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Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Titel: Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2
Autoren: Tad Williams
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Höhle sich hob und wieder senkte. Das Licht der Öllampen flackerte wie in einer steifen Brise. Simons Knie gaben nach, und Haestan packte ihn bei den Armen und hielt ihn fest.
    Rasch wandte sich Jiriki an Uammannaq und Nunuuika. Ein bestürztes Murmeln lief durch die Trollscharen. War der rotschöpfige, storchbeinige Tiefländer tot? Vielleicht konnten derart lange, dürre Stelzen tatsächlich nicht lange sein Gewicht tragen; einige hatten das schon länger vermutet. Aber warum hielten sich dann die beiden anderen Tiefländer noch aufrecht? Viele ratlose Köpfe wurden geschüttelt, viele gewisperte Vermutungen ausgetauscht.
    »Nunuuika, deren Augen die schärfsten, und Uammannaq, dessen Zügel die sichersten sind: der Junge ist noch krank und sehr schwach«, erklärte Jiriki ruhig. Die Menge, um seine leisen Worte betrogen, drängte vor. »Ich erbitte eine Gunst, um der uralten Freundschaft unserer Völker willen.«
    Die Jägerin neigte mit leichtem Lächeln den Kopf. »Sprecht, Älterer Bruder«, forderte sie ihn auf.
    »Ich habe kein Recht, mich in Eure Gerechtigkeit einzumischen,und es ist auch nicht meine Absicht. Ich bitte Euch aber, dass Ihr das Urteil über Binabik vom Mintahoq nicht fällt, bevor seine Gefährten – einschließlich des jungen Seoman – die Möglichkeit gehabt haben, für ihn zu sprechen. Und das Gleiche soll auch für den Rimmersmann Sludig gelten. Darum bitte ich Euch im Namen der Mondfrau, unseres gemeinsamen Ursprungs.« Jiriki machte eine leichte Verbeugung, die nur den Oberkörper einbezog. Nichts deutete auf Unterwürfigkeit hin.
    Uammannaq klopfte mit den Fingern auf seinen Speerschaft. Mit sorgenvoller Miene blickte er die Jägerin an. Endlich nickte er. »Wir können es Euch nicht verweigern, Älterer Bruder. Es soll sein, wie Ihr wünscht. In zwei Tagen also, wenn der Junge kräftiger ist – doch selbst wenn dieser seltsame junge Mann uns Igjarjuks zahniges Haupt in einer Satteltasche gebracht hätte, würde es nicht ändern, was geschehen muss. Binabik, der Lehrling des Singenden Mannes, hat ein furchtbares Verbrechen begangen.«
    »Ich habe es vernommen«, antwortete Jiriki. »Aber es waren nicht die tapferen Herzen der Qanuc allein, die ihnen die Hochachtung der Sithi eintrugen. Wir liebten auch die Güte der Trolle.«
    Nunuuika strich sich mit den Händen über die Kämme in ihrem Haar. Ihr Blick blieb hart. »Niemals dürfen gütige Herzen gerechte Gesetze zu Fall bringen, Prinz Jiriki. Oder alle, die von Sedda abstammen – Sithi so gut wie Sterbliche –, werden nackt in den Schnee zurückkehren. Binabik muss gerichtet werden.«
    Prinz Jiriki nickte und verneigte sich noch einmal kurz, bevor er sich zum Gehen wandte. Haestan trug den stolpernden Simon mehr, als er ihn führte, als sie durch die Reihen der neugierig starrenden Trolle liefen, quer durch die ganze Höhle und wieder hinaus in den eisigen Wind.

2
Masken und Schatten

    as Feuer knackte und prasselte. Schneeflocken schwebten hinab in die Flammen, wo sie verzischten. Die Bäume ringsum flackerten orangerot, obwohl das Lagerfeuer fast bis auf die Glut niedergebrannt war. Hinter der unbeständigen Grenze des Feuerscheins harrten geduldig Nebel, Kälte und Finsternis.
    Deornoth hielt die Hände näher an die Glut und versuchte, die ungeheure, lebendige Gegenwart des Waldes von Aldheorte zu verdrängen, der sie auf allen Seiten umgab, das Gewirr von Ästen, das über ihnen die Sterne auslöschte, die in Dunst gehüllten Stämme, die sich düster im kalten, unablässigen Wind wiegten. Deornoth gegenüber saß Josua und starrte von den Flammen fort in die unfreundliche Dunkelheit. Das scharf konturierte Gesicht des Prinzen, vom flackernden Licht des Feuers rot umspielt, war zu einer stummen Grimasse verzogen. Deornoths Herz schlug für seinen Prinzen, aber es fiel ihm schwer, den Anblick zu ertragen. Er wandte die Augen ab und knetete seine kalten Finger, als könnte er damit alles Leid fortreiben – sein eigenes, das seines Herrn und das ihrer ganzen kläglichen, lahmenden Herde.
    Nebenan stöhnte jemand, aber Deornoth sah nicht auf. Viele von ihnen litten starke Schmerzen, und bei einigen – der kleinen Dienstmagd mit der furchtbaren Halswunde etwa und Helmfest, einer der Wachen, dem jene Geschöpfe der Finsternis die Eingeweide zerbissen hatten – glaubte er nicht, dass sie die Nacht überleben würden.
    Ihre Schwierigkeiten waren mit der erfolgreichen Flucht aus der Burg Naglimund nicht vorbei gewesen. Noch
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