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Der 7. Tag (German Edition)

Der 7. Tag (German Edition)

Titel: Der 7. Tag (German Edition)
Autoren: Nika Lubitsch
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und fragt alle Reiseleiter, Flugkapitäne
und Co-Piloten der Touristenflieger, ob sie sich an Michael erinnern können.
Zeigt Michaels Foto herum. Ich muss herausbekommen, wo er war.“
    Ciudad Bolivar – ein Flughafen wie eine Lagerhalle.
Kaum ein Flugzeug landet hier pünktlich. Denn es ist der Flughafen zwischen der
Karibik und Südamerika. Hier werden die kleinen Maschinen aufgetankt. Wenn
schwere Wetter über der Küste aufziehen, dann starten die Maschinen früher oder
später. Die kleinen Flieger, die die Tagestouristen von ihren Ausflügen auf dem
Festland zurück auf ihre Inseln bringen sollen, warten solange, bis sich der
Himmel beruhigt hat. Sybille hat uns das System erklärt:
    „Michael und ich haben uns immer gewundert, warum
uns keiner auf die fehlenden Stempel in unseren Pässen angesprochen hat, wenn
wir in der Karibik unterwegs waren. Entweder hatten wir einen Ein- oder einen
Ausreisestempel irgendeines Inselstaates aber selten beides. Denn die Touristenflieger
kommen oft mit solcher Verspätung, dass die Einreisebehörden bereits
geschlossen haben. So kommt man unbemerkt in ein Land, bzw. kann so seine Spur
verwischen. Mehr als 100 Dollar und eine gute Geschichte braucht man kaum, um
einen Reiseleiter oder einen Flugkapitän zu überreden, schnell mal nach
Mitternacht mitfliegen zu dürfen.“
    Wusste Sybille bereits, wo Ihr Mann gewesen ist?
„Nein, “ sagte sie, „aber als ich Caracas hörte, wusste ich, dass er über
Ciudad Bolivar versuchen würde, seine Spur zu verwischen. Ich habe mich
erinnert, dass wir einmal darüber gesprochen hatten, dass man dort auf
Nimmerwiedersehen verschwinden könnte.“
    Es gab zwei mir bekannte Möglichkeiten, aus
Venezuela spurlos aus- und in ein anderes Land einzureisen: Entweder Karibik
oder Kolumbien. Wenn er nach Kolumbien gewollte hätte, dann wäre er nach Puerto
Ayachucho geflogen und hätte von dort aus versucht, mit einem Abenteuer-Touristenboot
Marke Jungle Queen über den Orinoco nach Kolumbien einzureisen. In der
Grenzstadt erhalten Tagestouristen keine Stempel in ihre Pässe, damit sie
später nicht auf jedem Flughafen dieser Welt des Rauschgifthandels verdächtigt
werden.“
    Sybilles Geschichte kam uns zunächst ein bisschen
wirr vor. Und so ganz glaubten wir es nicht, dass man einfach so in ein Land
aus- oder einreisen kann. Aber wir fanden tatsächlich einen Reiseleiter, der
sich für 100 Dollar erinnerte. Michael Thalheim war nicht nach Puerto Ayacucho
sondern nach Margarita geflogen.
    Im heimischen Lichtenberg schüttelte Sybille
Thalheim den Kopf.
    „Nein, das wäre viel zu gefährlich, da sind viel zu
viele deutsche Touristen. Ihr müsst das Gleiche wie in Ciudad Bolivar am
Flughafen in Margerita versuchen. Michael hat nur einen Umweg gemacht, um seine
Spuren noch mehr zu verwischen. Ich bin sicher, dass er in ein anderes Land
geflohen ist.“
    Das Comos-Team richtete sich auf dem Flughafen von
Porlamar häuslich ein. Nach drei Tagen hatten wir einen Hinweis.

„Und plötzlich wusste ich, wo er gewesen ist.“
    Diesmal war Sybille Thalheim entsetzt. Minutenlang
starrte sie uns entgeistert an. „Das kann doch nicht möglich sein“, flüsterte
sie. „Oh mein Gott“. Auf einen Zettel kritzelte sie eine Lageskizze. Wir
mussten ihr versprechen, weder den Namen der Insel noch den Namen derjenigen,
die wir dort aufsuchen sollten, jemals zu veröffentlichen.
    Wir fühlen uns an dieses Versprechen gebunden.
        „Ich wusste plötzlich wo Michael die ganze Zeit
gewesen ist. Ich hatte diesen Ort so oft vor mir gesehen in den letzten zwei
Jahren. Es war der Ort, wo wir unser Kind gezeugt hatten, wo wir unglaublich
glücklich zusammen gewesen sind. Niemals wäre ich auf den Gedanken gekommen,
dass Michael dorthin geflohen sein könnte.“

Wir schauten mitten in den Lauf eines Gewehrs.
     
        Sybille hatte uns eine gute Beschreibung von
einem Strandlokal gegeben, in dem die Tagestouristen zu Mittag essen und wo
abends für die wenigen Fremden, die auf der Insel bleiben, zum Tanz aufgespielt
wird.
    „Wandert von dem Strandlokal links zur Meerseite
einfach den Strand geradeaus, circa eine halbe Stunde lang. Dort findet ihr
eine kleine Bucht, direkt vor einem einsamen, rosafarbenen Holzhaus. Das Haus
gehört dem Besitzer der Strandbar. Sagt, ihr kommt von Sybille Thalheim.“  
        Unser Team in der Karibik machte sich auf den
Weg. Sybilles Beschreibung war gut, wir haben die Strandbar sofort gefunden.
    Ein paar Holztische und
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