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Der 8. Februar (German Edition)

Der 8. Februar (German Edition)

Titel: Der 8. Februar (German Edition)
Autoren: Jeron North
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Karl und seine Frau Trude zogen mit ihnen, und gemeinsam wohnten sie in dem Haus, das später unser Wohnhaus wurde. Papa fuhr oft nach Heidau, um den Bau einer neuen Gerberei zu beaufsichtigen.

    Die Maiwalds 1937
     
       Meine wichtigste frühe Erinnerung ist die Geburt meiner Schwester Ursula am 23.10.1937. Ich war dreieinhalb Jahre alt und hatte blondes mittellanges Haar. Ruth und ich wurden in dieser Nacht von unseren Eltern geweckt und zu unserer Oma nach Klein-Bischwitz gebracht. Ich schlief dort im großen Bett bei meiner Oma Klara weiter, die wir, wie alle anderen, Muttel nannten.
       Muttels Bett war aus Holz gefertigt und hatte große Holzkugeln auf allen vier Bettpfosten. Ich fand das toll und stellte mir vor, es seien vier Ritter, die mich beim Schlafen bewachten. Das Schlafzimmer meiner Eltern hatte diese Kugeln nicht, obwohl es auch aus dieser Zeit stammte, wie Mama sagte. Später in Heidau wurde daraus ein Kinderschlafzimmer, das ich mir mit Ruth teilte. Für die Eltern wurde ein modernes, helles Schlafzimmer aus Birkenholz angeschafft. Ursula war geboren und ich freute mich über eine kleine Schwester und machte schon Pläne, was ich mit ihr spielen würde, wenn sie etwas größer war. Für mich war es etwas Neues, Spannendes, denn ich war ja nicht mehr die Kleinste, hatte schon einige Erfahrungen und brannte darauf, sie an die kleine Ursula weiterzugeben. Ich musste mich allerdings noch einige Zeit gedulden....

    Muttel und Familie
     
       Mamas Schwester Frieda passte manchmal auf uns Kinder auf und ich erinnere mich, dass einmal das Telefon klingelte und sie nicht hinging, um den Hörer abzunehmen. Sie war nicht an ein Telefon gewöhnt, denn in Klein-Bischwitz gab es noch keins. Mir kam es aber trotzdem komisch vor.
     

2. Der Umzug und die gelben Sterne
     
       Mit unserem Hausmädchen Liesbeth Kiewitz fuhr ich 1937 zu einem Laden nach Wendelborn, um ein Kränzchen zur Fronleichnamsprozession zu kaufen. Ich musste auf dem Gepäckträger sitzen und die Fahrt ging los. Die Straße war nicht so eben, wie das heutzutage der Fall ist, und ich war froh, als wir endlich ankamen. Zu unserer Enttäuschung gab es keine Kränzchen mehr und so mussten wir uns etwas anderes einfallen lassen, denn wir wollten ja nicht mit leeren Händen nach Hause kommen. Liesbeth schlug vor, wir könnten doch Blumen vom Wegrand pflücken und selbst ein Kränzchen aus Kornblumen und Margeriten binden. Das machten wir dann auch und waren ganz stolz auf das Ergebnis. Wir radelten wieder zurück, das Kränzchen wurde über Nacht in einen großen Teller mit Wasser gelegt und war also frisch, aber nass am nächsten Morgen.
       Die Prozession war in Hundsfeld, einem Nachbardorf. Mir gefiel die Musik und ich beobachtete die vielen Menschen, die sich zu dieser Feier in ihrer besten Kleidung zeigten. Die Gelegenheiten gab es ja nicht oft und so war es doch ein schönes Erlebnis. Nach einer Weile wurde mir schwindelig und ich konnte mir nicht erklären, warum. Ich wollte tapfer sein und hielt eine ganze Zeit durch, doch dann musste ich mich übergeben und meine Eltern packten mich ins Auto. Wir fuhren nach Hause und ich ging ohne Umwege ins Bett. Großmutter Pauline wurde benachrichtigt und zu Rate gezogen, welche Heilmethode wohl Erfolg verspräche. Sie kannte sich gut in diesen Dingen aus und mir ging es bald wieder besser. Mit ihr konnte ich immer prima spielen. Im Sommer gingen wir manchmal an eine Quelle und machten Seifenblasen in der Sonne. Großmutter konnte immer die großen Blasen machen und brachte es mir bei. 
       Heidau (jetzt Golanka Dolna) war ein kleines Dorf etwa fünfzig Kilometer westlich von Breslau und hatte sechshundertvierzig Einwohner. Unser Grundstück war größer als das in Glockschütz und sollte den neuen Bedürfnissen gerecht werden. Papa hatte Zukunftspläne, die er so schnell wie möglich verwirklichen wollte. Die alte Gerberei wurde einfach zu klein. Zum Haus in Heidau gehörte eine Landwirtschaft mit Land soweit ich sehen konnte.
    Auf den ersten Autofahrten von Glockschütz nach Heidau gab mir Papa die Reklamebriefe zum Aufmachen und ich schaute mir dann die Bilder an, bis mir so schlecht wurde, dass ich einmal in das Handschuhfach erbrechen musste. Das lag aber nicht an der Qualität der Bilder sondern an den Fahrbewegungen und gleichzeitigem Anschauen. Papa blieb dabei ganz ruhig und machte später wieder alles sauber. Bevor er losfuhr, holte er immer die Post ab und nahm Schecks
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