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Der 7. Tag (German Edition)

Der 7. Tag (German Edition)

Titel: Der 7. Tag (German Edition)
Autoren: Nika Lubitsch
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der Cosmos begeben hatte.
    Wir werden diese Geschichte, unsere Geschichte,
erzählen.
     
    Der Chefredakteur

Tod eines Strafverteidigers
     
        Die Gegend ist gutbürgerlich. Um die Ecke findet
man Botschaftsresidenzen aus aller Welt. Das Haus steht versteckt hinter einer
Tuja-Hecke. Weißgekalkter Klinker, nichts Besonderes, aber hier in
Berlin-Dahlem fast unerschwinglich. Das Arbeitszimmer von Ullrich Henke bietet
einen beschaulichen Blick auf den kleinen Garten. Knorrige Kiefern werfen
Schatten auf seinen aufgeräumten Designerschreibtisch. Die schwarze
Artemide-Lampe ist an diesem dunklen Februarmorgen eingeschaltet.
        Es ist erstaunlich, wie wenig Blut austritt,
wenn man richtig trifft. Ist er betrunken oder nur eingeschlafen, fragt sich
seine Frau, als sie sein Arbeitszimmer betritt. Ullrich Henke liegt
zusammengesunken über der großen Glasplatte seines Schreibtisches. Die
eintreffenden Rettungskräfte können nur seinen Tod feststellen. Sein Kopf ruht
auf der brandaktuellen Ausgabe des „Cosmos“. Als der Leichenbeschauer Ullrich
Henke abtransportieren lässt, findet er die Titelgeschichte „Sybille Thalheim,
meine Geschichte“ aufgeschlagen. Daneben ein Abschiedsbrief an Ullrich Henkes
Ehefrau.
     
    „Du warst die Frau meines Lebens, das wusste ich vom
ersten Tag an. Bis heute hat sich daran nichts geändert. Ich liebe Dich, habe Dich
immer geliebt. Dein Respekt ist mir wichtig. Solange ich in Deiner Nähe bin,
bin ich glücklich. Und ich habe alles dafür getan, um in deiner Nähe zu
bleiben. Jetzt habe ich Dich verloren. Es war meine Schuld. Du wirst das alles
überstehen, denn du bist stark.
     
    Leb‘ wohl! Ulli“
     
    Ullrich Henke hat sich selbst gerichtet. Er hatte gespielt
und verloren. Die Hintergründe seiner Taten werden vielleicht nie ganz
aufgeklärt werden. Denn Ullrich Henke ist zum Mörder geworden, um sich selbst
zu schützen.

Auf Michael Thalheims Spuren –
    Im Schatten des Gummibaums
     
    Die Vegetation erinnert an ein deutsches Wohnzimmer.
Wir sitzen auf einer Holzterrasse im Schatten eines alten Ficus Benjamini und
trinken Rumpunsch. Der Blick fällt durch die fleischigen Blätter eines drei
Meter hohen Gummibaums, der sich gefährlich in das grünblaue Wasser neigt, das
an den schneeweißen Sand in der kleinen Bucht plätschert. Rund um das
rosafarbene Holzhaus blüht der Hibiskus. Die Luft ist überladen mit dem Duft
zahlloser Blüten und überreifer Früchte. 87 % Luftfeuchtigkeit machen träge.
    Wir sind angekommen. Hier hat Michael Thalheim seine
letzten zwei Jahre verbracht. Als Aufseher einer Bananenplantage, die das
kleine Anwesen umschließt und vor den Augen allzu neugieriger Touristen
schützt.
    Sybille Thalheim hat uns hergeführt.

Die Spur führt nach Caracas
     
    September 2009: Sybille Thalheim hatte eine
Bedingung gestellt, wenn der „Comos“ ihre Geschichte drucken wollte: "„Ihr
müsst für mich recherchieren.“
    Ihre erste Aufgabe lautete: „Findet heraus, welche
Stempel in den Pässen waren, die Michael bei sich getragen hat.“
    Die Polizei gab freiwillig Auskunft. Im Pass von
Marcus Thanner, der bei Michael Thalheim gefunden wurde, waren ein Ein- und ein
Ausreisestempel von Venezuela, ausgestellt in Caracas, mit den passenden Daten.
    Der Besucherraum der Justizvollzugsanstalt
Lichtenberg: Weiße Tische, ein Zigarettenautomat, die allgegenwärtige
Bewachung. Bald kannten uns auch die anderen Frauen, die hier Besuch empfingen.
Die meisten bekommen nicht häufig Besuch.
    „Gefängnis macht einsam, deine Welt hinter Gittern
hat nichts mehr mit der Welt draußen zu tun“, sagte Sybille Thalheim. Wir
wurden Stammgäste in Lichtenberg.
    „Caracas“, sagten wir.
    Sybille Thalheim hat genickt.
    „Ja, das passt. Er wird nach Ciudad Bolivar geflogen
sein. Findet heraus, wann und mit welcher Fluggesellschaft ein Marcus Thanner
dorthin geflogen ist.“
    Venezuela ist nicht Deutschland. Hier trifft
vergangene amerikanische Pracht mit südamerikanischer Organisation und
karibischer Lässigkeit aufeinander. Von der Politik, die Venezuela abkapselt
vom Rest der Welt wird an anderer Stelle berichtet werden. Das Cosmos-Team hat
es trotzdem geschafft, die Flugnummer herauszubekommen. Sybille Thalheim hatte
richtig vermutet: Michael Thalheim war nach Ciudad Bolivar geflogen. Aber in Ciudad
Bolivar verloren wir seine Spur.

Das Unwetter als Komplize
     
    „Natürlich, genau deshalb ist er dorthin geflogen, “
sagte Sybille. „Bleibt auf dem Flughafen
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