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Der Adler ist entkommen

Der Adler ist entkommen

Titel: Der Adler ist entkommen
Autoren: Jack Higgins
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ausgehungert.«
      Sie saßen an einem runden Tisch in der kleinen Kantine und tranken Kaffee. »Der Führer ist gestern abend wohlbehalten angekommen«, berichtete Schellenberg.
      »Und Rommel und der Admiral?« wollte Devlin wissen.
      »Ich habe keine Ahnung, wo sie sich aufhalten, aber sie dürften sehr bald mit ihm zusammentreffen. Sie müßten eigentlich schon unterwegs sein.«
      »Ihr Plan erscheint auf seine verrückte Art durchaus vernünftig«, meinte Steiner, »aber es gibt noch einen erheblichen Unsicherheitsfaktor.«
      »Haben Sie Zweifel, ob die Männer des FallschirmjägerKommandos Ihnen folgen werden?«
      »O nein, ich meine, was passiert mit euch dreien im Château, bevor wir dort eintreffen?«
      »Nun, wir haben keine Wahl«, sagte Schellenberg. »Es geht eben nicht anders.«
    »Ja, Sie haben wohl recht.«
      Für einen Moment herrschte Stille, dann fragte Schellenberg: »Machen Sie bei dieser Aktion mit, Herr Oberst, oder nicht? Viel Zeit haben wir nicht mehr.«
      Steiner stand auf und trat ans Fenster. Es hatte zu regnen begonnen, und er blickte für einige Sekunden hinaus und wandte sich dann um. »Ich habe eigentlich wenig Grund, dem Führer zu helfen, und das nicht nur wegen meines Vaters. Er ist ein Ungeheuer, eine Katastrophe für die Menschheit. Aber am wichtigsten ist für mich, daß er schlecht für Deutschland ist. Andererseits wäre Himmler als Staatsoberhaupt ein noch größeres Desaster. Solange der Führer an der Macht ist, besteht wenigstens die Chance, daß dieser verdammte Krieg in absehbarer Zeit beendet wird.«
      »Also machen Sie mit?«
      »Ich glaube nicht, daß wir eine andere Wahl haben.«
      Asa Vaughan zuckte die Achseln. »Zum Teufel noch mal, Sie können auf mich zählen.«
      Devlin stand auf und reckte sich. »Na schön, dann wollen wir mal anfangen.« Er öffnete die Tür und ging hinaus.
      Als Schellenberg die Hütte betrat, wo Devlin und Asa Vaughan sich für kurze Zeit hingelegt hatten, war Devlin gerade damit beschäftigt, sein Beinhalfter umzuschnallen. Er hatte ein Bein auf dem Bett stehen und das Hosenbein hochgekrempelt.
      »Ist das Ihr sogenanntes fünftes As, mein Freund?«
      »Und dies hier.« Devlin nahm die Walther mit dem Schalldämpfer aus der Reisetasche und steckte sie sich hinten in den Hosenbund. Dann holte er die Luger hervor. »Die ist für die Hosentasche. Ich bezweifle, daß die SS-Wachen uns bewaffnet hereinlassen, daher ist es am besten, wenn man etwas bei sich hat, das man ihnen geben kann.«
      »Meinen Sie, das klappt?« fragte Schellenberg.
      »Stelle ich da so etwas wie Unsicherheit fest, Herr General, und das von Ihnen und zu diesem Zeitpunkt?«
      »Eigentlich nicht. Aber sehen Sie, die Alliierten haben eines klar durchblicken lassen: keine Friedensverhandlungen. Totale Kapitulation. Und das wäre das letzte, was Himmler sich leisten könnte.«
      »Ja, die Schlinge für seinen Hals ist schon geknüpft.«
      »Vielleicht auch für mich. Schließlich bin ich trotz allem General der SS«, sagte Schellenberg.
      »Keine Angst, Walter.« Devlin lächelte. »Wenn Sie in einer Gefängniszelle landen, dann komme ich und hole Sie raus, und zwar ganz umsonst. Und jetzt sollten wir uns beeilen.«
      Generalfeldmarschall Erwin Rommel und Admiral Canaris hatten Rennes gegen fünf Uhr früh in ihrem Mercedes verlassen. Gelenkt wurde der Wagen aus Sicherheitsgründen von Rommels Adjutanten, einem Major Karl Ritter. Zwei Militärpolizisten auf Motorrädern waren ihre einzige Eskorte. Sie bildeten die Vorhut, als sie im Morgengrauen über die engen französischen Landstraßen brausten.
      »Er will uns nur verunsichern. Das ist der einzige Grund, warum er uns zu einer derart blödsinnigen Uhrzeit zu sich bestellt«, sagte Canaris.
      »Der Führer möchte, daß wir alle ein wenig durcheinander sind, Herr Admiral«, meinte Rommel. »Ich hätte erwartet, daß Sie das schon längst erkannt haben.«
      »Ich möchte bloß wissen, was er im Schilde führt«, sagte Canaris. »Wir wissen, daß er Sie als Oberkommandierenden der Heeresgruppe B bestätigen will, doch um das zu tun, hätte er Sie auch nach Berlin holen können.«
      »Genau«, sagte Rommel. »Und dann gibt es auch noch Einrichtungen wie Telefone. Nein, ich denke eher, es geht um die Normandie-Frage.«
      »Meinen Sie denn, wir könnten ihn in dieser Angelegenheit überzeugen?« fragte Canaris. »Unser Bericht spricht eigentlich
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