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Den Löwen Zum Frass

Den Löwen Zum Frass

Titel: Den Löwen Zum Frass
Autoren: Lindsey Davis
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vor, aber das ist Verleumdung.) Und als mich Anacri- tes während einer Mission in Nabatäa ermorden lassen wollte, hörte ich auf, ihm Toleranz vorzuheucheln.
    Die Parzen schritten ein, als er von einem Möchtegern-Attentäter angegriffen wurde. Ich war es nicht; ich hätte ganze Arbeit geleistet. Das war selbst ihm klar. Nachdem er bewusstlos mit einem Loch im Schädel aufgefunden wurde, brachte ich es aus unbegreiflichen Gründen zu Stande, meine eigene Mutter zu überreden, sich seiner anzunehmen. Wochenlang hing sein Leben am seidenen Faden, aber Mama zerrte ihn mit schierer Entschlossenheit und Gemüsebrühe vom Ufer des Lethe zurück. Nachdem sie ihn gerettet hatte und ich von einer Reise nach Baetica zurückkam, musste ich feststellen, dass zwischen ihnen eine Bindung entstanden war, als hätte Mama ein verwaistes Entlein in Pflege genommen.
    Anacrites' Hochachtung vor meiner Mutter war nur geringfügig abstoßender als ihre Verehrung für ihn.
    Mama hatte die Idee gehabt, ihn mir aufzuhalsen. Aber das würde nur so lange dauern, bis ich jemand anderen fand. Auf jeden Fall hatte er offiziell nach wie vor Genesungsurlaub. Daher konnte ich kaum im Palast aufkreuzen und ihn als meinen Partner angeben, denn der Palast bezahlte ihn wegen seiner schrecklichen Kopfwunde bereits fürs Nichtstun, und seine Vorgesetzten durften nicht erfahren, dass er schwarz arbeitete.
    Tja, nur eine weitere all der Komplikationen, die das Leben versüßen.
    Genau gesagt, hatte ich bereits eine Partnerin. Sie nahm teil an meinen Problemen und lachte über meine Fehler, half mir bei der Buchhaltung, beim Rätsellösen und führte manchmal sogar Befragungen durch. Helena. Die Liebe meines Lebens.
    Wenn niemand sie als meine Geschäftspartnerin ernst nahm, lag es teilweise daran, dass Frauen keinen rechtlichen Status haben. Außerdem war Helena die Tochter eines Senators; die meisten glaubten immer noch, sie würde mich eines Tages verlassen. Selbst nach drei Jahren engster Verbundenheit, gemeinsamer Reisen ins Ausland und der Geburt unseres Kindes erwartete man, dass Helena Justina meiner überdrüssig werden und zu ihrem früheren Leben zurückkehren würde.
    Ihr illustrer Vater war derselbe Camillus Verus, der mir die Idee eingegeben hatte, für den Zensor zu arbeiten; ihre edle Mutter Julia Justa hätte nichts lieber getan, als einen Tragestuhl zu schicken und Helena heimzuholen.
    Wir lebten als Untermieter in einer grässlichen Hochparterrewohnung auf der rauen Seite des Aventin. Unser Baby mussten wir in den öffentlichen Bädern waschen, und wenn wir backen wollten, blieb uns nichts anders übrig, als den Teig zum Pastetenbäcker zu bringen. Unsere Hündin hatte uns mehrere Ratten zum Geschenk gemacht, die sie vermutlich nahe dem Haus erwischt hatte. Das war der Grund, warum ich anständige, regelmäßig bezahlte Arbeit brauchte. Der Senator wäre entzückt gewesen, dass ein paar von ihm hingeworfene Bemerkungen mir die Idee dazu eingegeben hatten. Und er würde noch stolzer sein, wenn er je erfuhr, dass Helena mir letztlich den Posten verschafft hatte.
    »Möchtest du, dass Papa Vespasian bittet, dir die Arbeit beim Zensor anzubieten, Marcus?«
    »Nein«, sagte ich.
    »Das dachte ich mir.«
    »Du meinst, ich bin dickköpfig?«
    »Du machst lieber alles selbst«, erwiderte Helena ruhig. Sie war am beleidigendsten, wenn sie vorgab, gerecht zu sein. Helena war eine große Frau mit strengem Ausdruck und stechendem Blick. Leute, die von mir erwartet hatten, dass ich mir ein dralles Püppchen mit Wolle im Hirn aussuchen würde, staunten immer noch über meine Wahl, aber nachdem ich Helena Justina kennen gelernt hatte, beschloss ich, bei ihr zu bleiben, so lange sie mich haben wollte. Sie war ordentlich, neigte zu beißendem Spott, war intelligent und auf wunderbare Weise unvorhersehbar. Ich konnte nach wie vor meinem Glück kaum glauben, dass sie mich bemerkt hatte, ganz zu schweigen davon, dass sie mit mir in einer Wohnung lebte, die Mutter meiner kleinen Tochter war und Ordnung in mein desorganisiertes Dasein gebracht hatte.
    Das hinreißende Weib wusste, dass sie mich um den kleinen Finger wickeln konnte, und ich ließ es nur allzu gern geschehen. »Marcus, Liebling, wenn du heute Nachmittag nicht wieder zum Palast gehen willst, würdest du mich dann zum anderen Ende der Stadt begleiten? Ich hab da was zu erledigen.«
    »Selbstverständlich«, stimmte ich großzügig zu. Alles, nur um außer Reichweite von Anacrites zu
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