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Denken hilft zwar, nutzt aber nichts

Denken hilft zwar, nutzt aber nichts

Titel: Denken hilft zwar, nutzt aber nichts
Autoren: Dan Ariely
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Rom ohne Frühstück – jedoch das schlechtere Angebot ist. Der Vergleich mit der eindeutig schlechteren Option (–Rom) lässt Rom inklusive Frühstück noch besser erscheinen. Die Option –Rom lässtRom inklusive Frühstück sogar dermaßen gut erscheinen, dass Sie dieses Angebot besser finden als die schwer damit zu vergleichende Option Paris inklusive Frühstück.
     
    Wenn Sie einmal die Wirkung des Köders erkannt haben, wird Ihnen klarwerden, dass er als Geheimagent bei mehr Entscheidungen seine Finger im Spiel hat, als wir uns vorstellen können. Er hilft uns sogar bei der Entscheidung, mit wem wir ein Rendezvous vereinbaren – und wen wir letztlich heiraten. Zu ebendiesem Thema habe ich ein interessantes Experiment durchgeführt.
    An einem kalten Werktag fragte ich Studenten, die eilig über den Campus des MIT gingen, ob ich für eine Studie ein Foto von ihnen machen dürfe. Manche warfen mir einen missbilligenden Blick zu, manche gingen einfach weiter. Die meisten aber machten bereitwillig mit, und so hatte ich in kurzer Zeit zahlreiche Fotos von lächelnden Studenten auf der Karte meiner Digitalkamera. Ich kehrte in mein Büro zurück und druckte sechzig davon aus – dreißig von Frauen und dreißig von Männern.
    In der folgenden Woche bat ich dann fünfundzwanzig meiner Studenten aus den jeweils dreißig fotografierten Männern und Frauen unter dem Aspekt der körperlichen Attraktivität Paare zu bilden (Männer mit Männern, Frauen mit Frauen). Das heißt, ich ließ sie die Brad Pitts mit den George Clooneys des MIT und die Woody Allens mit den Danny DeVitos kombinieren (Entschuldigung, Woody und Danny). Von diesen dreißig Paaren wählte ich sechs aus – drei weibliche und drei männliche –, die sich nach Ansicht meiner Studenten am ähnlichsten waren.
    Und dann begann ich, wie Dr. Frankenstein persönlich, diese Gesichter meiner Spezialbehandlung zu unterziehen. MitHilfe des Programms Photoshop veränderte ich die Bilder ein wenig und kreierte von jedem eine etwas weniger attraktive Version. Ich stellte fest, dass schon eine winzige Verschiebung der Nase die Symmetrie zerstörte. Mit Hilfe eines anderen Tools vergrößerte ich ein Auge, entfernte einen Teil der Haare und fügte hier und da Spuren von Akne hinzu.
    Weder erhellten grelle Blitze mein Labor, noch drang schauerliches Hundegejaule vom Moor herein, aber es war dennoch ein guter Tag für die Wissenschaft. Als ich fertig war, hatte ich das MIT-Äquivalent von George Clooney (A) und ebenso von Brad Pitt (B) in der Blüte ihrer Jahre, dazu einen George Clooney mit einem leicht erschlafften Auge und einer dickeren Nase (–A, der Köder) und ebenso eine weniger symmetrische Version von Brad Pitt (–B, ein weiterer Köder). Derselben Prozedur unterzog ich die weniger attraktiven Paare. Ich bekam das MIT-Äquivalent von Woody Allen mit seinem typischen schiefen Grinsen (A) und einen Woody Allen mit einem irritierend verrutschten Auge (–A), ebenso einen Danny DeVito (B) und eine leicht entstellte Version von Danny DeVito (–B).
    Jetzt hatte ich also von jedem der zwölf Fotos eine schöne Version und eine weniger schöne Köderversion. Ein Beispiel für die zwei in der Studie verwendeten Varianten sehen Sie in der Abbildung rechts (ich habe hierfür computergenerierte Gesichter genommen, nicht Fotos der MIT-Studenten).
     
    Jetzt war es Zeit für den wichtigsten Teil des Experiments. Ich klemmte mir den Stapel Bilder unter den Arm und ging hinüber zum Studentenclub. Dort fragte ich einen nach dem anderen, ob er mitmachen wolle, und wer sich bereit erklärte, bekam von mir ein Blatt mit drei Bildern (wie in der Abbildung). Manche bekamen das Bild A mit dem regelmäßigen Gesicht, den Köder dieses Bilds, –A, und das andere, Bild B,mit dem regelmäßigen Gesicht. Andere bekamen das Bild B mit dem regelmäßigen Gesicht, den Köder dieses Bilds, –B, und das andere, Bild A, mit dem regelmäßigen Gesicht.

    Ein Satz Bilder bestand beispielsweise aus dem von einemClooney mit regelmäßigem Gesicht (A), einem Köder-Clooney (–A) und einem Pitt mit regelmäßigen Gesicht (B); oder aus einem Pitt mit regelmäßigem Gesicht (B), einem Köder-Pitt (–B) und einem Clooney mit regelmäßigem Gesicht (A). Wenn ich je nach Wunsch ein Blatt mit entweder männlichen oder weiblichen Fotos überreicht hatte, bat ich die Studenten, diejenigen Personen einzukreisen, mit denen sie sich verabreden würden, wenn sie wählen könnten. Das Ganze dauerte
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