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Der 3. Grad

Der 3. Grad

Titel: Der 3. Grad
Autoren: James Patterson
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registrierte ich, dass da irgendwo ein Hund bellte. Meine Güte – es war Martha; sie war immer noch an den Laternenpfahl gebunden. Ich lief auf sie zu und schloss sie in die Arme, und sie leckte dankbar mein Gesicht.
    Ein Feuerwehrmann kam auf mich zu. Das Wappen auf seinem Helm wies ihn als Hauptmann aus. »Mein Name ist Captain Ed Noroski. Alles okay mit Ihnen?«
    »Ich glaube schon«, antwortete ich unsicher.
    »Ihr vom Justizpalast kriegt im Dienst wohl nicht genug Gelegenheit zu Heldentaten, wie, Lieutenant?«, sagte Captain Noroski.
    »Ich bin zufällig beim Joggen vorbeigekommen. Ich habe gesehen, wie es in die Luft geflogen ist. Sah aus wie eine Gasexplosion. Ich habe nur getan, was ich für richtig hielt.«
    »Nun, Sie können stolz auf sich sein, Lieutenant.« Der Feuerwehrhauptmann wandte sich zu dem ausgebrannten Haus um. »Aber das war keine Gasexplosion.«
    »Ich habe da drin zwei Leichen gesehen.«
    »Ja.« Noroski nickte. »Ein Mann und eine Frau. Und noch eine Erwachsene in einem der hinteren Zimmer im ersten Stock. Dieser Junge kann von Glück sagen, dass Sie ihn rausgeholt haben.«
    »Ja«, pflichtete ich ihm bei. Eine plötzliche Angst schnürte mir die Brust zusammen. Wenn es keine Gasexplosion war...
    Und dann erblickte ich Warren Jacobi, meinen leitenden Inspector. Mit seiner Dienstmarke bahnte er sich einen Weg durch die Menschenmenge und kam auf mich zu. Warren hatte die »erste Halbzeit« erwischt – so nennen wir die Sonntagmorgen-Schicht, wenn es draußen allmählich warm wird.
    Jacobi hatte ein feistes, rosiges Gesicht, das niemals zu lächeln schien – auch nicht, wenn er einen Witz erzählte – und tief liegende Augen mit schweren Lidern, in denen nie so etwas wie Überraschung aufblitzte. Doch als er die Lücke betrachtete, wo einmal das Haus Alhambra Street Nr. 210 gestanden hatte, und
mich
davor sitzen sah, verdreckt, rußverschmiert und außer Atem – da musste Jacobi doch zweimal hingucken.
    »Lindsay? Alles okay mit dir?«
    »Ich glaube schon.« Ich versuchte mich hochzuziehen.
    Er starrte zuerst die Ruine an und dann mich. »Sieht doch arg renovierungsbedürftig aus, auch wenn es ein Schnäppchen war. Aber du wirst bestimmt was draus machen.« Das Grinsen gefror ihm auf den Lippen. »Haben wir vielleicht eine palästinensische Delegation in der Stadt, von der ich nichts weiß?«
    Ich berichtete ihm, was ich gesehen hatte. Kein Rauch, kein Feuer – der erste Stock war einfach urplötzlich in die Luft geflogen.
    »Meine siebenundzwanzig Jahre bei der Truppe flüstern mir ins Ohr, dass wir es hier wohl kaum mit einem defekten Boiler zu tun haben«, meinte Jacobi.
    »Kennst du irgendwen, der in einem Haus wie diesem wohnt und einen Boiler im ersten Stock hat?«
    »Ich kenne überhaupt niemanden, der in so einem Haus wohnt. Bist du sicher, dass du nicht ins Krankenhaus willst?« Jacobi beugte sich über mich. Seit ich bei dem Coombs-Fall eine Kugel abgekriegt hatte, war Jacobi zu mir wie ein rührend besorgter Onkel. Er hielt sich sogar mit seinen blöden sexistischen Witzen zurück.
    »Nein, Warren, mir geht's gut.«
    Ich weiß selbst nicht genau, wie ich zuerst darauf aufmerksam geworden bin. Ich saß lediglich da auf dem Gehsteig, an ein parkendes Auto gelehnt, und ich dachte mir:
Verdammt, Lindsay, was hat
das
Ding denn da verloren?
    Gar nichts – nach allem, was hier passiert war.
    Eine rote Schultasche. Wie sie Millionen von Schülern tragen. Stand einfach so herum.
    Wieder stieg Panik in mir auf.
    Ich hatte von Folgeexplosionen im Nahen Osten gehört. Wenn es eine Bombe gewesen war, die in dem Haus explodiert war, dann – wer weiß?... Meine Augen weiteten sich vor Entsetzen. Ich konnte den Blick nicht von der roten Tasche wenden.
    Ich packte Jacobis Arm. »Warren, ich will, dass die Straße
sofort
geräumt wird. Schaff die Leute weg von hier, aber
schnell

5
    Aus dem hintersten Winkel des großen Kellerschranks zog Claire Washburn einen vertrauten alten Kasten hervor, den sie seit Jahren nicht mehr gesehen hatte.
    »O mein Gott...« Sie lachte.
    Sie war früh aufgewacht an diesem Morgen, und nach einer Tasse Kaffee auf der Veranda, wo sie zum ersten Mal in diesem Jahr die Eichelhäher gehört hatte, war sie in ein altes Hemd und Jeans geschlüpft und hatte sich an die unangenehme Aufgabe gemacht, den Keller aufzuräumen.
    Als Erstes flogen die alten Brettspiele raus, die sie seit Ewigkeiten nicht mehr gespielt hatten. Danach die alten Baseballhandschuhe und
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