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Der 8. Tag

Der 8. Tag

Titel: Der 8. Tag
Autoren: David Ambrose
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konnten er oder andere seiner Art, die Leute, die f ü r das Gesetz eintraten, dagegen tun? Was sollte man tun, wenn es einfach nichts zu tun gab ? Au ß er zu beten, wenn man an Gebete glaubte. Doch das tat Tim nicht. Aber als er so dasa ß und der L ä rm des Hubschra u bertriebwerks in seinen Ohren dr ö hnte, formten sich zu se i nem Erstaunen in seinem Kopf Worte zu einem Gebet.
    » Hilf uns Gott, dass wir den Kerl erwischen. Denn wenn er uns nicht hilft, dann wei ß ich nicht, was wir machen sollen. «

3
    I N HELEN TEMPLES verwinkeltem Haus im Norden von Oxford tobten wie ü blich Kinder und Hunde durcheina n der. Tessa fragte sich, wie viel Kraft man wohl ben ö tigte um das alles im Griff zu haben, dazu noch einen hochintellige n ten, aber auf liebenswerte Weise unbeholfenen Ehemann und gleichzeitig noch ihren Beruf als Ä rztin aus ü ben kon n te. Als sie Helen einmal gefragt hatte, hatte diese ihr gean t wortet: » Der Trick dabei ist, nicht in Panik zu geraten. «
    Ihre Freundin war, wie Tessa vermutete, eine wirklich gl ü ckliche Frau. Diese Vorstellung erf ü llte sie mit Sorge und Furcht, einem gewissen Ma ß an Neid, etwas Skepsis, aber am meisten mit Neugierde. Aus diesem Grund ging Tessa immer, wenn sie Probleme hatte, zu Helen.
    » Ich hatte mich schon daf ü r entschieden, das Kind zu b e kommen. Ich hatte mir jede m ö gliche Reaktion von Philip ausgemalt, war alle Argumente des F ü r und Wider durchg e gangen, die guten und die schlechten Kompromisse … Ich war auf alles gefasst. Nur nicht auf das. «
    » Offensichtlich « , sagte Helen nach einer Weile, » bist du jetzt einfach in der Lage, auf die du vorbereitet warst, wenn Philip nicht eingewilligt h ä tte einen ordentlichen Vater abzugeben. Auf dich alleine gestellt, ohne ihn. «
    » Theoretisch hast du Recht, aber meine Gef ü hle sagen e t was anderes. «
    » Du f ü hlst dich betrogen. Und das ist ja auch der Fall. Er hat sich wie der egoistische Dreckskerl verhalten, von dem wir beide wussten, dass er es ist. «
    Tessa blieb stumm. » Vielleicht hatte ich nicht das Recht ihm die Wahl zu lassen, ob er Vater sein wollte oder nicht. Ich meine, das war meine Einsch ä tzung der Rolle, die ich ihm zugedacht hatte. «
    » Du hast noch nicht einmal die M ö glichkeit gehabt es ihm zu sagen, stimmt ’ s nicht? Schlie ß lich hast du vorgehabt ihm von deinen Ü berlegungen zu erz ä hlen. Und was hat er gemacht? Hat hinter deinem R ü cken mit einer anderen Frau herumgemacht und dir dann einen feigen Brief geschrieben. Wenn du dich schon mit einem Schei ß kerl einl ä sst, dann such dir wenigstens einen mit etwas Courage aus. «
    Danach herrschte Stille in der K ü che, von der aus man den dicht bewachsenen Garten ü bersah, eine Stille, die nur durch das Grummeln eines der Hunde gest ö rt wurde, der sich von seiner warmen Decke erhob und ger ä uschvoll aus einer Sch ü s sel Wasser trank. Die Kinder hatten sich zum Fu ß ball, der Pfadfindergruppe und der Ü bungsstunde des Chores verz o gen, sodass es relativ still im Hause war.
    » Wenn es nur ein Heilmittel daf ü r g ä be « , setzte Tessa an.
    » … dann w ü rden wir es in Flaschen f ü llen und ein Verm ö gen verdienen « , beendete Helen den Satz an Tessas Stelle.
    Seit Tessa einige Zeit in psychoanalytischen Sitzungen ve r bracht hatte, war dies ein stehender Scherz zwischen ihnen. Sie hatte damit aufgeh ö rt, als sie meinte, sie h ä tte erkannt, was ihr Problem sei, doch keine Heilungsm ö glichkeit sah, solange sie nicht ein Alter erreicht haben w ü rde, in dem ihr M ä nner sowieso egal waren. So fiel sie immer wieder auf die Dreck s kerle herein, die sie betrogen und verletzten, und geriet nie an die Netten, die das nicht taten. Das Problem war, dass man mit den Dreckskerlen mehr Spa ß hatte. Sie gaben ihr das Gef ü hl sexy und aufregend zu sein. Sie nahmen alles als selbstve r st ä ndlich hin und k ü mmerten sich um nichts. Das Schlimmste aber, das wirklich D ü mmste, war, dass es in jeder ihrer Bezi e hungen einen Punkt gab, wo sie sich einredete, dass sie diej e nige sei, die ihn ä ndern k ö nnte – dieses Mal.
    Sie lachte mit resignierender Selbsterkenntnis, als sie daran dachte, wie perfekt sie auf die Beispiele in den Lehrb ü chern passte. Doch diese Erkenntnis ä nderte nichts. Eigentlich sollte es so sein, aber es traf nicht zu. Erkenntnis, so stellte sie fest, steht manchmal auf t ö nernen F üß en.
    Wenn es nur ein Heilmittel daf ü r g ä be
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