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Der 3. Grad

Der 3. Grad

Titel: Der 3. Grad
Autoren: James Patterson
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dann vergrub sie ihr Gesicht wieder in den Händen. »Wie kann denn so was passieren?«
    Ich kniete mich vor Dianne Aronoff auf den Boden und nahm ihre Hand. Ich drückte sie sanft. »Ms Aronoff, ich muss Ihnen ein paar Fragen stellen. Das hier war kein Unfall. Haben Sie irgendeine Idee, wer Ihrem Bruder das angetan haben könnte?«
    »Kein Unfall«, wiederholte sie. »›Die Medien springen mit mir um, als ob ich bin Laden wäre‹, hat Mortie oft gesagt. ›Niemand versteht mich. In meinem Geschäft geht es doch nun einmal darum, Geld zu machen.‹«
    Jacobi legte einen Gang zu. »Ms Aronoff, es sieht so aus, als habe das Zentrum der Explosion im Obergeschoss gelegen. Wissen Sie vielleicht, wer alles Zugang zum Haus hatte?«
    »Sie hatten eine Haushälterin«, antwortete sie und trocknete sich das Gesicht. »Viola.«
    Jacob seufzte. »Ich fürchte, bei ihr dürfte es sich um die dritte Leiche handeln, die wir gefunden haben. Unter den Trümmern vergraben.«
    »Oh...« Dianne Aronoff schluchzte erstickt auf.
    Ich drückte ihre Hand. »Hören Sie, Ms Aronoff, ich habe die Explosion beobachtet. Diese Bombe hat irgendjemand
im
Haus gelegt. Entweder wurde der Täter hineingelassen, oder er hatte einen Schlüssel. Denken Sie bitte scharf nach.«
    »Sie hatten auch ein Kindermädchen«, murmelte sie. »Ich glaube, sie hat manchmal bei ihnen übernachtet.«
    »Dann hat sie verdammt viel Glück gehabt.« Jacobi verdrehte die Augen. »Wenn sie da drin bei Ihrem Neffen gewesen wäre...«
    »Nicht für Eric.« Dianne Aronoff schüttelte den Kopf. »Für Caitlin.«
    Jacobi und ich wechselten einen Blick. »Für wen?«
    »Caitlin, Lieutenant. Meine Nichte.«
    Als sie unsere verständnislosen Mienen sah, erstarrte sie.
    »Sie haben doch gesagt, Sie hätten nur Eric gerettet, und da habe ich angenommen...« Wir starrten uns immer noch an. Im Haus war sonst niemand gefunden worden.
    »O mein Gott – sie ist doch erst sechs Monate alt!«
8
    Es war noch nicht ausgestanden.
    Ich rannte zu Captain Noroski, dem Feuerwehrhauptmann. Er stand vor dem Haus und rief seinen Männern, die noch in den Trümmern suchten, Anweisungen zu. »Lightowers Schwester sagt, es sei noch ein sechs Monate altes Baby drin gewesen.«
    »Da ist niemand mehr drin, Lieutenant. Meine Leute sind gerade mit dem Obergeschoss fertig. Oder wollen Sie vielleicht selbst noch mal reingehen und sich umsehen?«
    Plötzlich fiel mir wieder ein, wie die Zimmer im Erdgeschoss verteilt waren. Ich konnte es direkt vor mir sehen. Den Flur, an dessen Ende ich den Jungen gefunden hatte. Mein Herz machte einen Satz. »Nicht im Obergeschoss, Captain – im Erdgeschoss.« Es war möglich, dass da noch ein Kinderzimmer war.
    Noroski rief über Funk einen der Männer, die noch im Haus waren. Er dirigierte ihn in den Flur im Erdgeschoss.
    Wir standen vor der rauchenden Ruine, und ich hatte plötzlich ein ganz flaues Gefühl im Magen. Der Gedanke, dass da noch ein Baby drin sein könnte – ein Kind, das ich hätte retten können. Wir warteten voller Ungeduld, während Captain Noroskis Männer die Trümmer durchkämmten.
    Endlich kam ein Feuerwehrmann aus dem zerstörten Erdgeschoss nach draußen geklettert. »Nichts«, rief er uns zu. »Wir haben das Kinderzimmer gefunden. Ein Bettchen und ein Babykorb, alles unter einem Haufen Schutt vergraben. Aber kein Baby.«
    Dianne Aronoff stieß einen Freudenschrei aus. Ihre Nichte war nicht im Haus. Aber dann trat Panik in ihre Augen, und ihre Miene verriet einen völlig neuen, furchtbaren Gedanken:
Wenn Caitlin nicht im Haus war, wo war sie dann?
9
    Charles Danko stand am Rand der Menschenmenge und verfolgte das Geschehen. Er war wie ein Radprofi gekleidet, und ein älteres Rennrad lehnte an seiner Seite. Der Helm und die Schutzbrille würden ihn auf jeden Fall hinreichend tarnen, falls die Polizei die Schaulustigen filmen sollte, was durchaus vorkam.
    Es hätte kaum besser laufen können
, dachte Danko, während er den Tatort beobachtete. Die Lightowers waren tot, in Stücke gerissen. Er hoffte, dass sie sehr gelitten hatten, bevor sie in den Flammen umgekommen waren – selbst die Kinder. Das war ein Traum von ihm gewesen; ein Albtraum vielleicht, aber jetzt war er Wirklichkeit geworden. Eine Wirklichkeit, die die braven Bürger von San Francisco in Angst und Schrecken versetzen würde. Er hatte all seinen Mut zusammennehmen müssen, um dieses Inferno zu inszenieren, aber jetzt hatte er endlich einmal etwas
getan
. Dort, die Feuerwehrleute,
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