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Der 8. Tag

Der 8. Tag

Titel: Der 8. Tag
Autoren: David Ambrose
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    » Eine Heilung bedeutet in diesem Fall eine einfache An t wort « , meinte sie nach einer Weile. » Und der Preis, den man f ü r einfache Antworten bezahlt, ist grunds ä tzlich zu hoch. «
    » Du bringst es fertig, dir grunds ä tzlich die falschen M ä nner auszusuchen, und doch habe ich dich noch nie eine einfache Antwort auf irgendetwas geben h ö ren. «
    Tessa l ä chelte. Die manchmal brutale Offenheit ihrer Freundin war der emotionale Halt in ihrem Leben. Sie fragte sich, ob Helen ü berhaupt wusste, wie wichtig sie in ihrem Leben war, und entschied, dass es wohl der Fall war. Sie irr i tierte nur, dass Helen all diese Verantwortung, einschlie ß lich die f ü r sie, so leicht ertrug. Es war eine besondere Gabe. Eine Gabe, die das Leben ertr ä glich machte. Tessa w ü nschte i n st ä ndig sie zu besitzen.
    Doch wie sollte sie dazu kommen, wenn ihr Leben so ganz anders als das ihrer Freundin verlief.
    » Wei ß t du was « , begann sie z ö gernd, » es ist zwar v ö llig u n logisch, aber als ich diesen Brief las, dachte ich einen Moment daran, das Kind nicht zu bekommen. Wie du gesagt hast, ich war bereit Philip den Laufpass zu geben und es zu bekommen, aber als es anders herum passierte, war ich v ö llig ü berrascht. Kannst du das verstehen? «
    Helen richtete den Blick von dem im fr ü hen Abendlicht d a liegenden Garten au ß erhalb des Fensters auf ihre Freundin und studierte deren gesenktes Gesicht eine Zeit lang, bevor sie zu sprechen begann.
    » Was vielleicht dahinter steht « , sagte sie vorsichtig, » ist, dass du nicht so sicher bist das Kind zu bekommen, wie du selbst gerne m ö chtest. «
    Tessa schaute hoch und ihre Blicke trafen sich. Helen e r kannte Schmerz in Tessas Augen, doch auch Unentschlosse n heit, und bohrte nach.
    » Schau mal « , fuhr sie fort und beugte sich auf dem kna r renden Korbstuhl etwas vor, » stell dir vor, du h ä ttest Philip damit konfrontiert und er h ä tte dir klar gesagt, dass er dich will, aber nicht das Kind. Du glaubst, du h ä ttest ihm gean t wortet, dass dies nicht zur Debatte st ä nde. Doch wissen kannst du es nicht. Du kannst dir nicht sicher sein, wie es gelaufen w ä re. Es gibt immer noch das kleine bisschen Zweifel, dass du nicht ganz so davon ü berzeugt bist das Kind zu bekommen, wie du dir selbst einredest. «
    Tessa lehnte sich in die Kissen der Eckbank zur ü ck und massierte sich mit ihren Fingern die Stirn. » Die einzig gute Sache daran, das Kind nicht zu bekommen « , erkl ä rte sie, » w ü rde sein, dass ich mir genau jetzt einen gro ß en Gin g e nehmigen k ö nnte. «
    Helen l ä chelte Anteil nehmend. Sie hatten die Sache schon viele Male durchdiskutiert. Helen war Katholikin, doch hatte sie gegen ü ber den Vorschriften der Kirche eine flexible Einste l lung. Sie war f ü r die Geburtenkontrolle und unter bestimmten Umst ä nden auch f ü r die Abtreibung, egal was die Kirche dazu meinte. Helen lie ß nicht zu, dass sich ein Papst oder ein Ka r dinalskollegium zwischen Gott und sie stellte, und sie meinte Gott besser zu verstehen als diese.
    Tessa auf der anderen Seite geh ö rte keinem Glauben an, zumindest keiner Kirche. Sie glaubte nicht, dass an einer menschlichen Eizelle, ob befruchtet oder nicht, irgendetwas Heiliges war. Was in ihrem Bauch wuchs, war noch kein l e bendes Wesen, sagte sie sich, nur ein biochemischer Prozess in einem fr ü hen Stadium. Als Wissenschaftlerin wusste Tessa, dass eine genaue Grenze zwischen Leben und Nichtleben nicht existierte, die Natur war unendlich subtil, abgestuft und mehrdeutig.
    » Egal « , meinte sie mit ruhiger Bestimmtheit, » ich will das Kind. Dieses Kind. Ich wei ß nicht warum, aber es ist so. «
    » In Ordnung. « Helen nickte und erhob sich von ihrem Stuhl. » Dann lassen wir den Gin, wo er ist, und ich mache uns eine frische Kanne Tee. «

4
    E R SASS IM Dunkeln, das nur durch das Leuchten des Bildschirms erhellt wurde. Seine Finger bewegten sich ü ber die Computertastatur mit der entspannten Pr ä zision eines Jazzpianisten, der zu seiner eigenen Unterhaltung vor sich hin improvisiert. Seine starrenden Augen zuckten mer k w ü rdig, als sie das Licht reflektierten und gleichze i tig den endlosen Strom von Informationen, der vor ihm ablief, in sich aufnahmen.
    Doch obwohl sein K ö rper sich in einem Kellerraum in Kal i fornien aufhielt, bewegte sich sein Geist mit Lichtgeschwi n digkeit um die Welt, glitt auf den Datenautobahnen entlang, wechselte geschickt von einer
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