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Denken Mit Dem Bauch

Denken Mit Dem Bauch

Titel: Denken Mit Dem Bauch
Autoren: Burkhard G. Busch
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das alles sofort psychologisch in den Griff kriegen würde. Ich entschied mich für das kognitivreflektierende Gewinner-Gewinner-Modell.
    Meine Frau stieß einen giftigen Brüller aus. Erst flog der Aschenbecher und knallte gegen die Tür, dann knallte die Tür zu. Ich war ernstlich betroffen über so viel Bauch. Ich dachte noch einen kleinen Moment über meine intellektuelle
    Betroffenheit nach und war beruhigt, dass sie auf die Tür gezielt hatte. Da ging eine andere Tür auf und sie meinte: »Deine kognitive Ausgewogenheit kotzt mich an, du kannst dir dein
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    Gewinner-Gewinner-Modell sonst wohin stecken.« Dann warf sie die Tür zu und ich die Psychologie in die Ecke. Nun war ich ebenfalls stinksauer.
    Offenbar ist es doch schon etwas schwieriger, in allen Situationen den Bauch im Griff zu haben, selbst als Profi. Sie hatte nämlich meinen höchsten moralischen Wert ganz böse erwischt : die Ausgewogenheit. Mein angeblich so logischer Kopf hatte sich von ihr ins Bockshorn jagen lassen. Dann kam der innere Bauch-Blödmann sofort hervor und der Streit konnte so richtig beginnen. Was sagt uns das?
    Wissen schützt vor Dummheit nicht und vor dem Bauch
    schon gar nicht. Also kommen wir beim Erkennen unseres inneren Blödmanns mit all den alten, bekannten Methoden gar nicht so recht weiter. Es nutzt nichts, sich zurückzulehnen und wissend zu lächeln: »Aha… so ist das also… na dann, dann machen wir es ab morgen doch mal besser.« Das nutzt nichts.
    Die Bauchprogramme sind stärker. Bei nächster Gelegenheit bringen wir uns wieder in gewisse Schwierigkeiten und pinkeln aus dem Hotelfenster.

    FAZIT

    • Nichts ist so blöde, als dass der Bauch es nicht doch tun würde.
    • Es ist mit den normalen Methoden von Lernen, Denken und Verstehen nicht zu bewerkstelligen, den inneren Blödmann zu erkennen - geschweige denn, ihn in den Griff zu bekommen. Da müssen andere Methoden her.

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    Den inneren Blödmann erkennen - Teil 2

    »Lymbisch verankert«, nennen die Wissenschaftler die
    Programme des Bauches, die alle im Kern dazu dienen, die menschliche Art zu erhalten. Wie bereits anfänglich in diesem Buch erwähnt, dienten früher, vor über 400 000 Jahren, die Programme tatsächlich dem täglichen Überleben. Heute ist das nicht mehr so sehr notwendig. Wir überleben ohnehin in dieser mehr oder weniger gut behüteten modernen Gesellschaft. Der Säbelzahntiger lauert uns nicht mehr auf und kein Bär will uns das Futter wegfressen und uns gleich mit. Im Gegenteil.
    Es ist in unserer behüteten Industriegesellschaft fast schon unmöglich, in echte Gefahr zu kommen, wenn die
    Bauchprogramme ausgeschaltet wären und das kognitive
    Prüfsystem funktionieren würde.
    Ein Team von Studenten der Universität vo n Atlanta/Georgia wollte das genau wissen. Die Studenten testeten im Rahmen einer Versuchsanordnung, ob es in der Stadt Atlanta möglich wäre, sich einfach aus dem sozialen Set auszuklinken, sich abzuseilen - oder seine Lebensfunktionen wenigstens gen null streben zu lassen. Das heißt: Sie wollten wissen, was passiert, wenn man gar nichts tut.
    Dazu verteilten die Studenten sich an unterschiedlichen Orten der Stadt. Der eine saß vor einer Kirche und wartete, was passieren würde. Der andere lungerte an einer Laterne herum, die an der Ausfallstraße stand. Der dritte hielt sich in einem Supermarkt auf. Einer saß an der Greyhound-Haltestelle herum… und so weiter… Alle hatten einen gemeinsamen
    Auftrag: Kein Wort mit anderen Menschen reden, kein Geld ausgeben, niemanden ansprechen, keine Kommentare abgeben, einfach nur am Ort verweilen - nur »da« sein, sonst nichts… und abwarten, was passiert. Das Ergebnis der Studie ist
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    beeindruckend und lustig zugleich.
    Der junge Mann im Supermarkt blieb ganze 10 Minuten an einer Säule stehen. Der Supermarktleiter sprach ihn zwei Mal an. Der junge Mann hatte jedoch den Auftrag, nicht zu
    reagieren. Da holte der Supermarktchef die Polizei. Nach einer Stunde Aufenthalt am Busbahnhof wurde eine Studentin
    abgeführt, weil sie nicht erklärte, warum sie am Busbahnhof schweigend und teilnahmslos herumhing. Der Student vor der Kirche hielt es am längsten aus: Es dauerte immerhin zwei Stunden, bis die Polizei ihn mitnahm.
    Was sagt uns das?
    Es ist in unserer modernen, sozial kontrollierten Gesellschaft fast unmöglich, umzukommen - aktiver Selbstmord oder ein Unfall einmal ausgenommen. Wenn jemand nichts tut, einfach nur da ist, kein Wort redet, wird er nach ein
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