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Denken Mit Dem Bauch

Denken Mit Dem Bauch

Titel: Denken Mit Dem Bauch
Autoren: Burkhard G. Busch
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dieser archaische »Programmtick« manchmal gar nicht so lustig ist und gelegentlich strafbar, nehmen wir in Kauf. Die Inhaber eines starken Vermehr-dich-Programms neigen außerdem dazu,
    Phantome aufzubauen, um dem anderen Geschlecht zu
    imponieren. Andere entwickeln ein promiskuitives
    Sexualverhalten und wechseln die Sexualpartner wie die Hemden. Im Extremfall kann Strafbares dabei herauskommen,
    -226-
    Vergewaltigung oder Nötigung - oder Mord und Totschlag. -
    Und sieben Milliarden Menschen, von denen mehr als die Hälfte nichts zu essen hat.

    Zum Beispiel das Programm »Territoriale Abgrenzung«. In Ur-Zeiten war es überlebenswichtig, sein persönliches Terrain gegen andere zu verteidigen. Heute leben wir in
    Hochhausblöcken mit 3000 Wohneinheiten auf engstem Raum und niemand hat es ernsthaft nötig, sein Terrain gegen Eindringlinge zu verteidigen. Es gibt den Paragraphen des Hausfriedensbruchs und den Rest erledigt der Amtsrichter oder ein Staatsanwalt.
    Auch der »Knallerbsenstrauch« und der »Maschendrahtzaun«
    (Stefan Raab) sind Ergebnisse von übertriebenen
    archaischterritorialen Abgrenzungsprogrammen. Wenn Haus-Nachbarn sich zu nahe auf die Pelle rücken, wird vom Bauch offenbar das uralte Programm hervorgeholt und abgespult. Dann gibt es Krach und Krieg bis aufs Messer - was die
    Boulevardzeitungen und Magazine ganz besonders freut.

    Zum Beispiel das soziale Bindungsprogramm »Du musst dich an andere hängen, dann überlebst du vielleicht im Schutz der Sippe länger«. Dieses Programm wurde relativ spät in uns installiert. Es ist erst um die 80000 Jahre alt. Es resultiert aus einer Zeit, in der den Menschen bereits bekannt war, dass die Sippe besser überlebt als der Einzelne. Tritt dieses Programm heutzutage in Aktion, kann einem solch ein Sippenliebhaber ganz schön auf den Keks gehen.
    Wir erleben in unserer modernen Gesellschaft allerdings zunehmend, dass die Sippe (die Familie) nicht mehr der einzige Ort ist, wo ein Überleben möglich wäre. Fast 50% aller Haushalte beispielsweise in der Bundesrepublik sind Single-Haushalte. Glaubt man den jammernden Kirchen und der kühlen
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    Statistik, ist die Ehe als gruppenbindende Institution ein echtes Auslaufmodell. Die Psychologen bemängeln, dass beim
    weiteren Verlust sozialer Gruppenmodelle (der Ehe oder der Familie zum Beispiel) das Verantwortungsbewusstsein der Menschen demoliert wird
    - bis hin zur völligen
    Verantwortungslosigkeit. Dann zählt nur noch der eigene Nutzen, nichts sonst. Ich selbst habe öfter schon den Eindruck gehabt, dass »der weitere Verlust« längst eingetreten ist.
    Interessant ist, dass wir Menschen in bedrohlichen Situationen gern auf die bewährten Gruppenmodelle zurückgreifen. Je mehr Stress (Impulsdichte, Wertebedrohung oder Einschränkung des Handlungsspielraums), umso eher suchen wir die Nähe von Gleichgesinnten in einer Gruppe. Es soll Familien geben, die sich nach dreißig Jahren bei der Beerdigung von Opa
    wiedersehen. Was ist der irrationale Auslöser dafür? Der Stress der bevorstehenden Erbschaft? Der Stress des erlebten Todes in der eigenen sozialen Gruppe? Oder die Demonstration sozial vollwertigen Verhaltens: »Wenn einer stirbt, da muss man halt hin. Da bekommt Opa doch noch ein paar späte Blumen, die er zu Lebzeiten nie bekommen hätte««?

    Zum Beispiel das einfache archaische Überlebensprogramm
    »Bremse deine Risikobereitschaft, fasse nichts Gefährliches an, es könnte den Tod bedeuten«. Tritt dieses Programm extrem in Erscheinung, dann verhalten die Menschen sich übervorsichtig, tragen diffuse Ängste mit sich herum, haben ein ängstliches, freudloses Leben. Ist es stark zurückgedrängt, sind die Menschen übermütig. Es liegt im Zahn der Zeit, dieses Risikoprogramm zurückzudrängen. Es ist »in«, mutig zu sein.
    Immer neue lebensgefährliche Sportarten fordern extremen Mut.
    Derjenige, der darauf verzichtet, ist entweder zu alt oder ein sozialer »Warmduscher«.

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    Zum Beispiel das uralte Programm der Vergeltung »Wie du mir
    - so ich dir«. Jeder Rechtsstaat versucht mit seinen Gesetzen über dieses Programm Herr zu werden. Die soziale
    Gemeinschaft nimmt Schaden, wenn das Programm aktiv in Erscheinung tritt. Und durch massive Strafgesetze wird das Programm tatsächlich im Zaum gehalten. Aber durch nichts anderes. Als zwischen 1999 und heute ganze Serien von
    Kindesentführungen stattfanden, Mord und Vergewaltigung inklusive, besannen sich etliche Bürger auf dieses
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