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Denkwürdigkeiten aus meinem Leben [microform]

Titel: Denkwürdigkeiten aus meinem Leben [microform]
Autoren: 1769-1843 Caroline Pichler , 1881-1925 Emil Karl Blümml
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dessen Kosten weite Kreise beigetragen hatten (vgl. H, S. 6i4f.). Was einst L. A. Frankl geplant hatte, in der Wiener Karls-kirche ihre Büste aufstellen zulassen (II, S. 581), das hatte sich zwar nicht erfüllt, aber ihr von Alois Düll nach Kriehubers Bild geschaffenes Porträtmedaillon, das mild und freundlich vom Grabstein auf den Beschauer niederblickt und sie den Lebenden wieder näher bringt, mag als ihr wohlverdientes Denkmal gelten. Daß sich anläßlich dieser Vorfälle auch die Zeitungen mit der Pichler beschäftigten, darf ebensowenig verwundern, als daß einige rührige Feuilletonisten aus ihr Kapital schlugen. Doch was einer davon, Herr Staberl jun.,
    1) Jahrbuch der Grillparzer-Gesellschaft III, (Wien 1893), S. 269«.
    2) Wiener Communal-Kalender und Städtisches Jahrbuch XXXII (Wien 1894), S. 393 ff.
    3) Pichlergasse im IX. Bezirk; vgl. Friedrich Umlauft, Namen-buch der Straßen und Plätze von Wien. Wien 1905, S. 82.
    über sie zu sagen wußte i), ist äußerst nichtssagend. Bes-ser sind zwei anläßlich ihrer Exhumierung von Rudolf Holz er verfaßte Feuilletons 2), die wenigstens zeigen, daß der Verfasser außer den „Denkwürdigkeiten" noch Glossys Briefausgaben las; doch lauf fauch hier manches Falsche unter und manche schillernde Phrase muß den Mangel wirklicher Kenntnisse verdecken. Wenn ,es aber heißt, daß KaroHne Pichler eine Weiblichkeit auszeich-nete, „die heute Lächeln erregt", so muß dem unbe-dingt widersprochen werden, denn ihre Weiblichkeit darf nicht an den Auswüchsen unserer heutigen Frauen-emanzipation gemessen werden. Eine wahrhaft emanzi-pierte Frau wird auch heute noch Karoline Pichler ihre Bewunderung nicht versagen können, die es verstand, die Hausmutter mit der Schriftstellerin in harmoni-schen Einklang zu bringen. Schon E. Guglia^) be-merkte 1883, daß Karoline Pichler „eine der edelsten Frauengestalten in der Geschichte unseres Vaterlandes" sei, „über die geringschätzig abzuurteilen, äußerst un-passend wäre". Pichlers freien Charakter und den Wert der „Denkwürdigkeiten" erkannte Holzer richtig.
    H. M. Truxa, der als nächster sich mit der Dichte-rin beschäftigte*), beging einen anderen Fehler, als er, um ein Schlagwort zu prägen, Karoline Pichler im Sinne unserer heutigen katholischen Neuromantik ge-radezu als katholische Dichterin hinstellen wollte. Ge-
    ^) Wienerinnen von Namen. Neue Freie Presse Nr. 13 002 vom 4. November 1900, S. 5f.
    2) Wiener-Zeitung Nr. 205 vom 6. September 1901; Neue Freie Presse Nr. 13 302 vom 6. September 1901, S. 5.
    2) Österreichische Rundschau. Hg. von A. Edlinger. I. (Wien 1883), S, 718.
    *) Illustrierter Universal-Unterhaltungs-Kalender für das Jahr 1905. II, 2, (Wien 1904), S. 39ff., besonders S. 40.
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    wiß war Karoline Pichler im Leben durch und durch katholisch, fügte sich den Vorschriften und Satzungen ihrer Religion gerne und willig, aber als Dichterin hat sie mit Ausnahme des „Agathokles", den sie jedoch als historischen Roman aufgefaßt wissen wollte, keinen Stoff im Sinne der heutigen katholischen Dichter be-handelt. Zudem wußte sie, da ihr Leserkreis den ver-schiedensten Religionsbekenntnissen angehörte, konfes-sionellen Fragen stets aus dem Wege zu gehen. Wenn sie auch in den ,,Denkwürdigkeiten" gegen die Pro-testanten, deren vielgerühmte Duldsamkeit und par-teiisch gefärbte Geschichtschreibung auftrat ^), so war sie andererseits vom katholischen Ultramontanismus und von der Frömmelei der Romantik ebenfalls nicht er-baut 2).
    Unbeirrt durch all diese Schlagworte und Ereignisse schritt die Forschung ruhig ihren Weg weiter und hellte Karoline Pichlers Lebenspfad und geistiges Schaffen in unermüdlicher Tätigkeit auf. Das Verhältniß des jungen Grillparzer zur Dichterin, das sogar eine Zeitlang ein nahes und dauerndes zu werden versprach, beleuchtete auf Grund der „Denkwürdigkeiten" und unveröffent-lichter Briefe Oskar Freiherr von Mitis^) in feiner W^eise; doch schöpfte er den Stoff nicht völlig aus.Wert-volle Einblicke in Karoline Pichlers poetisches Schaffen, in das Werden ihrer Stoffe boten die von K. Glossy herausgegebenen^) Briefe Hormayrs an sie, die gleich-zeitig dessen Einfluß auf ihre Werke, der bereits aus den
    ^) Denkwürdigkeiten I, S. 8, 105, 426!.; II, S. 35f., 37, 62, 430.
    2) Denkwürdigkeiten I, S. 301 f.; II, S. 183.
    3) Der junge Grillparzer bei Caroline Pichler. Neue Freie Presse Nr. 13 302 vom 6. September 1901 (Feuilleton).
    *) Jahrbuch der
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