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Denn mit Morden spielt man nicht - Granger, A: Denn mit Morden spielt man nicht - Mixing with murder

Denn mit Morden spielt man nicht - Granger, A: Denn mit Morden spielt man nicht - Mixing with murder

Titel: Denn mit Morden spielt man nicht - Granger, A: Denn mit Morden spielt man nicht - Mixing with murder
Autoren: Ann Granger
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Anschließend wurde die Verhandlung vertagt. Der Coroner sagte, er wolle abwarten, bis die Polizei die Berichte der Spurensicherung vorliegen und ein paar weitere Ermittlungen durchgeführt hätte.
    Bei diesen Worten bemerkte ich, wie Lisa erschrak, doch der smarte Anwalt flüsterte ihr etwas ins Ohr, und sie entspannte sich wieder. Meine Zuversicht sank. Welche Fragen sich auch immer aus den weiteren Ermittlungen ergeben mochten, die beiden schienen ziemlich sicher zu sein, dass sie die passenden Antworten hatten.
    Als die Verhandlung wenige Tage später wieder aufgenommen wurde, waren mehr Leute anwesend. Lisa wurde nicht nur von ihrem Anwalt begleitet, sondern auch von ihrer Mutter, die bleich aussah und ausgezehrt und Schwarz trug. Mickey Allerton schwebte schützend über den beiden. Er trug eine schwarze Krawatte. Ich schlussfolgerte daraus, dass Paul Stallard verstorben war und Mickey Allerton die Rolle des Mannes in der Familie eingenommen hatte. Es tat mir leid, wenn es so war. Ich hatte Paul gemocht und Mitgefühl für seine Situation empfunden. Abgesehen davon gefiel es mir nicht, wie Mickey sich als Beschützer der Familie in den Vordergrund drängte. Es verstärkte meine Befürchtungen, dass diese Verhandlung nicht so verlaufen würde, wie ich mir das wünschte.
    Ich musterte Lisa mit verstohlenen Blicken. Sie war ebenfalls sehr blass und trug einen dunklen Hosenanzug. Die Jacke wölbte sich ein wenig über ihrem Bauch. Sie hatte die Haare nach hinten gebürstet, wo sie von einem schwarzen Band gehalten wurden. Sie wirkte gefasst, als sie den Zeugenstand betrat und ihren Bericht der Ereignisse ablieferte. Sie hätte London nach einem Streit mit ihrem Arbeitgeber verlassen, erklärte sie. All das hätte sich als Folge eines Missverständnisses erwiesen, doch zum damaligen Zeitpunkt wäre sie sehr wütend gewesen und nach Hause zu ihren Eltern zurückgekehrt, die in Oxford lebten. Simic wäre ihr gefolgt und hätte sich mit ihr in Verbindung gesetzt. Sie hätte gewusst, dass Simic ein unberechenbarer und zur Gewalttätigkeit neigender Mann war. Sie hätte sich mit einem Treffen einverstanden erklärt, weil sie nicht wollte, dass er zu ihr nach Hause kam. Der Gesundheitszustand ihres Vaters wäre schlecht gewesen. Er war im Übrigen vor kurzem gestorben.
    An dieser Stelle stockte sie und trank ein paar Schlucke Wasser aus einem bereitstehenden Glas. Auf die Frage hin, ob sie sich zu setzen wünschte, lehnte sie dankend ab, schniefte in ein hübsches sauberes Taschentuch und fuhr mit ihrem Bericht fort. Sie hätte außerdem ein Treffen mit Francesca Varady vereinbart, einer Privatdetektivin, die ihr Arbeitgeber geschickt hätte, um nach ihr zu suchen. Sie hätte Simic zur gleichen Stelle gebeten, nur ein wenig früher, weil sich dies angeboten hätte. Im Garten ihres Elternhauses lebte eine Ringelnatter, und diese hätte sie zu dem Treffen mit Simic mitgenommen, weil sie wusste, dass der Mann Angst vor Schlangen hatte. Die Ringelnatter wäre in einem Stoffbeutel gewesen. Sie hatte das Tier schon früher in den Händen gehalten und keine Angst davor, gebissen zu werden. Oder vor dem Gestank, fügte sie hinzu.
    »Dem Gestank?«, fragte der Coroner interessiert. Er war offensichtlich beeindruckt von Lisas fehlender Angst vor Schlangen. Er litt wohl nicht unter Ophidophobie wie Ivo, schätzte ich. Die meisten Menschen wurden zumindest nervös, was Schlangen anging.
    »Ringelnattern können eine übelriechende Substanz absondern, um sich zu verteidigen«, erklärte Lisa. »Aber Arthur kannte mich.«
    »Arthur, Miss Stallard?«
    Sie errötete sittsam und brachte es fertig, sich verwirrt zu geben. »Wir nannten sie so, Euer Ehren. Sie war eine Art Haustier.«
    Jetzt hat sie auch den Coroner auf ihrer langen Liste von Schoßhündchen, dachte ich säuerlich. Andererseits machte sie ganz den Eindruck eines netten, wohlerzogenen Mädchens, wie sie da stand. Hübsch, freimütig die Wahrheit erzählend, redegewandt, in Trauer um den Verstorbenen und überdies in anderen Umständen, wie es so schön heißt.
    Ich warf einen verstohlenen Blick zu Jennifer Stallard. Sie wirkte doppelt so angespannt und nervös wie ihre Tochter im Zeugenstand. Sie hatte sich leicht vorgebeugt und beobachtete Lisa mit verzweifelter Eindringlichkeit. Ihre dünnen weißen Hände zwirbelten ein Taschentuch, bis es nicht mehr zu erkennen war. Sie hat ihren Mann verloren, dachte ich, und jetzt sieht sie die Gefahr, auch noch ihre Tochter zu
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