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Denkwürdigkeiten aus meinem Leben [microform]

Titel: Denkwürdigkeiten aus meinem Leben [microform]
Autoren: 1769-1843 Caroline Pichler , 1881-1925 Emil Karl Blümml
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749.
    2) A, Langer, a. a. O., 1843, S. 749.
    blieb sie frisch am Geist, betrieb nach wie vor eifrig die Lektüre und sprach am Krankenlager mit den sie be-suchenden Freunden über Literatur und Wissenschaft (II, S. 609), aber der Körper versagte seine Dienste und am 9. Juli 1843, einem Sonntag, verließ ihre Seele die gebrechliche Hülle (II, S. 608f.). Sie war der Welt, in deren neuer Gestaltung sie sich weder heimisch noch zurechtfinden konnte^), ruhig entschlummert und zur Ansehung des höchsten Wesens gelangt, dem sie die An-dacht und Liebe ihrer letzten Jahre geweiht hatte.
    Beinahe unbemerkt ging der Tod der einst vielgefei-erten Schriftstellerin vorüber. Sie, die ehemals gewohnt war, von vielen umringt und gepriesen zu werden, fuhr einsam zu Grabe. Ihr Leichenbegängnis war still, nur einige Freunde gaben ihr das letzte Geleite und am Grabe standen wenige (II, S. 612f.). Karoline Pichler war schon, bevor sie ins ewige Leben einging, eine tote Größe gewesen. Ihre Zeit war vorüber, die neue Gene-ration war über sie hinweggeschritten und fühlte keiner-lei Bedürfnis, sich mit ihr mehr zu beschäftigen. Daher flössen auch die Nachrufe sehr spärlich und beschränk-ten sich größtenteils darauf, zu zeigen, was Karoline Pichler war, denn was sie ist und sein wird, darüber brauchte man nichts mehr zu sagen. Meistens waren es auch nur nahestehende Freunde, die ihrer in Liebe und Treue gedachten. So vor allen andern Otto Prechtler, der in den letzten Jahren zu den Besuchern ihres Salons gehört hatte 2). Dieser setzte ihr ein schönes dichteri-sches Denkmal in seinem, am 12. Juli 1843 verfaßten
    ^) Brief an Karoline von Wolzogen vom 18. April 1840: Wol-zogen, Literarischer Nachlaß. ^ II, S. 400.
    ^) Franziska v. Pelzeln in: Österr. Kaiser-Jubiläums-Dichter-buch. Wien 1899, S. 55.
    XXV
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    Gedicht „Nai hruf an Karoline Pichler"^). Mit ihr, so meint er, ging eine goldene Zeit vorüber, denn sie gab Blumen in gesunden Liedern, da sie die Menschen nicht krank machen wollte, denn sie brachte das Licht, um anderer Pfad zu erhellen und gab ihr Bestes, aber nicht im modischen Gewand; sie blieb trotz allem Ruhm ein Weib und wenn auch die moderne Jugend sich über sie erhaben dünke, so gelte doch von ihr:
    Wert Deiner bessern Zeit warst Du, Verklärte!
    Warst Deines Hauses Stolz und edle Zier!
    Dein klarer Geist bleibt manchem noch Gefährte;
    Dort oben ewig, — lange lebst Du hier!
    So lang die Guten liebend sich erkennen:
    Wird man auch Deinen teuren Namen nennen!
    Kurz, aber mit trefflichen Worten meldete ein Un-bekannter (Chiffre 33) ihren Tod 2), dabei von ihr sa-gend: „Eine in allen Beziehungen ausgezeichnete Frau, erfreute sie sich im Privatleben der ungeteiltesten Liebe aller derer, welchen es vergönnt war, ihr persönlich näher zu kommen und ihre hohe Herzensgüte, die sel-tene, wahrhaft bewunderungswürdige Anspruchslosig-keit ihres Charakters kennen zu lernen. Ihr Bild wird unvergänglich leben in dem Herzen ihrer Freunde und Deutschland wird das Andenken an eine seiner edelsten Frauen zu ehren wissen." An die Schlußworte Precht-lers klingen die Worte des Nekrologisten B. (Bolza?) an^), der Pichler von dem Vorwurf, ein Blaustrumpf gewesen zu sein, freiwäscht und ihr echte Dichtergabe beimißt, daher sie nicht vergessen werden könne, denn
    ^) Bäuerles Allgemeine Theaterzeitung, 1843, S. 749.
    2) Wiener Zeitschrift für Kunst, Literatur, Theater und Mode. Wien 1843, S. no3f.
    3) Illustrierte Zeitung, I, (Leipzig 1843), S- ^7° ^^ Bildnis (nach Kriehuber-Benedetti in Pichler, S. W.^ L.).
    der Name Karoline Pichler wird, so hoffen wir wenig-stens, noch so lange ehrenvoll forttönen, als der Sinn für das wahrhaft Schöne und Edle noch nicht völlig erstor-ben oder ausgeartet sein, als Undank und Frivolität nicht jede und alle höhere Tendenz üppig überwuchert haben und als der Kultus des echten Talentes noch eine würdigere Geltung, denn die einer bloßen lächerlichen Farce behaupten wird!" Ähnliches drückte auch der Anonymus Y. in seinem Nachruft) mit den Worten aus: „Ihr Geist weilt noch unter den Lebenden und wird daselbst verbleiben, solange nicht die Empfänglichkeit für das Schöne, Wahre und Gute stirbt"; dieser Be-merkung ging aber eine andere voraus, die der Wahrheit sehr nahe kam und besagte: ,,Die allgemeine Verehrung, welche ihrem glänzenden Talente gezollt wurde, ist als ein Denkmal zu betrachten, das jedes Grabesmonu-ment lange überdauert." Im ,,wurde" dieser
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