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Denken Mit Dem Bauch

Denken Mit Dem Bauch

Titel: Denken Mit Dem Bauch
Autoren: Burkhard G. Busch
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paar Minuten als Fremdkörper im sozialen Ordnungssystem erkannt und die Polizei oder irgendeine andere Ordnungsmacht erledigt den Rest. Hätten die jungen Leute im Sinne von normalem sozialen Verhalten dem fragenden Polizisten eine akzeptierbare Antwort gegeben - die Polizei hätte die Leute vermutlich in Ruhe gelassen. Die Studie der Hochschule in Atlanta ergab, dass es insgesamt keinem der 60 Studenten länger als zwei Stunden gelungen war, unbehelligt irgendwo im Zentrum der Stadt herumzulungern, ohne zu erklären, warum er sich so verhielt.

    Der Bauch ist online mit der Steinzeit

    Vor ein paar hunderttausend Jahren haben die Menschen ohne einer Sprache mächtig zu sein nur herumgelungert, jeden Tag.
    Kein anderer hätte sich dafür interessiert, als es noch keine Sippen oder Familien gab. Jeder war auf sich allein gestellt.
    Dabei konnte man durchaus ums Leben kommen, ohne dass es einem anderen überhaupt aufgefallen wäre. In der Frühzeit der
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    Menschheit hatten die Menschen noch nicht einmal ein
    personalisiertes Ich-Bildnis. Sie nahmen die anderen als unbestimmte Lebewesen wahr, nicht als Gleiche unter Gleichen.
    In der Frühzeit gab es deshalb auch kein soziales
    Kontrollsystem. Jeder war auf sich selbst gestellt und stand in einer direkten Rivalität zu jedem anderen.
    Heute ist das völlig anders. Insoweit ist unser uraltes, archaisches Überlebensprogramm wirklich überflüssig
    geworden. Diese Programme dienen heute niemandem mehr
    wirklich - ein paar kleine Naturvölker vielleicht ausgenommen.
    Aber die archaischen Programme sind nach wie vor in uns Industriemenschen vorhanden. Und der Bauch benutzt seine Programme so wie vor über 400 000 Jahren. Er ist ein
    Blödmann. Niemand hat ihm erzählt, dass das inzwischen völlig überflüssig ist. Es ist überflüssig, Hass zu erleben, blinde Wut zu fühlen, jemanden sozial vernichten zu wollen oder Konflikte mit dem Knüppel (bzw. mit dem Panzer oder dem Kampfjet) zu lösen. Da Konflikte aber immer noch mit Gewalt gegen das Leben anderer und mit Mord und Totschlag gelöst werden, liegt der Verdacht sehr nahe, dass wir in unserer
    emotionalgenetischen Bauchentwicklung irgendwo zwischen dem Viktoriasee und dem Neandertal stehen geblieben sind. Ein genetischer Zwangsaufenthalt sozusagen. Weil uns die Welt überholt hat. Und der Anschlusszug ist nicht da.
    Futurologen, jene Wissenschaftler, die sich mit der Zukunft beschäftigen, haben ein sehr spannendes Modell entwickelt. Sie gehen davon aus, dass anderes, intelligentes Leben irgendwo im Weltall, sofern es uns Menschen weit überlegen wäre, auf alle archaischen Rivalitätsprogramme verzichten würde.
    Intellektuelle und höchste technische Leistung kann nur von Lebewesen erbracht werden, deren emotionale Energie
    ausschließlich positiv gepolt ist, sagen die Futurologen. Aber es ist eben Futurologie, und die hört sich eher nach dem guten alten E.T. an. Und eine Entwicklung zum emotional perfekten E.T.
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    kann dauern. Bis dahin ärgern wir uns weiter über unsere emotionalen Neandertalerideen oder Cromagnon-Intuitionen.
    Das Steinzeitprogramm »Du musst mächtiger sein als der von nebenan, dann überlebst du« lebt in uns Menschen weiter fort.
    Es ist eines der ältesten Programme der Menschheit. Älter als 600 000 Jahre.
    Heute ist es für den Normalbürger ziemlich überflüssig, mächtiger sein zu wollen als der von nebenan. Man würde dabei nichts gewinnen. Ein solches Rivalitätsprogramm ist sozial gesehen sogar eher schädlich: Es behindert die Teamarbeit und macht nur Ärger. Wenn dieses Bauchprogramm sehr stark in Erscheinung tritt, verliert der Betroffene den Bezug zur Realität.
    Der Betroffene schädigt seine soziale Öffentlichkeit und demontiert sein persönliche s »Standing« in einer Gruppe, wenn er dem Programm folgt. Wirkt das Machtprogramm sehr stark, werden Menschen straffällig oder gewalttätig. Je stärker dieses Machtprogramm abläuft, umso eher fühlen sich Betroffene durch andere in den Werten bedroht.

    Zum Beispiel das Programm »Du musst dich aggressiv vermehren«. Es ist noch viel älter als das Rivalitätsprogramm.
    Ist das Programm stark wirksam, gehen soziale Beziehungen schnell kaputt. Männer beispielsweise (nicht alle gleich, aber fast…) haben folgende intuitive Vorstellung, die ein
    »Männerwitz« mehr oder weniger humorvoll ausdrückt:
    »Man(n) kann nicht mit allen Frauen der Welt schlafen - aber Man(n) kann es doch wenigstens versuchen, oder?« Dass
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