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Den Löwen Zum Frass

Den Löwen Zum Frass

Titel: Den Löwen Zum Frass
Autoren: Lindsey Davis
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gemütlich Zahlenkolonnen auf feinstem Pergament durchgehen würden, aber weit gefehlt. Ich selbst war als zäher Hund bekannt und genoss als Privatermittler einen etwas anrüchigen Ruf. Also hatten Vespasian und Titus meine Pläne vereitelt und beschlossen, so viel wie möglich aus einer Anstellung von Falco & Partner herauszuschlagen (aus gutem Grund war ihnen die wahre Identität meines Partners nicht enthüllt worden). Sie befahlen uns, das bequeme Leben zu vergessen und in den wirtschaftlichen Grauzonen zu ermitteln.
    Daher die Arena. Man nahm an, dass die Trainer und Lieferanten das Blaue vom Himmel herunter logen, was sie zweifellos taten, genau wie alle anderen. Doch ihr verschlagenes Aussehen hatte die Aufmerksamkeit unserer kaiserlichen Herren geweckt, und wir waren dabei, den Gladiatorenmeistern auf den Zahn zu fühlen, als man uns an jenem scheinbar ganz gewöhnlichen Morgen unerwartet aufforderte, uns eine Leiche anzusehen.
    Die Arbeit für den Zensor war meine Idee gewesen. Eine zufällige Unterhaltung mit dem Senator Camil- lus Verus vor einigen Wochen hatte mich auf die Steuerneuveranlagungen aufmerksam gemacht. Ich erkannte, dass man das nur ordentlich organisieren musste, mit einem entschlossenen Revisorenteam, das sich die verdächtigen Fälle vornahm (eine Kategorie, unter die Camillus selbst nicht fiel; er war nur ein armes dummes Huhn mit einem unglückseligen Gesicht, der einem Steuereinschätzer zum Opfer gefallen war und sich keinen aalglatten Buchhalter leisten konnte, um sich aus dem Schlamassel zu befreien).
    Mich für die Leitung der Revision anzupreisen erwies sich als schwierig. Es gab immer dutzende von Intelligenzbolzen, die in ihrer besten Toga zum Palast eilten und brillante Vorschläge zur Rettung des Imperiums unterbreiten wollten. Die Palastbeamten waren darin geschult, sie abzuweisen, denn selbst brillante Ideen wurden von Vespasian nicht unbedingt begrüßt, weil er Realist war. Als ein Inge-
    nieur beschrieb, wie man die riesigen neuen Säulen für den restaurierten Jupitertempel mit mechanischen Mitteln sehr billig auf das Kapital bringen könnte, soll, so wurde berichtet, Vespasian den Vorschlag abgelehnt haben, weil er für die Arbeit lieber die niederen Schichten bezahlte, damit sie Geld zum Essen hatten. Der alte Mann wusste genau, wie man einen Aufstand verhindert.
    Trotzdem ging ich mit meinem Vorschlag zum Palatin. Einen halben Vormittag saß ich mit anderen Hoffnungsvollen in einem kaiserlichen Salon, aber ich langweilte mich bald. Es hatte sowieso keinen Zweck. Wenn ich durch den Zensus Geld verdienen wollte, musste ich schnell damit anfangen. Ich konnte mir nicht leisten, monatelang in einer Schlange zu warten; der Zensus sollte innerhalb eines Jahres abgeschlossen sein.
    Mit dem Palast gab es noch ein anderes Problem. Mein derzeitiger Partner war bereits kaiserlicher Angestellter. Ich hatte mich nicht mit Anacrites zusammentun wollen, aber nach acht Jahren als Einzelkämpfer hatte ich mich dem Druck meiner Umgebung gebeugt und zugestimmt, dass ich einen Kollegen brauchte. Ein paar Wochen lang hatte ich mit meinem besten Freund Petronius Longus zusammengearbeitet, der zeitweilig vom Dienst bei den Vi- giles suspendiert worden war. Gern würde ich behaupten, es sei ein Erfolg gewesen, aber seine Herangehensweise war in fast allem das genaue Gegenteil von meiner. Als Petro beschloss, sein Privatleben in
    Ordnung zu bringen, und von seinem Tribun wieder eingestellt wurde, war es für uns beide eine Erleichterung.
    Danach hatte ich kaum noch Auswahl. Niemand will Ermittler sein. Nur wenige Männer besitzen die notwendige Schlauheit und Beharrlichkeit, die Ausdauer, stundenlang durch die Straßen zu schlurfen, oder haben gute Informationskontakte - vor allem für Informationen, die von Rechts wegen unzugänglich sein sollten. Unter den wenigen, die in Frage kamen, wollten noch weniger mit mir zusammenarbeiten, vor allem, seit Petro auf dem ganzen Aventin herumposaunte, wie furchtbar es sei, sich mit einem pingeligen Piesepampel wie mir das Büro zu teilen.
    Anacrites und ich waren nie ein Herz und eine Seele gewesen. Ich hatte ihn aus Prinzip verabscheut, als er noch kaiserlicher Oberspion und ich ein kleiner Schnüffler mit ausschließlich Privatklienten war. Nachdem ich begann, selbst für Vespasian zu arbeiten, hatte sich meine Abneigung noch verstärkt, da ich bald herausfand, dass Anacrites unfähig, hinterhältig und schäbig war. (All das wirft man auch Ermittlern
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