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Den Löwen Zum Frass

Den Löwen Zum Frass

Titel: Den Löwen Zum Frass
Autoren: Lindsey Davis
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zu warnen. Er meinte es ernst damit, mir diese Erfahrung ersparen zu wollen. Sich an seinen zeremoniellen Eisenhammer klammernd, mit dem er die Toten für sich beanspruchte, erklärte er: »Niemand liebt dich. Du kriegst keinen Applaus, und es ist verdammt heiß in diesem Zeug.«
    Justinus hielt mich für verrückt und meinte sich einmischen zu müssen. »Helena sagte, du sollst nicht kämpfen.«
    »Wer, ich? Ich bin doch nur der fröhliche Geselle, der die Toten zählt.« Ich hatte das Gefühl, davon würden wir noch eine Menge zu sehen kriegen.
    »Mir gefällt dein Vorschlag gar nicht, Marcus.«
    »Dann gewöhn dich daran. Sich in Schwierigkeiten zu bringen ist die Art, wie Falco & Partner arbeiten. Wie wär's damit, Rhadamanthus? Was hältst du davon, mit dem mächtigen Hermes und einer guten Flasche Wein während des letzten Kampfes draußen zu sitzen und mich und meinen Partner für euch einspringen zu lassen, maskiert und anonym?«
    »Kriegen wir auch nichts auf den Deckel?«
    »Warum denn?«
    Erst mal gingen wir zu unseren Plätzen zurück und nahmen Iddibal mit; das würde ihn davon abhalten, seinem Vater zu erzählen, was Fidelis getan hatte. Der Sklave war jetzt verdammt, für welchen Mord auch immer. Ich wollte sehen, was in der Arena für ihn geplant war.
    Wir mussten die weiteren Profikämpfe über uns ergehen lassen. Es gab mehr, als uns klar gewesen war, wenn auch nicht alle tödlich endeten. Meine Gedanken überschlugen sich, und ich schenkte den Kämpfen kaum Aufmerksamkeit. In Leptis Magna wurde das volle Programm geboten, aber ich hatte alle Begeisterung verloren, die ich je empfunden hatte.
    In ihren roten Lendenschurzen kamen und gingen die Gladiatoren an diesem Morgen. Murmillionen mit ihren fischverzierten Helmen und gallischen Waffen kämpften gegen Thraker; Secutoren rannten leichtfüßig hinter unbehelmten Retiarii her, die sich wie aufgeschreckte Vögel mitten in der Flucht umdrehten und ihre Verfolger kampfunfähig machten, ihre kleinen Dreizacke mit den winzigen Spitzen schwangen, nicht viel größer als Röstgabeln aus der Küche, aber fähig, einem Mann, dessen Schwertarm sich in einem geworfenen Netz verfangen hatte, grausame Wunden zuzufügen. Gladiatoren fochten beidhändig mit zwei Schwertern; fochten von Kampfwagen aus, vom Pferderücken mit leichten Jagdspeeren; kämpften sogar mit Lassos. Ein Ho- plomachus, verdeckt von einem körperhohen Schild, wurde ausgebuht, weil er sich zu wenig bewegte und seine gleichmäßigen Hiebe hinter dem Schutz hervor das Publikum langweilten; die Leute wollten, dass sich mehr tat, obwohl die Kämpfer wussten, dass es das Beste war, so viel Kraft wie möglich zu sparen. Die Hitze und die Müdigkeit setzten ihnen mindestens so sehr zu wie ihre Gegner. Wenn Blut und Schweiß die Hände glitschig oder sie blind machten, mussten sie weiterkämpfen, konnten nur darauf hoffen, dass der andere Mann ebenso betroffen war und man sie bei einem Unentschieden beide würde gehen lassen.
    Die meisten entkamen lebend. Es war zu teuer, sie zu verlieren. Die Lanistae, die um sie herumtanzten und ihnen Ermutigungen zuriefen, achteten auch sorgsam darauf, dass keiner unnötig getötet wurde.
    Die choreografierten Bewegungen wurden fast zu einem kunstvollen Witz, auf den das Publikum manchmal mit sarkastischem Gejohle reagierte, genau wissend, dass es einer sprichwörtlichen »Absprache« zusah. Nur die Buchmacher konnten dadurch verlieren, und die wussten meist genug, um den Bankrott zu vermeiden.
    Schließlich kam es zu der beinahe komischen Kampfpaarung von zwei Männern mit vollkommen geschlossenen Helmen. Das war der letzte Profikampf. Während sie blind herumfuchtelten, wirkungslos nach einander hieben, erhoben Justinus und ich uns erneut von unseren Plätzen.
    »Was habt ihr vor?«
    »Nichts, Liebste.«
    Das kam von ihm, als Beruhigung für Claudia. Helena hatte mich bloß angefunkelt, zu klug, auch nur zu fragen.
    Während ich auf Justinus wartete, warf ich zufällig einen Blick zu Euphrasia, neben der immer noch Calliopus' hübsche junge Frau Artemisia saß. Die beiden bildeten einen merkwürdigen Kontrast. Euphrasia in ihrem auffälligen, fast durchsichtigen Gewand sah genau wie die Draufgängerin aus, die eine Affäre mit Rumex riskieren würde. Die junge Artemisia war bis zum Hals eingemummt und sogar halb verschleiert, genau wie ein Ehemann sie hätte haben wollen. Nicht viele schöne junge Frauen würden sich das gefallen lassen.
    Ich wandte mich an
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