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Denkwürdigkeiten aus meinem Leben [microform]

Titel: Denkwürdigkeiten aus meinem Leben [microform]
Autoren: 1769-1843 Caroline Pichler , 1881-1925 Emil Karl Blümml
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Ausfüh-rungen ruht der Schwerpunkt, denn selbst ihre Freunde fühlten, daß Karoline Pichler nur mehr historische Gel-tung habe, wollten es aber nicht offen aussprechen, son-dern ließen es zwischen den Zeilen durchschimmern. Nur Heinrich Laube sagte es trocken heraus^), daß ihre Zeit schon damals, als er sie 1833 in Baden traf, vorüber war. Selbst L. A. Frankl, der einen schönen und war-men, von inniger Teilnahme und vollem Verstehen ge-tragenen Nachruf verfaßte^), wußte sie nur als Glück-liche zu preisen, deren Leben einem abgeschlossenen
    ^) Bäuerles Allgemeine Theaterzeitung. 1843, Nr. 167, S. 747
    (vom 14. Juli 1843) = Der Zuschauer. Hg. von J. S. Ebersberg.
    1843, Beilage zu Nr. 88, S. 933 f.
    ^) Zeitung für die elegante Welt. Leipzig 1843, S- 73^-
    ^) Allgemeine Zeitung. Augsburg 1843, Nr. 218 vom 6. August
    1843. Beilage S. i7oif. (ungezeichnet) = Frankls Sonntags-Blätter
    II, [Wien 1843], S. 677ff. (erweitert).
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    Kunstwerke glich, der es vergönnt war, „ein Leben wie das eines natürlich und gesund entwickelten Stammes zu führen und zu vollenden — soweit es eben dem Sterb-lichen gestattet ist"^). Über die Wertung ihrer Werke ließ sich Frankl nur kurz aus, über deren Fortleben schwieg er, aber mit seherischem Blick sah er Karoline Pichlers Bedeutung in ihren „Denkwürdigkeiten", die ihm handschriftlich vorlagen-).
    Von diesen „Denkwürdigkeiten" ging auch Hor-mayr, der seiner langjährigen Freundin ebenfalls ein ehrendes Denkmal setzte^), aus, um in weitschweifiger Weise, vielfach streut er eigene Erinnerungen ein, zu folgendem Schluß zu kommen*): „Eine reine, prunklose Sprache, innige Wärme für das Gute und Schöne, eine ,rechte Mitte' und ein aufgeklärter Geist, Kenntnis des Menschenherzens und eine mehr als gewöhnliche Er-findungsgabe sind ihr nicht abzusprechen. Sie mochte in Wort, Schrift und Tat als eine würdige Vorgänge-rin und Ratgeberin der weiblichen Jugend gelten und insofern den Besten und Edelsten ihrer Zeit anzureihen sein." Ihm war Pichlers Tod, mit der er jahrelang in Verkehr gestanden (I, S. 539ff.), nahege-gangen, wie Briefe an Wolfgang Menzel^) und L. A. Frankl*) beweisen, und doch hatte er sich das richtige Urteil bewahrt, vielleicht gerade unter dem Einfluß der ,,Denkwürdigkeiten", wo auch er kritisch gesondert
    1) Sonntags-Blätter II, S. 677.
    2) Sonntags-Blätter II, S. 679.
    3) Hormayrs Taschenbuch für vaterländische Geschichte XXXIV, (1845), S. iioff.
    4) Hormayrs Taschenbuch XXXIV, S. 143.
    5) Vom 24. Oktober 1844: Briefe an Wolfgang Menzel. Hg. von Heinrich Meisner und Erich Schmidt. Berlin 1908, S. 133.
    *) Vom 24. Jänner 1846: L. A. Frankl, Erinnerungen S. loi.
    wurde. Gar nichts Neues boten die, einem kritischen Urteile weit aus dem Wege gehenden Ausführungen von B. H ai n^), die nachPichlers kleiner Selbstbiographie (II, S. 393 ff.), nach ihren „Denkwürdigkeiten" u. a. ge-arbeitet sind.
    Dies war alles, was man bei Karoline Pichlers Tode zu sagen wußte. Wenig genug, wenn man die gesell-schaftliche und dichterische Rolle betrachtet, die Pich-let einst spielte. In der Folge wurde es aber noch stiller. Manch einfaches, dem Absonderlichen abholdes Gemüt, das mit der damaligen Moderne nicht einverstanden war, wird wohl manchesmal Karoline Pichlers ver-staubte Schriften aus dem Bücherschrank hervorgezogen und sich daran erquickt haben, in seligem Gedenken an jene Zeit, wo deren Schriften „als der schönste Schmuck in jeder PrivatbibHothek" galten, wo es hieß, daß diese Lektüre „geläutertes Gold, ein reiner Sternenlichter Himmel, ein Blütenstrauß ohne Giftpflanze" sei2). Für viele war aber Karoline Pichler mit Realis (G. R. W. Ritter vonCoeckelberghe-Dützele)^) eine Altwiener Ku-riosität geworden, von der man sprach, deren 53 Bände man anstaunte, die man aber zu schrecklich altvaterisch und fade, breit und langweilig fand, um sie zu lesen. FreiHch in den Literaturgeschichten^), die über diese 53 Bände doch nicht so hinweggleiten konnten, da las man ihren Namen, mit einigen nichtssagenden Phrasen
    ^) Neuer Nekrolog der Deutschen, 1843. XXI, (Weimar 1845), S. 640 ff.
    2) Bäuerles Allgemeine Theaterzeitung, 1843, S. 747.
    ^) Curiositäten- und Memorabilien-Lexicon von Wien, II, (Wien 1846), S. 250.
    *) Josef Kehrein (Biographisch-literarisches Lexikon der katho-lischen deutschen Dichter, Volks- und Jugendschriftsteller im 19. Jahrhundert. II, [Zürich 1871], S. izf.) weist auf eine große Anzahl solcher Stellen hin.
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