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Den Tod im Griffl - Numbers 3

Den Tod im Griffl - Numbers 3

Titel: Den Tod im Griffl - Numbers 3
Autoren: Rachel Ward
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Hand schütteln und sich bedanken. Vielleicht hast du auch sie gerettet.«
    Irgendetwas ist an der Art, wie sie es sagt, eine gewisse Schärfe. Als ob sie sich über mich lustig macht. Ich kann es nicht ertragen. Meine Hand findet ein Stück Holz und ich schleudere es mit solcher Kraft ins Feuer, dass Funken fliegen. Sarah zuckt zusammen und Mia springt zurück, doch das hält mich nicht auf. Ich nehme ein zweites Stück und werfe noch einmal.
    »Ich hab nicht darum gebeten, Sarah. Um nichts von alldem hab ich gebeten. Ich wollte nie Zahlen sehen, ich wollte nie dieses ganze Todeszeug in meinem Kopf, diesen ganzen Schmerz.«
    Mias Augen füllen sich mit Tränen und Sarah sieht mich nicht an. Ich weiß, dass ich wirres Zeug rede, aber ich kann nicht aufhören.
    »Ich bin achtzehn, hab eine Freundin und drei Kinder, auf die ich aufpassen soll, ein Kind, das bald auf die Welt kommt, aber kein Zuhause und nichts zu essen, und es wird nie besser werden. Das Einzige, was ich weiß, ist, dass es eines Tages vorbei sein wird, denn ich sehe das Ende überall um mich rum, in jedem Einzelnen, und ich wünschte, es wäre anders. Aber selbst das Ende ist nicht sicher, denn es könnte sich alles ändern. Es könnte schon morgen zu Ende sein oder übermorgen. Glaubst du, das ist das Leben, das ich will?«
    »Glaubst du, einer von uns will es?«, fragt sie.
    Und plötzlich rumort mein Magen. Wenn Sarah nicht mehr an meiner Seite ist, dann habe ich gar nichts mehr.
    Aber wir müssen fort. Es ist nicht sicher hier.

SARAH
    Adam rüttelt an meiner Schulter, noch ehe es überhaupt hell ist. Er ist nur ein dunkler Schatten an meiner Seite. Ich kann seine Gesichtszüge nicht erkennen. Selbst im Innern des Zelts zwickt die Kälte in meinem Gesicht.
    »Sarah«, flüstert er. »Zeit, aufzustehen. Wir müssen los.«
    Ich ziehe den Schlafsack hoch bis über die Ohren und drehe ihm den Rücken zu.
    »Sarah« , zischt er. »Es ist Zeit.«
    Ich hole tief Luft und stoße sie dann wieder aus – langsam, langsam, langsam. Ich habe Angst vor dem, was ich als Nächstes tun werde, aber ich werde es trotzdem sagen.
    »Ich gehe nicht.«
    »Was?«
    »Ich gehe nicht.«
    »Doch, du gehst. Wir packen zusammen. Und ziehen weiter.«
    Ich wälze mich herum, damit ich ihn wieder ansehen kann. Mein Herz pocht.
    »Ich will nicht gehen. Ich will den Winter über hierbleiben. Die Leute sind nett. Es gibt einen Arzt und es gibt zu essen. Bitte, Adam.«
    »Sarah –«
    »Nein, ich schlaf jetzt weiter.«
    Aber das tue ich nicht. Das Blut pocht in meinen Ohren. Ich liege da und lausche Adams Schweigen. Habe ich das Richtige getan? Doch meine angeschwollenen Knöchel bestätigen meine Entscheidung. Genau wie meine Hände, die mit Blasen übersät sind. Und das leise Schnarchen der Kinder sagt mir, dass wir eine Pause brauchen. Es ist Zeit, dem Umherirren ein Ende zu setzen und eine Zeit lang einfach nur eine Familie zu sein. Adam, Marty, Luke, Mia, ich – und das neue Baby.
    Wir sind eine seltsame Familie. Ich werde für die Jungs nie eine richtige Mum sein, sondern immer nur ihre Schwester, aber ich bin die einzige Verwandte, die sie noch haben, deshalb bin ich das Mütterlichste, was es für sie jetzt noch gibt. Und Adam ist von niemandem der Vater, auch wenn Mia ihn Daddy nennt. Als sie es das erste Mal zu ihm sagte – »Da da da da« –, veränderte sich sein Gesicht. Es war, als ob die Sonne herauskäme. Wir waren hundemüde, saßen am Straßenrand und hatten noch nicht mal das Zelt aufgestellt, doch Mia war hellwach.
    »Hast du gehört, was sie gesagt hat? Hast du das gehört, Sarah?«
    Sie sagte es wieder, »Dada«, und reckte ihm die Arme entgegen. Er nahm sie hoch und tanzte mit ihr, und es war, als ob er alles andere vergessen hätte, zumindest für den Moment. Es erinnerte mich daran, weshalb ich ihn liebte.
    Liebe , weise ich mich zurecht. Liebe, nicht liebte. Ich liebe Adam Dawson.
    Wenn ich es mir oft genug sage, wenn ich es oft genug denke, kann ich vielleicht immer noch daran glauben.
    Aber es fällt schwer, wenn du weißt, dass er dich sterben sehen kann, sobald er dir in die Augen sieht.
    Ich schließe die Augen und versuche meinen Kopf von dem Ganzen zu befreien, den Schlaf über mich kommen zu lassen, der meine Gedanken ausschaltet, doch alles wirbelt durcheinander. Menschen, Orte, Worte und Zahlen.
    Immer wieder Zahlen.
    Mia ist die Letzte, die aufwacht, was ungewöhnlich ist. Als sie schließlich aus dem Zelt krabbelt, sind Marty und Luke
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