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Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Titel: Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2
Autoren: Tad Williams
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Tieren etwas zu und ritten hastig weiter, bis sie hinter der Kurve des Berges verschwunden waren. »Jetzt haben sie wenigstens was zu klatschen«, feixte Haestan.
    »Binabik hat mir von seiner Heimat erzählt«, sagte Simon, »trotzdem habe ich sie mir nicht recht vorstellen können. Die Dinge sind nie wirklich so, wie man glaubt, nicht wahr?«
    »Nur unser guter Herr Usires kennt alle Antworten«, nickte Haestan. »Wenn du jetzt deinen kleinen Freund sehen willst, sollten wir uns lieber auf den Weg machen. Sei vorsichtig – und geh nicht so nah am Rand entlang.«

    Langsam stiegen sie den gewundenen Pfad hinab, der quer zum Hang verlief und abwechselnd schmaler und breiter wurde. Oben stand die Sonne hoch am Himmel, aber ein Nest rußfarbener Wolken verbarg ihr Licht. Über das Antlitz des Mintahoq pfiff ein beißender Wind. Der Berggipfel über ihnen trug eine weiße Eisdecke wie die hohen Spitzen auf der anderen Talseite, aber hier, ein Stück weiter unten, lag nicht überall Schnee. Ein paar breite Verwehungen bedeckten stellenweise den Pfad, andere schmiegten sich in Höhleneingänge, aber es gab auch überall trockenen Fels und blanken Boden. Simon wusste nicht, ob diese Art Schnee für die ersten Tage des Tiyagarmonats hier in Yiqanuc normal war; was er aber genau wusste, war, dass er Graupelwetter und Kälte zutiefst satthatte. Jede Flocke, die ihm ins Auge wehte, fühlte sich an wie eine Beleidigung; das narbige Fleisch an Wange und Kinn schmerzte höllisch.
    Nachdem sie den anscheinend stärker bevölkerten Teil des Berges hinter sich gelassen hatten, waren nur noch wenige Trolle zu sehen. Aus manchen Höhlenöffnungen spähten dunkle Gestalten durch den Rauch, und zwei weitere Gruppen von Reitern, die in dieselbe Richtung ritten, überholten sie, wurden langsamer, um sie anzustarren, und trabten dann so hastig weiter wie der erste Trupp.
    Die beiden kamen an einem Rudel Kinder vorbei, das in einer Schneewehe spielte. Die jungen Trolle, kaum höher als Simons Knie, waren in dicke Jacken und Hosen pelzig eingemummt und sahen wiekleine runde Igel aus. Als Simon und Haestan vorüberstapften, bekamen sie große Augen, und das schrille Geschnatter verstummte; aber sie rannten nicht weg und zeigten kein Zeichen von Furcht. Das gefiel Simon. Er lächelte sanft, wobei er auf seine schmerzende Wange achtete, und winkte ihnen zu.
    Eine Schlinge des Pfades hatte sie weit nach der Nordseite des Berges geführt. Sie befanden sich jetzt in einem Gebiet, in dem der Lärm der Bewohner des Mintahoq gänzlich verstummt war und nur noch die Stimme des Windes und der wirbelnde Schnee sie umgaben.
    »Gefällt mir kein Stück«, bemerkte Haestan.
    »Was ist das?« Simon deutete den Hang hinauf. Auf einer Felsterrasse hoch über ihnen erhob sich ein fremdartiger, eiförmiger Bau aus sorgfältig zusammengefügten Schneeblöcken. Von der schrägen Sonne rosig gefärbt, schimmerte er matt. Davor stand eine Reihe schweigender Trolle, Speere fest in den Fausthandschuhen, die Gesichter unter den Kapuzen hart.
    »Nicht mit dem Finger zeigen, Junge«, warnte Haestan und zupfte Simon leicht am Arm. Hatten einige der Wächter zu ihnen hinuntergeblickt? »Das ist was Wichtiges, hat dein Freund Jiriki gesagt. Heißt ›Eishaus‹. Die kleinen Leute regen sich zur Zeit grade fürchterlich darüber auf. Weiß nicht, warum – will’s auch gar nicht wissen.«
    »Eishaus?« Simon machte große Augen. »Wohnt dort jemand?«
    Haestan schüttelte den Kopf. »Jiriki hat nichts davon gesagt.«
    Simon betrachtete Haestan nachdenklich. »Hast du viel mit Jiriki geredet, seit du hier bist? Ich meine, weil ich ja nicht ansprechbar war?«
    »Nun ja …«, meinte Haestan und stockte. »Eigentlich nicht viel. Sieht immer aus, als ob … als ob er grad über was Bedeutendes nachdenkt, verstehst du? Irgendwas Wichtiges. Aber auf seine Art ist er ganz nett. Nicht so richtig wie ein Mensch, aber in Ordnung.« Haestan dachte weiter darüber nach. »Nicht so, wie ich mir ein Zauberwesen vorgestellt hatte. Redet ganz vernünftig.« Haestan lächelte. »Hält viel von dir, Junge. So wie er von dir spricht, könnte man glauben, er schuldet dir Geld.« Er gluckste in seinen Bart.
    Für einen Menschen, der so geschwächt war wie Simon, erwies sich der Weg als lang und anstrengend: zuerst aufwärts, dann wieder nach unten, kreuz und quer über den ganzen Berg. Obwohl Haestan ihm jedes Mal, wenn er wankte, stützend die Hand unter den Ellenbogen schob, fragte Simon
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