Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Den Löwen Zum Frass

Den Löwen Zum Frass

Titel: Den Löwen Zum Frass
Autoren: Lindsey Davis
Vom Netzwerk:
eröffnet wurde, würde der Geschäftsmann aus Sabratha immer noch kräftig absahnen. Aber heute hatte er einen Dämpfer bekommen. Das konnte für ihn und seinen Sohn nur lehrreich sein.
    Offenbar kehrte Saturninus in die Arena zurück; erwartungsvolles Gemurmel war zu hören.
    Die Zeit wurde knapp. Romanus stand jetzt allein da. Als ich zu ihm kam, sprach er mich an. »Falco!«, krächzte eine verzweifelte Stimme, direkt aus meinen Alpträumen. »Falco, ich bin es!«
    »Du Dreckskerl«, erwiderte ich, ohne überrascht zu sein. »Wie hast du Glaucus dazu überredet, dich in sein Gymnasium aufzunehmen? Wenn es einen Menschen gibt, den ich ehrlich gesagt nicht in meinem Badehaus sehen will, dann bist du das, Anacri- tes!«
    Die Männer, die den Sand glätteten, harkten um uns herum, Hinter dem eulenäugigen Helm konnte ich jetzt das vertraute bleiche Grau von Anacrites' Iris ausmachen. »Willst du mich nicht fragen, was ich hier tue?«
    »Das kann ich mir denken.« Ich war wütend. »Als ich dich in Rom zurückgelassen habe, hast du beschlossen, meinen Fall zu lösen. Den Fall, den wir deiner Meinung nach sausen lassen sollten. Scilla hat sich an dich gewandt. Entweder hast du zuerst abgelehnt oder du warst ihr unsympathisch, und sie ist nach Kyrene gereist und hat mich an deiner Stelle beauftragt. Du bist aus eigenem Antrieb nach Tripo- litanien gekommen ...«
    »Falco, wir sind Partner!«
    Mir wurde schlecht. »Die Frau hatte mich bereits eingestellt. Du hast versucht mir Konkurrenz zu machen! Du hast Scilla in Leptis wiedergetroffen und ihr geholfen, Calliopus herzulocken - und jetzt hast du sie getötet. Das war nicht sehr klug. Sie wird ihre Rechnung nie bezahlen! Und wie bist du in diesen Kampf geraten, du Trottel?«
    »Calliopus hat meine Tarnung durchschaut. Er hat mir aufgelauert und mich gefangen genommen. Er sagte, er könne mich entweder gleich umbringen und in den Rinnstein werfen, oder ich könne heute kämpfen und dadurch zumindest eine Chance haben. Falco, wie kann ich hier rauskommen?«
    »Zu spät, du Idiot. Du hättest dich gleich an Ruti- lius wenden sollen, als man dich in die Arena brachte, Anacrites. Du bist ein freier Mann, gegen deinen Willen zu diesem Kampf gezwungen. Warum hast du mitgemacht?«
    »Scilla hatte mir gesagt, sie würde für Saturninus kämpfen. Ich nahm an, dass sie vorhatte, beide zu töten, ihn und Calliopus. Ich dachte, wenn ich mitmachte, könnte ich vielleicht eingreifen, Falco«, sagte Anacrites kläglich. »Ich dachte, es wäre genau das, was du auch getan hättest.«
    Große Götter. Dieser Verrückte wollte wie ich sein.
    Die Menge brüllte, sie verlangte den Endkampf zu sehen. Es gab keine Möglichkeit, Anacrites zu retten, selbst wenn ich es gewollt hätte.
    »Ich kann dir nicht helfen«, sagte ich. »Du musst jetzt gegen Saturninus antreten, und wenn du versuchst einen Rückzieher zu machen, gerät Leptis Magna in Aufruhr.«
    Der verdammte Kerl zeigte sich auch noch tapfer. »Na gut. Es hat mir Spaß gemacht, mit dir zu arbeiten, Partner.«
    Ich suchte nach einer witzigen Entgegnung. »Du musst den alten Geschichten vertrauen - alle Kämpfe sind abgesprochen ...«
    »Und der Schiedsrichter ist blind!«
    Ich machte auf dem Absatz kehrt. Justinus folgte mir. Nach zwei Schritten blieb ich stehen, drehte mich um und ließ noch einen letzten, verzweifelten Witz los. »Wenn du verwundet wirst, denk an Tha- lias schauspielernden Hund: Lieg still und stell dich tot.«
    Zu meinem Entsetzen streckte mir Anacrites die Hand hin. In ein paar Minuten würde er tot sein; mir blieb keine andere Wahl. Ich schüttelte ihm die Hand, genau wie ein Partner, der ihm viel Glück wünscht. Ein Partner, der wusste, dass alles Glück der Welt ihm jetzt nicht mehr helfen konnte.
    Saturninus hatte sich mit professioneller Effizienz vorbereitet. Über seinem bestickten Lendenschurz trug er den breiten Gürtel des erfahrenen Gladiators. Dazu eine Beinschiene, einen Armschutz und einen gebogenen, rechteckigen Schild. Sein Helm glich dem von Anacrites. Seine nackte Brust und die Gliedmaßen waren eingeölt. Er kam in die Arena gerauscht, sichtbar frisch. Ein Experte. Der einheimische Held. Unschlagbar.
    Ich sah hinauf in die vielen Gesichter, fünfundzwanzig Sitzreihen oder mehr. Die Menge murmelte in fieberhafter Erwartung. Dann wurde es still.
    Ich rechnete nur mit einem kurzen Kampf. Er war so kurz, dass ihn die meisten Leuten gar nicht mitbekamen. Saturninus ging in Kampfstellung. Anacri- tes
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher