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Den Löwen Zum Frass

Den Löwen Zum Frass

Titel: Den Löwen Zum Frass
Autoren: Lindsey Davis
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Das musste die in Oea sein, von der Callio- pus dem Zensor geschworen hatte, sie gehöre seinem Bruder. Anacrites, der endlich merkte, worauf ich hinauswollte, machte sich heimlich Notizen auf seiner Tafel. Die Tiere konnten so wertvoll sein, wie sie wollten; es war Land, ob in Italien oder den Provinzen, auf das wir aus waren. Wir hatten den Verdacht, dass dieser »Bruder« in Oea eine Erfindung von Calliopus war.
    Das hatte uns für den ersten Tag zunächst gereicht. Wir sammelten die Unterlagen über die Menagerie ein, fügten sie dem Stapel Schriftrollen hinzu, auf denen die Einzelheiten über Calliopus' zähe Kämpfer verzeichnet waren, und trotteten mit den Dokumenten zurück in unser neues Büro.
    Dieser Hühnerstall war ein weiterer Streitpunkt. Während meines ganzen Berufslebens als Ermittler hatte mir eine grausige Wohnung an der Brunnenpromenade auf dem Aventin als Büro gedient. Wer wirklich was auf dem Herzen hatte, stieg die sechs Stockwerke hinauf und holte mich aus dem Bett, damit ich mir sein Leid anhörte. Zeitverschwender schreckten vor dem Aufstieg zurück. Böse Buben, die mich mit einem Schlag auf den Kopf von meinen Ermittlungen abhalten wollten, hörte ich schon beim Raufkommen.
    Als Helena und ich eine geräumigere Unterkunft brauchten, zogen wir auf die andere Straßenseite, behielten aber die alte Wohnung als Büro. Ich hatte Petronius dort einziehen lassen, nachdem ihn seine Frau wegen Poussierens rausgeworfen hatte, und obwohl wir keine Partner mehr waren, wohnte er immer noch dort. Anacrites hatte darauf bestanden, dass wir jetzt etwas brauchten, wo wir die Schriftrollen unserer Arbeit für den Zensor aufheben konnten, ohne von Petro missbilligend angefunkelt zu werden. Was wir nicht brauchten, wie ich immer wieder betonte (obwohl ich mir den Atem hätte sparen können), war ein mieser Verschlag bei den Schnorrern in den Saepta Julia.
    Anacrites mietete ihn ohne Rücksprache mit mir an. Das war die Art von Partner, die meine Mutter mir auf den Hals gehetzt hatte.
    Die Saepta sind große Säulenhallen neben dem Pantheon und dem Diribitorium. Die inneren Arkaden waren damals - vor der großen Säuberung - der Unterschlupf der Ermittler. Der hinterhältigsten und schleimigsten. Der politischen Kriecher. Neros alten Speichelleckern und Spionen. Kein Takt und kein Geschmack. Keine Moral. Die Zierde unseres Berufsstandes. Mit denen wollte ich nichts zu tun haben, aber Anacrites hatte uns mitten in ihr verlaustes Habitat hineingepflanzt.
    Der restliche Pöbel in den Saepta Julia bestand aus Goldschmieden und Juwelieren, eine lockere Clique, die sich um eine Gruppe von Auktionatoren und Antiquitätenhändlern gebildet hatte. Einer davon war mein Vater, von dem ich mich schon aus Gewohnheit so fern wie möglich hielt.
    »Willkommen in der Zivilisation!«, krähte Papa, der innerhalb von fünf Minuten nach unserer Rückkehr hereinschoss.
    »Verpiss dich, Papa.«
    »Ach, mein guter Junge!«
    Mein Vater war ein stämmiger, schwerer Mann mit struppigen grauen Locken und einem Lächeln, das selbst bei erfahrenen Frauen als charmant galt. Er hatte den Ruf, ein geriebener Geschäftsmann zu sein, was bedeutete, dass er eher log als die Wahrheit sagte. Er hatte mehr gefälschte schwarzfigurige griechische Vasen verkauft als jeder andere Auktionator in Italien. Ein Töpfer stellte sie speziell für ihn her.
    Die Leute sagten, ich sei wie mein Vater, aber wenn sie meine Reaktion darauf bemerkten, sagten sie es nie wieder.
    Ich wusste, warum er glücklich war. Jedes Mal, wenn ich mitten in einem schwierigen Auftrag steckte, tauchte er auf und verlangte, dass ich augenblicklich in sein Lagerhaus käme, um beim Umräumen schwerer Möbelstücke zu helfen. Jetzt, da er mich in der Nähe hatte, hoffte er zwei Träger und den Jungen entlassen zu können, der ihm seinen Borretschtee aufbrühte. Schlimmer noch, Papa würde sich augenblicklich mit jedem Verdächtigen anfreunden, den ich auf Distanz halten wollte, und ganz Rom mit Ausschmückungen meines Auftrags unterhalten.
    »Darauf müssen wir einen trinken!«, rief er und eilte davon.
    »Du kannst Mama selbst davon erzählen«, knurrte ich, zu Anacrites gewandt. Woraufhin der noch bleicher wurde als zuvor. Er musste kapiert haben, dass meine Mutter nicht mehr mit meinem Vater gesprochen hatte, seit der mit einer Rothaarigen durchgebrannt war und es Mama überlassen hatte, seine Kinder großzuziehen. Die Vorstellung, dass ich in Papas Nähe arbeitete, würde sie
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