn deutsche Fallschirmjäger, gefallen am 6. November 1943.«
      »Genau«, sagte sie. »Es wird an Oberstleutnant Kurt Steiner und dreizehn deutsche Fallschirmjäger erinnert.«
      »Und worum geht es nun Ihnen dabei?«
      »Dreizehn plus eins ergibt vierzehn, nur liegen keine vierzehn Leichen in dem Grab. Es sind nur dreizehn.«
      Ich starrte sie ungläubig an. »Wie, zum Teufel, kommen Sie darauf?«
      »Weil Kurt Steiner an jenem Abend auf der Terrasse des Meltham House nicht gestorben ist, Mr. Higgins.« Sie griff nach dem Aktenkoffer, öffnete ihn und holte einen braunen Schnellhefter hervor. »Und den Beweis dafür habe ich hier.«
      Diese Eröffnung verlangte entschieden nach einem Bushmills Whiskey. Ich schenkte mir also einen ein. »Darf ich mir diesen Beweis einmal ansehen?«
      »Natürlich, deshalb bin ich ja hergekommen, aber lassen Sie mich vorher etwas erklären. Jede Untersuchung der Spionagetätigkeit der Abwehr während des Zweiten Weltkriegs hat immer auch mit der Arbeit des SOE zu tun, des Special Operations Executive, der auf Geheiß Churchills vom britischen Geheimdienst 1940 eingesetzt wurde, um den Widerstand und die Untergrundbewegungen in Europa zu koordinieren.«
      »Laßt Europa in Flammen aufgehen, lautete der Befehl des alten Mannes«, warf ich ein.
      »Zu meiner Verblüffung entdeckte ich, daß eine Reihe Amerikaner schon für den SOE tätig waren, bevor Amerika in den Krieg eintrat. Ich dachte, daß das vielleicht der Stoff für ein Buch sein könnte. Ich kam hierher, um weitere Nachforschungen anzustellen. Ein Name, der immer wieder auftauchte, war Munro - Brigadier Dougal Munro. Vor dem Krieg war er Archäologe und lehrte in Oxford. Beim SOE war er der Chef von Sektion D. Die allgemein als Abteilung für die Schmutzarbeit bekannt war.«
      »Ich habe von ihm gehört«, sagte ich.
      »Einen großen Teil meiner Recherchen unternahm ich im Public Records Office. Wie Sie
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