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Den Tod vor Augen - Numbers 2

Den Tod vor Augen - Numbers 2

Titel: Den Tod vor Augen - Numbers 2
Autoren: Rachel Ward
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plötzlich eine Idee. »Val, kannst du Fahrrad fahren?«
    »Verdammt, natürlich kann ich Fahrrad fahren. Ich war schließlich auch mal jung.«
    Überall in London gibt es öffentliche Fahrräder, etliche stehen hier an der Straße, manche ein bisschen ramponiert, doch die meisten sind noch intakt.
    »Komm«, sage ich. Ich hab ein bisschen Kleingeld in der Tasche und strecke gerade die Hand aus, um einen Euro in den Schlitz zu stecken, als Val hinter mir einen Laut wie ein aufgescheuchter Vogel ausstößt. Ich wirbele herum. Auch andere Leute schreien und ein Geräusch, das wie Donnern klingt, ist zu hören. Doch es kommt nicht von oben, es ist unter uns, überall, und dann seh ich, was alle anderen sehen – eine Welle jagt die Straße entlang. Ich meine nicht Wasser auf der Straße, sondern die Straße selbst ist die Welle, die ganze Straße wogt, als ob sie ein Band oder Laken oder so etwas ist.
    Wir haben keine Zeit, irgendwo hinzurennen, deshalb schnappe ich Val und zieh sie zu Boden. Sobald wir unten sind, werden wir wieder in die Luft geworfen. Ich schreie auf, als mir etwas in den Rücken kracht. Alles, was nicht am Boden befestigt ist, wird umhergeworfen wie ein Schiff auf See: Autos, Fahrräder, Menschen.
    Rings um uns bersten die Fensterscheiben, Glassplitter stürzen hinab, dann folgen die Gebäude selbst, die, die das erste Beben überstanden hatten, brechen zusammen.
    »Bleib unten!«, schrei ich. »Es ist noch nicht vorbei!« Doch das stimmt nicht. So schnell, wie das Beben gekommen ist, hört es auch wieder auf. Hat es wirklich nur ein paar Sekunden gedauert? Der Lärm hält noch eine Weile an, und ich warte, bis er verebbt ist, bevor ich die Augen öffne und den Kopf hebe. Neben mir tut Val das Gleiche. Wir strecken uns langsam, richten uns auf.
    »O Scheiße.« Zumindest funktioniert Vals Stimme noch.
    »Bist du okay?«, frage ich. »Bist du okay?«
    »Ja«, sagt sie. »Ich glaub schon. Und du?«
    »Weiß nicht.«
    Ich bin von dem Ganzen so angeschlagen – nicht physisch, aber im Kopf. Ich weiß nicht mehr, ob ich es tun kann. Ich weiß noch nicht mal, ob ich es tun sollte .
    »Komm schon, Sarah, wir müssen ein kleines Mädchen suchen. Wir müssen Mia finden.«
    Tränen füllen meine Augen, als sie Mias Namen sagt.
    »Schau mich an. Wir können das schaffen«, sagt sie. »Wir schaffen das, Sarah. Wir können Dinge verändern. Aber nicht hier. Wir müssen Mia finden.«
    »Und wenn wir uns von ihr fernhalten müssen? Wenn Adam nicht da ist und ich auch nicht, vielleicht wird ja dann ihre Zukunft anders, vielleicht verändert sich dann ihre Zahl. Ich hab sie gesehen, Val. Ich hab Mias Zahl in Adams Buch gesehen.«
    »Es ist heute, stimmt’s?«
    Sie weiß es. Woher weiß sie es?
    »Du hast doch gesagt, du hast sein Buch nicht gelesen.«
    »Hab ich auch nicht. Er hat es mir erzählt.«
    »Er hat es erzählt? Das glaub ich nicht. Er hat gesagt, er verrät niemals die Zahlen der Leute.«
    »Es war, nachdem er Mia zum ersten Mal gesehen hatte. Er war so aufgewühlt, als er nach Hause kam. Die Zahl ist ihm einfach so rausgerutscht.«
    »Ist sowieso egal. Ich habe sie jede Nacht gesehen, seit ich mit Mia schwanger wurde. Alles. Das Ende. Wie es passiert.«
    »Nur dass es nicht wie in deinem Albtraum sein wird, denn Adam ist nicht da. Also ist es schon anders. Was immer passiert, Sarah, du solltest da sein. Sie ist deine Tochter. Ich war nicht für Terry da und ich bereue es mehr als alles andere …«
    Wir sind jetzt beide kurz davor loszuheulen.
    »Komm schon, Sarah. Lass es uns tun.«
    Sie stöhnt, während sie wieder auf die Füße kommt, und ich frage mich, ob es nur die normalen Schmerzen und Qualen sind oder ob sie verletzt ist. Sie presst die Lippen zusammen und geht auf ein Fahrrad zu.
    »Fahr du vor«, sagt sie zu mir. »Ich werde dir folgen, ich werde direkt hinter dir sein.«
    Wir brauchen eine halbe Stunde, bis wir in Hampstead sind. Als wir näher kommen, wird mein Verstand wieder klarer. Ich habe mich davor gefürchtet, aber die Gebäude in dieser Gegend sehen gar nicht so schlimm aus. Ganze Häuserreihen sind noch intakt. Wenn man die merkwürdig geborstenen Scheiben und Äste an Stellen, wo sie nicht hingehören, außer Acht lässt, könnte man fast glauben, dass das Erdbeben hier gar nicht zugeschlagen hat. Fast.
    Dann sehe ich es – eine Rauchsäule steigt von den Dächern zwei oder drei Straßen weiter auf. Ich bleibe stehen und schaue, während mir übel wird.
    »Ist es …?« Val
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