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Den Tod im Griffl - Numbers 3

Den Tod im Griffl - Numbers 3

Titel: Den Tod im Griffl - Numbers 3
Autoren: Rachel Ward
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ich und streiche ihr über die Haare. »Aber mach dir jetzt keine Gedanken wegen ihm. Es ist Schlafenszeit.«
    »Mummy sing ›Zwinker‹?«
    »Zwinker, zwinker, kleiner Stern.« Das ist ihr Lieblingslied. Mia liebt Sterne. Das ist eine Sache, die uns die große Katastrophe beschert hat – tiefschwarzer Nachthimmel, übersät mit Sternen, Planeten, Sternbildern, Sternschnuppen, und ein Mond, der uns so vertraut ist wie die Sonne.
    Ich beginne leise zu singen, versuche meine Brüder nicht aufzuwecken.
    Mia streckt ihre Arme über den Kopf. Sie öffnet und schließt die Hände, wie um sie zwinkern zu lassen.
    Nach einer Weile nimmt sie den Daumen in den Mund und dreht sich auf die Seite. Ich stecke die Decke ringsherum fest, dann schlüpfe ich aus dem Zelt und setze mich draußen hin, um auf Adam zu warten.

ADAM
    Wir stehen zwei Meter voneinander entfernt und sehen uns an. Er hat eine weiße Narbe über dem linken Auge.
    Ich mache mir fast in die Hose vor Angst, aber ich will nicht, dass er es merkt. Ich baue mich vor ihm auf und schaue ihm in die Augen. Seine Zahl haut mich um. Sie ist anders.
    16022030.
    Doch es ist nicht die Zahl, die mir an die Nieren geht.
    Es ist der Tod selbst.
    Er ist ungewöhnlich, ein Sekundenbruchteil aus Schmerz, Verzweiflung, Wut und Panik. Ich habe so etwas noch nie gespürt. Ich kann es nicht erklären, nur dass es ein Gefühl ist, als ob der Tod von außen in den Körper eindringt, mit einem kratzenden, nagenden, stechenden Schmerz, und gleichzeitig bricht er von innen heraus, jede Zelle kollabiert und das alles kommt qualvoll zusammen.
    Ich möchte wegschauen, mich von seinem Schmerz losreißen, aber da ist noch etwas anderes. Seine Zahl flimmert in meinem Kopf. Je mehr ich versuche, sie zu fixieren, desto mehr tanzt sie und wechselt zwischen hell und dunkel. Ein kurzes Aufleuchten und sofort ist sie wieder weg.
    Das Ganze – der Tod, das Flimmern – macht mich schwindlig. Der Boden schwankt unter meinen Füßen.
    »Adam«, sagt Saul. »Setz dich. Trink was mit uns.«
    »Nein, danke«, antworte ich. »Ich trink nicht. Nicht so was.«
    Doch ich setze mich hin. Hab ja keine große Wahl – meine Beine fühlen sich an wie Pudding.
    Saul nickt den andern beiden zu und die Männer verschwinden in der Dunkelheit.
    »War nicht leicht, dich zu finden«, sagt Saul. Er setzt sich neben mich, greift nach der Whiskyflasche und trinkt.
    Ich konzentriere mich auf meinen Atem, versuche die Angst unter Kontrolle zu halten, die mir durch den Körper schießt.
    Wer ist dieser Mann? Welcher Tod fühlt sich so an wie seiner?
    »Wieso habt ihr nach mir gesucht?«, frage ich und meine Stimme klingt höher, als ich es möchte. »Was wollt ihr von mir?«
    »Ich bin gekommen, um dich von hier wegzuholen.«
    Es ist, als ob mir eine Hand mit voller Wucht gegen die Kehle schlägt. Ich habe es Sarah gesagt. Ich habe es gewusst. Sie sind hinter mir her und sie wollen mich holen.
    »Wegholen? Wohin? Wieso?«
    »Wir arbeiten für die Regierung. Wir bringen das Land wieder auf Vordermann. Dazu brauchen wir Menschen wie dich, Adam. Starke Menschen. Menschen, die führen können. Menschen mit besonderen Fähigkeiten .«
    Das haut mich um.
    »Fähigkeiten«, sage ich und denke über die Bedeutung des Wortes nach. Niemand hat mich jemals als fähig bezeichnet. »Aber die Regierung will nichts davon wissen«, sage ich. »Vor zwei Jahren habe ich versucht es ihnen zu erklären, doch sie haben alles getan, um mich zum Schweigen zu bringen.«
    »Sie haben dich festgenommen.«
    »Ja.«
    »Wegen Mordes.«
    »Aber ich war es nicht! Man hat mir den Mord untergeschoben. Ich hab niemanden umgebracht.«
    Jetzt habe ich richtig Angst. Wer oder was dieser Typ auch immer ist, er weiß viel über mich. Zu viel.
    »Das war damals. Heute ist alles anders. Jetzt wollen wir deine Hilfe.«
    »Was hat sich denn geändert? Ich habe damals allen gesagt, dass das Ende naht – und so ist es gekommen.«
    »Aber es ist nicht das Ende, Adam«, erklärt er. »Es ist der Anfang, der Beginn einer neuen Welt, in der Menschen wie du gehört, geschätzt und mit Respekt behandelt werden. Du kannst etwas bewirken.«
    Ich weiß nicht, was ich sagen soll. »Wie meinst du das?«
    »Die Menschen haben dir schon einmal zugehört. Sie haben angefangen, London zu verlassen. Sie werden dir wieder zuhören. Du kannst eine Galionsfigur werden. Wo du Gefahr siehst, kannst du die Menschen warnen – sie aus Gegenden herausbringen, die überflutet werden, sie
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