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Der 8. Tag

Der 8. Tag

Titel: Der 8. Tag
Autoren: David Ambrose
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o chend zur ü ckgelassen hatte, hing in der Luft. Sie erinnerte sich, dass Jenny ab und zu danach sah. Jenny war ein M ä d chen von dem Bauernhof, das manchmal eine Stunde oder so auf Tessa aufpasste.
    Der Tag, die Stunde war l ä nger und l ä nger geworden. Je n ny hatte sich Sorgen gemacht und ihre Mutter angerufen. Es war dunkel, als Jennys Mutter in Begleitung von zwei Poliz i sten kam. Jennys Mutter hatte geweint und auch Jenny b e gann, nachdem sie mit ihrer Mutter gefl ü stert hatte, zu we i nen. Dann blickten sie Tessa an und weinten beide. Sie na h men sie f ü r diese Nacht mit auf die Farm, wo sie mit Happy auf ihrem Bett schlafen durfte.
    Am n ä chsten Tag kam Tante Carrie mit Onkel Jack im Auto angefahren. Auch sie weinte. Sie erz ä hlte Tessa, dass ihre Mama und ihr Papa mit Jesus im Himmel leben w ü rden und nicht zur ü ckkommen w ü rden.
    Tessa konnte nicht begreifen, wie sie ohne sie weggehen konnten. Oder auch ohne Happy. Tante Carrie hatte keine Erkl ä rung daf ü r abgegeben. Sie hatte Tessa nur gesagt, dass sie von nun an bei ihnen leben w ü rde, da sie keine eigenen Kinder h ä tten. Tante Carrie war f ü nfzehn Jahre ä lter als Tessas Mutter und Onkel Jack war noch einmal ein gutes St ü ck ä lter.
    Ihr Haus lag weit entfernt und war ganz anders. Von au ß en sah es aus wie alle anderen in der Stra ß e, doch drinnen war es dunkel und es gab merkw ü rdige Ger ü che. Doch das Schlim m ste war, dass man ihr nicht erlaubt hatte Happy mitzunehmen. Tante Carrie war allergisch gegen Haustiere und so musste er auf der Farm bleiben. Sie hatten ihr gesagt, dass sie ihn bes u chen k ö nnte, doch Onkel Jack schien nie Zeit zu haben. Nach einer Weile, als Reaktion auf ihre dauernden Fragen nach dem kleinen Hund, hatte man Tessa gesagt, dass auch er in den Himmel gegangen w ä re um mit Mama und Papa zu leben. Also gab es keinen Grund mehr weiter nach ihm zu fragen.
    In der Schule hatte sie wenige Freundinnen und selbst die waren schwer zu halten, denn es war ihr nicht erlaubt, sie mit nach Hause zu bringen. Ihre Tante und ihr Onkel f ü rchteten, sie k ö nnten zu viel Krach machen. Auch wurde Tessa nicht erlaubt drau ß en zu spielen und sich » herumzutreiben « . Die meiste Zeit brachte sie in ihrem Zimmer zu und las. Sie redete wenig und auch dann nur, wenn sie angesprochen wurde. Es hatte den Anschein, als ob ihr Leben sich irgendwo anders abspielte und sie aus sicherer Entfernung zusah.
    Dass sie die Pr ü fungen gut bestand, war kein Wunder, sie hatte ja nichts anderes, womit sie ihre Zeit verbringen konnte. Die anderen Kinder zogen sie manchmal auf und nannten sie eine Streberin, doch meistens lie ß en sie Tessa in Ruhe. Sie schmeichelte sich nicht bei den Lehrern ein und meist blieb sie g ä nzlich unauff ä llig. Sie war v ö llig ü berrascht, als die Direkt o rin ihr sagte, sie sei f ü r ein Stipendium in Oxford vorgeschl a gen, und es war eine noch gr öß ere Ü berraschung, als sie es wirklich erhielt. Sie durfte zwei Jahre fr ü her als normal von der Schule abgehen und so begann ihr Leben aufs Neue.
    Sie machte zuerst einen Abschluss in Mathematik und pr o movierte danach. Sie war dann einige Semester Tutorin und arbeitete sp ä ter f ü r eine Softwarefirma, bevor sie schlie ß lich wieder zur ü ck an das Kendall-Institut ging, das ein Teil der Universit ä t war, aber aus externen Mitteln finanziert wurde und reine Forschung betrieb. Kybernetik wurde zu ihrem Spezialgebiet.

    Es war erst acht Uhr, als Tessa sich eine zweite Tasse Kaffee zum Umziehen mit nach oben nahm. Diesmal wechselte sie nur den Pullover gegen etwas lockerer Sitzendes. Ihre Schwangerschaft zeigte sich noch nicht, sie war erst in der zw ö lften Woche, trotzdem wurde sie langsam um die H ü ften breiter. Es war ein seltsam angenehmes Gef ü hl.
    Sie drehte den Kopf von einer Seite zur anderen und m u sterte ihr Bild im Spiegel, zuerst sch ü ttelte sie ihr langes Haar nach hinten, dann hob sie es nach oben. Sie entschied, dass heute ein Tag war, an dem sie das Haar aufgesteckt tragen w ü rde. Ihre klaren, blauen Augen musterten sie, als sie das Haar feststeckte. Sie sahen eine unbestreitbar sch ö ne Frau, hohe Wangenknochen, volle Lippen im Zusammenspiel mit einem dunklen Teint, der von ihrem Vater kam, der ein halber Grieche gewesen war, und ihrer walisischen Mutter. Ein jeder, Liebhaber, Kollegen, Freunde, hatte ihr gesagt, dass, wenn sie sprach, sie voller Leben und Energie war. Ihr L ä cheln,
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