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Den Tod im Griffl - Numbers 3

Den Tod im Griffl - Numbers 3

Titel: Den Tod im Griffl - Numbers 3
Autoren: Rachel Ward
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ihnen ansehen, dass sie genug zu essen haben. Sie sind alle gut ausstaffiert. Sie kommen von irgendwoher, wo die Welt in Ordnung ist.«
    Wo die Welt in Ordnung ist. In Gedanken bin ich wieder im Haus meiner Eltern, vor dem Beben, bevor ich weglief. Ich spüre den dicken weichen Teppich unter meinen nackten Füßen; ich sinke in eine auf Löwenfüßen stehende Badewanne voller Schaum; ich schaue auf einem riesigen Fernsehschirm Hollywood-Blockbuster. Ich habe alles … das Leben, von dem Menschen träumen. Doch es ist von Grund auf verdorben.
    Meine Familie war vergiftet und das Haus war ein Käfig, in dem mein Dad tun konnte, was ihm gefiel. Und das tat er – Nacht für Nacht.
    »Es sind Menschen, die ein Zuhause ausmachen, Adam. Das waren deine Worte. Und der Mann ist ein Verbrecher. Du hast doch selbst gesehen, wie er mit Mia umgegangen ist.«
    »Aber wir können Mia und deine Brüder davor bewahren, wie die Tiere zu leben. Denk mal drüber nach. Regelmäßige Mahlzeiten, ein Dach überm Kopf.«
    »Ich weiß nicht, ich trau ihm einfach nicht.«
    »Du hast sein Angebot nicht gehört. Sprich morgen früh mit ihm. Dann sehen wir weiter.«
    Ich sehe Adam genau an. Irgendwas ist mit ihm. Seine Augen springen ständig hin und her.
    Er redet nicht offen mit mir.

ADAM
    Bei der ersten Dämmerung lassen wir die Jungs und Mia schlafend im Zelt und machen uns dorthin auf, wo ich Saul gestern zurückgelassen habe. Er sitzt noch am Feuer und wartet, genau wie er gesagt hat. Die andern beiden sind nicht da. Ihre Schlafsäcke und Gewehre sind verschwunden.
    Sarah bombardiert ihn mit Fragen. Sie ist wie ein Rottweiler, mehr so, wie sie war, als wir uns kennenlernten. Ihr Auftritt ist ziemlich beeindruckend. Aber ich sehe Sauls Ungeduld.
    Er will ihr nicht antworten, will uns nicht sagen, wo genau wir hingehen würden. Das Einzige, was er verrät, ist: »Nach Süden«, und dann endlich: »In die Cotswolds.« Ich weiß nicht mal, was die Cotswolds sind.
    »Das muss etwa achtzig Kilometer von hier sein«, sagt Sarah. Sie weiß offenbar mehr als ich. »Und wie würden wir da hinkommen?«
    »Haben ein paar Motorräder hier. Damit brauchen wir ungefähr eine Stunde, mehr nicht.«
    »Wir sind fünf und ihr drei. Und davon abgesehen, Mia kann unmöglich auf ein Motorrad und ich finde, die Jungs sollten auch nicht, und ich –«
    Sie unterbricht sich mitten im Satz und ich merke, sie will nicht, dass Saul von dem Baby erfährt. Sie zieht ihren Mantel enger um den Körper, doch statt den Bauch zu kaschieren, lenkt sie erst recht die Aufmerksamkeit drauf.
    Saul sieht sie von oben bis unten an, und ich weiß, der Groschen ist gefallen.
    »Du hast Recht, Sarah«, antwortet er. »Acht durch drei geht nicht. Es gibt pro Maschine einen Platz für den Fahrer und dazu je einen Sozius. Macht maximal drei Beifahrer – von mir aus Adam, du und Mia.«
    Für einen Moment fällt ihr die Kinnlade runter. »Nein«, sagt sie. »Auf keinen Fall. Wir werden meine Brüder nicht hierlassen. Sag ihm das, Adam. Sag’s ihm!«
    »Egoismus ist hier fehl am Platz – wir leben in einer Zeit, in der wir überlegen müssen, was wir für andere tun können«, antwortet Saul ganz ruhig.
    »Willst du sagen, ich bin egoistisch, weil ich mich um meine Familie kümmere?« Sie ist jetzt so richtig stinkig.
    »Nein, aber es gibt eine größere Vision. Ich weiß, Adam ist wichtig für dich, doch er ist auch wichtig für uns alle.«
    Beide drehen sich um und sehen mich an.
    Ich denke an echte Betten. Ich denke an warmes Essen. Ich denke daran, Menschen zu helfen und ihre Zahlen zu deuten, wie ich es sonst getan habe. Aber ich weiß, Sarah hat Recht. Ich muss jetzt bei ihr bleiben und ohne die Jungs wird sie nirgendwo hingehen.
    »Im Moment eher nicht, Saul«, sage ich. »Wir bleiben den Winter über hier.«
    Ich lege meine Hände auf Sarahs Schultern und spüre, wie ihre Anspannung weicht.
    »Ist das deine endgültige Entscheidung?«, fragt er. »Dein letztes Wort?« Es liegt jetzt ein warnender Ton in seiner Stimme, doch es spielt keine Rolle, was er noch sagt. Ich habe mich entschlossen und ich weiß, dass es das Richtige ist.
    »Ja«, sage ich bestimmt. »Mein letztes Wort.«
    Er presst den Kiefer zusammen und in seinen Augen blitzt Wut auf. Er schaut sich kurz um, als ob er genau sehen will, wer wo steht. Dann kehrt sein Blick zu mir zurück.
    »In diesem Fall lässt du mir keine andere Wahl.« Er stürzt auf mich zu, packt mich am Handgelenk, reißt mich herum und
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