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Den Löwen Zum Frass

Den Löwen Zum Frass

Titel: Den Löwen Zum Frass
Autoren: Lindsey Davis
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»Trainerschwindel«. Er wandte ihn an, wenn ein Schüler zu anmaßend wurde und meinte, einen Übungskampf gewonnen zu haben. Mein Trainer wartete, bis sich der Schüler umdrehte, sprang dann auf, schlang ihm den Arm um den Hals und legte die Spitze seines Schwertes an die Kehle des Idioten.
    Genau das machte Romanus auch. Nur benutzte er kein hölzernes Übungsschwert - und er hörte nicht auf. Er trieb ihr das Schwert mit aller Kraft in den Hals und hätte Scilla beinahe geköpft.
    Romanus ließ sie zu Boden gleiten und trat zurück. Überall war Blut.
    Ich schritt bereits über den Sand auf sie zu, Justi- nus an meinen Fersen. Mit medizinischer Distanziertheit beanspruchten wir Calliopus für den Hades und wiederholten die Prozedur bei Scilla.
    Damit hätte alles vorbei sein sollen. Durch Scillas Tod war auch ihr Anspruch auf Schadenersatz erloschen. Aber trotz der vielen Toten, die es bereits gegeben hatte, brüllte die Menge nach mehr. Es ging auch um die hohen Wetten, die auf den Tod aller drei Anfänger abgeschlossen worden waren. Außerdem waren die Rivalitäten zwischen den Anhängern aus den drei Städten zu wahren Schimpftiraden aufgeflammt. Der Lärm war ohrenbetäubend. Und furchterregend.
    Saturninus, der alte Profi, zögerte nicht. Er hob den Arm, die Handfläche ausgestreckt. Die Menge stampfte mit den Füßen und brüllte unisono. Satur- ninus griff nach dem langen Stab, den er in seiner Rolle als Lanista getragen hatte, schwang ihn hoch und zerbrach ihn. Dann zog er die weiße Tunika über
    den Kopf, die alle Lanistae in der Arena anhatten. Er zeigte auf Romanus, als wollte er ihm befehlen zu bleiben, wo er war. Die Geste war leicht zu deuten. Saturninus nahm die Herausforderung an. Er wollte gegen Romanus kämpfen und der Menge einen letzten Höhepunkt verschaffen.
    Unter erneutem, wohlwollenderem Applaus marschierte Saturninus hinaus, um sich zu bewaffnen. Von allen drei Lanistae hatte er die meiste praktische Erfahrung - ein berufsmäßiger Exgladiator, der überlebt und seine Freiheit gewonnen hatte. Hier war er zudem der einheimische Held und hatte den größten Teil des Publikums auf seiner Seite. Romanus hatte keine Chance.
    Die Zuschauer setzten sich wieder und unterhielten sich laut und aufgeregt. Ein kurze, unvorhergesehene Pause war nötig, damit sich Saturninus bewaffnen konnte. Justinus und ich machten langsam die Runde, während die beiden Toten entfernt wurden.
    »Säubert den Ring«, rief ich die Harkenmannschaft herbei. Es gehörte nicht zu den Aufgaben des vogelköpfigen Rhadamanthus, aber wie immer trug ein mit Autorität gegebener Befehl Wirkung.
    Arenahelfer umringten Romanus; eine Wasserflasche wurde ihm gereicht.
    Ich ging zunächst hinüber zu Hanno. Justinus folgte mir. Hanno stand abseits, nicht mehr gebraucht, nachdem Fidelis tot war, aber immer noch formell Teil der Vorführung.
    »Ich bin es, Didius Falco.« Hanno erkannte, wie mir schien, meine Stimme trotz meiner Maske, ließ sich aber nichts anmerken. Dann bat ich Justinus: »Übersetz für mich, Hermes! Sag ihm, ich weiß, dass er gemeinsam mit Scilla diesen Kampf organisiert hat. Calliopus ist tot. Wenn Romanus jetzt Saturni- nus umbringt, ist Hannos Herzenswunsch erfüllt.«
    Hanno wirkte verärgert, dass wir ihn angesprochen hatten, aber er antwortete und Justinus übersetzte es für mich: »Ich habe nur hier und dort ein bisschen nachgeholfen.«
    »Aber ja. Nichts Gesetzwidriges!«
    »Wenn andere die Arbeit tun, haben sie es selbst vor ihrem Gewissen zu verantworten.«
    »Wird Zeit, dass Sie Latein lernen. Sie werden jetzt viel öfter nach Rom reisen.«
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »Wenn das neue Amphitheater eröffnet wird.«
    »Ja«, stimmte Hanno lächelnd zu. »Das mag sehr gut sein.«
    Seine Selbstgefälligkeit machte mich wütend. Jus- tinus übersetzte immer noch brav, aber ich änderte den Kurs: »Wissen Sie, dass Ihre Schwester Fidelis zum Tode verdammt hatte?«
    »Er hatte meinen Sohn bestohlen.«
    »Nein. Sag es ihm, Justinus. Myrrah hat Fidelis dazu gebracht, Rumex zu ermorden. Und das Hübsche an der Sache ist, dass Fidelis, bevor er hier zum Schweigen gebracht wurde, Myrrah ebenfalls ermordet hat.«
    Justinus wiederholte das Gesagte auf Punisch, brauchte aber Hannos Reaktion nicht zu übersetzen. Der Mann war vollkommen schockiert. Er starrte uns an, um zu sehen, ob wir die Wahrheit sagten, und verließ dann mit langen Schritten die Arena.
    Ja, dachte ich. Wenn das große neue Amphitheater
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