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Der Adler ist entkommen

Der Adler ist entkommen

Titel: Der Adler ist entkommen
Autoren: Jack Higgins
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für sich.«
      »Tja, unglücklicherweise tendiert der Führer zu Pas de Calais, und sein Astrologe auch.«
      »Und Onkel Heini?« fragte Canaris.
      »Himmler ist immer der gleichen Meinung wie der Führer, das wissen Sie so gut wie ich.« Als der Regenvorhang kurz aufriß, konnten sie vor sich Belle Ile erkennen. »Sehr eindruckvoll«, meinte Rommel.
      »Ja, sehr wagnerianisch«, fügte Canaris trocken hinzu.
      Kurz danach verließ der Mercedes die Straße und bog in die Zufahrt zum Schloß ein, die beiden Motorradfahrer vorne weg.

    15

    Es war kurz nach sechs Uhr, und Hauptmann Erich Kramer,
    der das zwölfte Fallschirmjäger-Kommando in St. Aubin führte, saß in seinem Büro bei einer Tasse Kaffee, als er ein Fahrzeug in den Bauernhof rollen hörte. Er ging zum Fenster und sah einen Kübelwagen, dessen Leinenverdeck zum Schutz gegen den Regen aufgespannt war. Als erster stieg Asa Vaughan aus, gefolgt von Schellenberg und Devlin.
      Kramer erkannte sie von ihrem letzten Besuch sofort wieder und runzelte mißtrauisch die Stirn. »Was zum Teufel wollen die denn schon wieder?« murmelte er halblaut.
      Und dann tauchte Kurt Steiner auf. Da er selbst keine Mütze mehr besaß, hatte er sich eine von Oberfeldwebel Leber ausgeliehen, und zwar jenes Modell, das allgemein nur unter der Bezeichnung »Schiffchen« bekannt war. Sie war besonders bei den Veteranen des Fallschirmjäger-Regiments beliebt. Er stand draußen im Regen in seiner blaugrauen Fliegerbluse mit den gelben Kragenspiegeln, der Springerhose und den Springerstiefeln. Kramer sah auch das Ritterkreuz mit Eichenlaub, den silbernen und den goldenen Adler des Fallschirmspringerabzeichens, die Ärmelbänder von Kreta und des Afrikakorps.
      »O mein Gott«, murmelte er, griff nach seiner Mütze, öffnete die Tür und knöpfte seine Bluse zu. »Herzlich willkommen, Herr Oberst Steiner.« Er schlug die Hacken zusammen, salutierte und beachtete die Begleiter seines Idols gar nicht. »Ich kann Ihnen gar nicht beschreiben, welche Ehre das für uns ist.«
      »Es ist mir ein Vergnügen. Hauptmann Kramer, nicht wahr?«
    Steiner sah Kramers Ärmelstreifen sowie das Ordensband der Winterkriegsmedaille. »Wir scheinen ja so etwas wie alte Kameraden zu sein?«
    »Ja, Herr Oberst.«
      Mehrere Fallschirmspringer waren aus der Kantine aufgetaucht, neugierig, wer wohl die Neuankömmlinge sein mochten. Beim Anblick Steiners nahmen sie augenblicklich Haltung an. »Rühren, Freunde«, rief Steiner und fragte Kramer: »Wieviel Leute haben Sie hier?«
      »Nur fünfunddreißig, Herr Oberst.«
      »Gut«, sagte Steiner. »Ich brauche jeden Mann, Sie eingeschlossen. Lassen Sie uns ins Trockene gehen, damit ich Ihnen alles erklären kann!«
      Es regnete, und die fünfunddreißig Männer des zwölften Fallschirmjäger-Kommandos standen in vier Reihen auf dem Hof des Bauernhauses. Sie trugen die für das FallschirmjägerRegiment so typischen Stahlhelme, weite Mäntel, und die meisten hielten Schmeisser-Maschinenpistolen vor der Brust. Sie standen da, stramm und in vorschriftsmäßiger Haltung, während Steiner eine Ansprache hielt. Schellenberg, Devlin und Asa Vaughan hielten sich im Hintergrund.
      Steiner hatte sich nicht mit Nebensächlichkeiten aufgehalten, sondern nur die Fakten aufgezählt. »So ist die Lage. Der Führer soll in Kürze den Tod durch die Hände verräterischer Elemente der SS finden. Unsere Aufgabe besteht darin, das zu verhindern. Noch irgendwelche Fragen?«
      Kein Wort wurde gesprochen, nur das dumpfe Trommeln des Regens war zu hören, und Steiner wandte sich an Kramer. »Machen Sie sie abmarschbereit, Herr Hauptmann.«
      »Zu Befehl, Herr Oberst.« Kramer salutierte.
      Steiner wandte sich an die anderen. »Reichen Ihnen fünfzehn Minuten?«
      »Das ist ja fast wie bei den Panzern«, sagte Schellenberg. »Schnell wie der Blitz.«
      Er und Asa stiegen in den Kübelwagen. Devlin, den schwarzen Hut schräg über ein Ohr gezogen und in dem Trenchcoat, den er aus dem Army and Navy Club hatte mitgehen lassen und der bereits völlig durchnäßt war, konnte sich eine Bemerkung nicht verkneifen. »Auf gewisse Art haben wir diese Situation schon mal erlebt«, sagte er zu Steiner.
      »Ich weiß, und es war die gleiche dumme Frage. Spielen wir das Spiel, oder spielt das Spiel uns?«
      »Hoffen wir, daß wir diesmal mehr Glück haben als beim letzten Mal, Herr Oberst.« Devlin lächelte, stieg wieder in den Kübelwagen,
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