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Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Titel: Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2
Autoren: Tad Williams
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anders sein, wenn sie so wenig Handel mit euch treiben?«
    Simon wischte sich den Mund ab und verzog das Gesicht. »Aber es ist salzig!« Er schnüffelte an der Schale und schnitt eine neue Grimasse.
    Der Sitha nickte und nippte wieder. »Sie tun Salz hinein, ja – und auch Butter.«
    »Butter!«
    »Wunderbar sind die Wege von Mezumiirus Enkeln«, intonierte Jiriki feierlich, »und ohne Ende ist ihre Vielfalt.«
    Simon stellte angewidert die Schale hin. »Butter. Usires steh mir bei, was für ein elendes Abenteuer.«
    Jiriki trank gelassen seinen Tee aus. Der Name Mezumiiru erinnerte Simon wieder an seinen Trollfreund, der ihm einmal nachtsim Wald ein Lied über die Mondfrau vorgesungen hatte. Seine Stimmung verdüsterte sich aufs Neue.
    »Aber was können wir für Binabik tun?«, fragte er. »Können wir überhaupt irgendetwas für ihn tun?«
    Jiriki schlug seine gleichmütigen Katzenaugen auf. »Wir werden morgen Gelegenheit haben, für ihn zu sprechen. Ich habe noch nicht herausgefunden, was ihm vorgeworfen wird. Nur wenige Qanuc sprechen eine andere Sprache als ihre eigene – dein Gefährte ist in der Tat ein sehr ungewöhnlicher Troll –, und ich beherrsche die ihre nur mäßig. Auch lieben sie es nicht, Fremde in ihre Angelegenheiten einzuweihen.«
    »Was passiert morgen?«, fragte Simon und sank auf sein Bett zurück. Sein Kopf hämmerte. Warum fühlte er sich nur immer noch so schwach?
    »Es wird eine Art … Hof gehalten, nehme ich an. Bei dem die Herrscher der Qanuc sich alles anhören und dann eine Entscheidung fällen.«
    »Und dort werden wir für Binabik sprechen?«
    »Nein, Seoman, nicht direkt«, antwortete Jiriki sanft. Ein sonderbarer Ausdruck huschte über seine hageren Züge. »Wir gehen dorthin, weil du dem Drachen des Berges begegnet bist … und noch lebst. Die Herrscher der Qanuc möchten dich sehen. Ich zweifle nicht daran, dass auch die Verbrechen deines Freundes zur Sprache kommen werden, in Gegenwart seines ganzen Volkes. Nun aber ruh dich aus, du wirst es nötig haben.«
    Jiriki stand auf und streckte die schlanken Glieder, wobei er den Kopf auf seine bestürzend fremdartige Weise drehte, die Bernsteinaugen ins Leere gerichtet. Simon fühlte, wie ihn am ganzen Körper ein Schauder überlief, gefolgt von schrecklicher Müdigkeit.
    Der Drache! , dachte er benommen, halb verwundert, halb entsetzt. Er hatte einen Drachen gesehen! Er, Simon der Küchenjunge, das verachtete, herumlungernde Mondkalb, hatte das Schwert gegen einen Drachen erhoben und es überlebt – sogar, als das kochende Drachenblut über ihn gespritzt war! Wie in einer der alten Geschichten!
    Er sah hinüber zu Dorn, das schwarzglänzend halb zugedecktan der Wand lag und wie eine schöne, tödliche Schlange auf etwas Unbestimmtes wartete. Selbst Jiriki schien wenig Lust zu haben, es in die Hand zu nehmen oder auch nur darüber zu sprechen; gelassen hatte der Sitha Simons Fragen danach abgewehrt, welcher Zauber wohl wie Blut durch Camaris’ seltsames Schwert rinnen mochte. Simons kalte Finger stahlen sich an sein Kinn und zu der noch immer schmerzenden Narbe, die sich über sein Gesicht zog. Wie hatte er, ein bloßer Küchenjunge, es auch nur wagen können, ein so mächtiges Ding zu berühren?
    Er schloss die Augen und fühlte, wie die riesige und gleichgültige Welt sich langsam, ganz langsam um ihn drehte. Er hörte Jiriki durch die Höhle zur Tür gehen, spürte den schwachen Luftzug, als der Sitha an der Klappe vorbei ins Freie schlüpfte; dann zog der Schlaf ihn in die Tiefe.

    Simon träumte. Wieder schwamm das Gesicht des kleinen, dunkelhaarigen Mädchens an ihm vorüber. Es war ein Kindergesicht, aber die ernsten Augen waren alt und tief wie der Brunnen auf einem verlassenen Kirchhof. Es war, als wollte sie ihm etwas sagen. Ihr Mund bewegte sich lautlos, aber als sie durch die trüben Gewässer des Schlafs davonglitt, glaubte er für eine Sekunde ihre Stimme zu hören.
    Als er am nächsten Morgen erwachte, stand Haestan vor ihm. Die Zähne des Wachsoldaten waren in einem grimmigen Lächeln entblößt. Sein Bart funkelte von schmelzendem Schnee.
    »Zeit zum Aufstehen, Bursche. Viel los heute, viel los.«
    Es dauerte einige Zeit, aber obwohl er sich recht schwach fühlte, schaffte er es, sich anzuziehen. Haestan half ihm mit den Stiefeln, die er nicht wieder angehabt hatte, seit er in Yiqanuc aufgewacht war. Sie kamen ihm an den Füßen brettsteif vor, und der Stoff seiner Kleidung kratzte auf seiner merkwürdig
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