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Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Titel: Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2
Autoren: Tad Williams
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demselben brennenden Öl gefüllt war, das auch die Lampen speiste. Die beiden Gestalten im Mittelpunkt des Feuerkreises ruhten Seite an Seite in einer Art Hängematte aus reich verziertem Leder, das mit Riemen an einem Elfenbeinrahmen befestigt war. Reglos lagen die beiden in einem Nest aus weißen und rötlichen Pelzen. Die Augen in den runden, gelassenen Gesichtern glitzerten.
    »Sie heißt Nunuuika und er Uammannaq«, erklärte Jiriki leise, »und sie sind die Gebieter der Qanuc.«
    Noch während er das sagte, winkte eine der kleinen Gestalten kurz mit ihrem Krummstab. Die dichtgedrängte Menge der Trolle teilte sich, indem sie sich noch enger aneinanderdrängte und einen Gang freigab, der von der Stelle, an der Simon mit seinen Gefährten stand, bis zu der steinernen Plattform reichte. Mehrere Hundert kleine, erwartungsvolle Gesichter wandten sich ihnen zu. Es gab viel Getuschel. Simon starrte verlegen auf das freie Stück Höhlenboden.
    »Das ist eindeutig«, brummte Haestan und versetzte ihm einen sachten Stoß. »Geh schon, Junge.«
    »Wir alle gehen«, ergänzte Jiriki und deutete mit einer seiner sonderbar gelenkigen Gebärden an, dass Simon vorangehen solle.
    Sowohl das Echo des Flüsterns als auch der Geruch von gegerbtem Leder schienen zuzunehmen, als Simon sich dem König und der Königin näherte …
    … beziehungsweise dem Hirten und der Jägerin, ermahnte er sich selbst. Oder wie auch immer man sie nannte.
    Die Luft in der Höhle war plötzlich zum Ersticken. Als er mühsam tief Atem holte, stolperte er und wäre um ein Haar gefallen, hätte ihn nicht Haestan hinten am Mantel gehalten. Als er den Hochsitz erreicht hatte, blieb er einen Moment stehen, schaute zu Boden und kämpfte mit dem Schwindel, bevor er zu den Gestalten auf der Plattform aufsah. Das Lampenlicht blendete ihn. Er spürte Zorn und wusste nicht, auf wen. War er nicht eigentlich heute das erste Mal richtig aufgestanden? Was erwarteten sie denn von ihm? Dass er einen Luftsprung machte und sofort noch ein paar Drachen erschlug?
    Das Verblüffende an Uammannaq und Nunuuika war, fand er, dass sie einander so ähnlich sahen wie Zwillinge. Nicht, dass man nicht sofort gemerkt hätte, wer wer war: Uammannaq, links von Simon, hatte einen dünnen Bart, der ihm vom Kinn herabhing und mit roten und blauen Riemen zu einem langen Zopf geflochten war. Auch seine Haare waren geflochten und mit Kämmen aus schwarzglänzendem Stein in kunstvollen Schlingen auf seinem Kopf befestigt. Mit den kleinen, dicken Fingern zupfte er sich sacht den Bart. Die andere Hand hielt den Amtsstab, einen schweren, verzierten Speer eines Widderreiters mit gekrümmtem Ende.
    Seine Gemahlin – so schien es in Yiqanuc der Brauch zu sein – trug einen geraden Speer in der Hand, einen schlanken, tödlichen Stab mit steinerner, bis zur Durchsichtigkeit scharfgeschliffener Spitze. Ihr langes, schwarzes Haar war auf dem Kopf hoch aufgetürmt und wurde von vielen Kämmen aus geschnitztem Elfenbein gehalten. Die Augen, die unter schrägen Lidern aus dem runden Gesicht hervorschimmerten, waren flach und hell wie polierter Stein. Noch nie hatte eine Frau Simon so kalt und hochmütig angeschaut. Er dachte daran, dass man sie »die Jägerin« nannte; es verwirrte ihn. Im Vergleich mit ihr erschien ihm Uammannaq weit weniger bedrohlich. Das schwere Gesicht des Hirten schien in losen, schläfrigen Falten herabzuhängen; aber auch sein Blick ließ eine große Klugheit erahnen.
    Nach dem kurzen Moment des gegenseitigen Musterns spaltete ein breites Grinsen Uammannaqs Gesicht, wobei die vergnügt zusammengekniffenen Augen fast verschwanden. Er streckteden Gefährten die erhobenen Handflächen entgegen, drückte dann die kleinen Hände aneinander und sagte etwas in kehligem Qanuc.
    »Er heißt dich willkommen im Chidsik Ub Lingit und in Yiqanuc, dem Trollgebirge«, übersetzte Jiriki. Bevor er weiterreden konnte, ergriff Nunuuika das Wort. Ihre Ansprache kam Simon gemessener als Uammannaqs vor, aber er verstand sie genauso wenig. Jiriki hörte ihr aufmerksam zu.
    »Auch die Jägerin grüßt dich. Sie sagt, du seist recht groß, aber wenn sie ihre Kenntnisse des Utku-Volkes nicht gänzlich täuschten, schienst du ihr recht jung für einen Drachentöter zu sein, trotz der weißen Stelle in deinem Haar. Utku ist das Trollwort für die Tiefländer«, fügte er ruhig hinzu.
    Simon betrachtete die beiden königlichen Persönlichkeiten einen Augenblick. »Sagt ihnen, dass ich mich freue, von
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