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Der 7. Tag (German Edition)

Der 7. Tag (German Edition)

Titel: Der 7. Tag (German Edition)
Autoren: Nika Lubitsch
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wir wieder unser Schlauchboot. Gregor sagt während
der Überfahrt zu seiner Insel kein einziges Wort. Er hatte sich für immer von
seinem alten Freund verabschiedet, auch wenn er ihm versprochen hat, bald
wieder vorbeizukommen.
    Während der Überfahrt lesen wir die Papiere, die
Michael als Kopie bei Peter gelassen hatte.
    Ullrich Henke war mit 25 % beteiligt an der Schwetzer
Bauconsult Berlin-Brandenburg GmbH gewesen, für die Peter-Hans Schwetzer als
Geschäftsführer verantwortlich zeichnet. Neben Schwetzer und Henke waren zwei
weitere GmbHs Gesellschafter: Die Bauallfinanz GmbH und die Ostinvest GmbH
waren als juristische Person Anteilseigner, Geschäftsführer der beiden GmbHs
war wiederum Ullrich Henke.
    Die Schwetzer Bauconsult Berlin-Brandenburg GmbH
betätigte sich als Grundstücksentwicklungs Gesellschaft oder, wie es auf
neudeutsch heißt, als Developer. Das heißt, sie kaufte Grundstücke, machte
Entwicklungskonzepte und sammelte über Werbung und Anlageberater Gelder von
Anlegern. Um Kredite für den Ankauf von Grundstücken von den Banken zu
bekommen, werden Sicherheiten verlangt. Die wurden in Form von Grundstücken
gegeben, die im Besitz der verschiedenen GmbHs waren.
    Als Gregors Insel in Sicht kommt, dämmert uns bereits,
was geschehen sein könnte. Ullrich Henke hatte sich verspekuliert. Das heißt,
er wird ein Grundstück beliehen haben, das plötzlich nicht mehr ganz so viel
wert war, wie er, seine Auftraggeber und vor allem die Banken gemeint haben.
Und wenn es ein großer Deal war, dann musste er handeln.
    Auf Gregors Terrasse sprechen wir unseren Verdacht
aus.
    „Richtig geraten“, sagt Gregor. „Genau das war der
Schluss, zu dem wir auch gekommen sind. Wir haben nächtelang darüber
diskutiert, aber die Urkunden, die wir in der Hand hatten, gaben darüber keine
Auskunft. Wir konnten also nur spekulieren. Ich habe zu ihm gesagt, es sei
müßig, nach den Hintermännern zu suchen. Und lebensgefährlich. Denn die Mafia
ist überall. Was wir herausbekommen müssen, ist das Motiv von Ullrich Henke.
Der einzige Beweis, den Michael brauchte, um sich zu rehabilitieren.
    Wir haben uns darauf hin nochmals alle Bauprojekte
vorgenommen. 1999, also noch vor Beginn der Wirtschaftskrise, hatte die
Bauallfinanz GmbH ein riesiges Grundstück in Mahlow erworben. Darauf sollte ein
Gewerbepark und ein Logistikzentrum gebaut werden, die erforderlichen Anträge
auf Baugenehmigung haben wir gefunden.
    Dieses Grundstück wurde bei verschiedenen anderen
Immobiliengeschäften der Schwetzer Bauconsult Berlin-Brandenburg GmbH als
Sicherheit bei den Banken beliehen.
    Das Grundstück war direkt an der Stadtgrenze zu
Berlin und durch die Nähe zum Flughafen Schönefeld und die Entscheidung zu
Gunsten des neuen Zentralflughafens Berlin-Brandenburg natürlich sehr wertvoll.
Dieses Grundstück stellte somit den größten Wert aller im Besitz der Firmen
befindlichen Grundstücke dar, mit dem sie für neue Immobiliengeschäfte bürgten.
    Mit den Anlegern waren bereits Kaufverträge
geschlossen worden, der Bau sollte 2009 begonnen werden, damit das Zentrum
pünktlich zur Eröffnung des neuen Flughafens fertig werden würde.
    Es war das bisher größte Immobiliengeschäft der GmbH
– ein ganz großer Wurf.“
    „Wir verstehen eins nicht, warum hat Michael sich in
Gefahr begeben und ist nach Deutschland geflogen“, fragen wir unseren
Gastgeber.
    „Michael glaubte sich zu erinnern, dass Ulli immer
wieder nach Schönefeld gefahren war. Irgendwas stinkt an diesem Grundstück,
meinte er irgendwann. Er war schließlich Wirtschaftsanwalt und kannte die
Fälle, bei denen mit theoretisch vorhandenem Kapital Kredite genommen wurden,
die dann nicht beglichen werden konnten. Man denke nur an Jürgen Schneider. Ich
muss irgendwie herausbekommen, ob sie eine Baugenehmigung für dieses Grundstück
bekommen haben, sagte Michael immer wieder.
    Das wäre im Prinzip einfach gewesen, wenn man einen
verlässlichen Kontakt in Deutschland hat. Es gab aber niemanden mehr, dem wir
vertrauen konnten. Und Peter war einfach schon zu krank. Also entschloss sich
Michael selbst, nach Deutschland zu fliegen. Er hatte schließlich die Hoffnung,
wenn er etwas finden würde, für immer dort bleiben zu können.
    Wir wussten, dass es gefährlich war. Aber wir haben
ihm trotzdem zugeredet. Er ist vor Sehnsucht nach seiner Frau hier fast
gestorben.“

Das Netz zieht sich zu
     
    Wir durften alle Papiere mitnehmen. Danke Gregor,
danke Peter. Peter ist
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