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Den Jakobsweg erfahren

Den Jakobsweg erfahren

Titel: Den Jakobsweg erfahren
Autoren: Jürgen Frömmert
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entölen, vom Dreck befreien, Kette einölen, Federgabel reinigen, mit
Silikonspray einfetten, Speichen auf korrekte Spannung checken und alle
Schrauben überprüfen, damit gelöste nachgezogen werden, bevor es zum Problem
wird. Ach ja, die Hydraulik-Scheibenbremsen werden natürlich auch noch in
Augenschein genommen, denn die werden auf den Abfahrten ziemlich stark
beansprucht, weil man das Rad nicht immer komplett ausrollen lassen kann).
Christoph Risse, bei dem wir die Fahrräder gekauft haben, hat uns eine gute technische
Einweisung gegeben.
    Nach der Verabschiedung von der
netten zierlichen Frau an der Rezeption geht es dann endlich wieder los. Man
kann es kaum noch abwarten, denn man hört ihn schon, den Berg. Und der ruft.
Und wie...
    Und wir hören den Ruf, und geben
unser Bestes. Aber der Berg quält uns mächtig. So direkt nach dem Frühstück ist
das nicht schön. Endlich oben angekommen bemerken wir, dass der Wind nicht so
schwach ist, wie wir es erwartet haben. Außerdem kommt er noch aus einer
Richtung, die für uns eher ungünstig ist, denn er bläst uns „eiskalt“ von vorn
ins Gesicht. Und zwar so stark, dass wir auf ebener Strecke manchmal gerade 6
km/h erreichen. Wenn das so weitergeht, das ist uns ziemlich klar, wird es ein
langer Weg bis nach Tours.
    Dann irgendwann sagt Timo, der
seinen Tageskilometerzähler immer weiter zählen lässt und so den Überblick über
die gefahrene Gesamtstrecke hat, dass wir die ersten 1000 Kilometer bewältigt
haben. Das macht schon etwas stolz. Der Wind scheint auf einmal viel besser erträglich.
    Nach 58 Kilometer erreichen wir
Vendome. Hier haben Willi und seine Kollegen vom Radsportclub Bocholt, die uns
freundlicher Weise ihren „Track“ (Aufzeichnung ihrer gefahrenen Strecke) für
unsere Navigation in das Internet bereitgestellt hatten, bei ihrer Tour ihre
Zelte aufgeschlagen. Uns zieht es jedoch weiter. Es war uns vorher klar, dass
wir nicht immer die gleichen Orte für unsere Übernachtungen finden werden.
Darin liegt natürlich auch der Reiz dieser Reise.
    In
Vendome treffen wir ebenfalls nette, freundliche Menschen. Wir stärken uns mit
Pita und kaufen für unterwegs noch eine Flûte (Stockbrot), die wir in sechs Teile schneiden lassen (trunche
six). Es ist praktisch, einige Wörter spanisch sprechen zu können, denn die
sind dem Französischen sehr ähnlich.  
    Die Wetterbedingungen werden
jedoch leider nicht besser - es kommt besonders dicke: Sturm von vorn! Die
darin sich ergießenden Gewitterschauer können wir allerdings geschützt
„abwettern“ (seglerisch für abwarten bis das Wetter besser wird). Einer dieser
Schauer, der nahezu nur aus Hagelkörnern besteht, ist besonders heftig. Als er
dann aber abrupt endet, werden wir plötzlich Zaungäste einer Oldtimer – Rally.
Genau an dem Haus, wo wir uns unterstellen, zweigt eine Straße ab, an der ein
Streckensicherungsposten auf einem Motorrad steht und die Teilnehmer einweist.
Nach einiger Zeit, als das Teilnehmerfeld passiert zu haben schien, rückt der
Posten freundlich winkend ab. Wir bleiben noch einen Moment stehen und sehen
dann, dass doch noch Nachzügler kommen. Praktisch, dass wir unsere
reflektierenden Westen an haben. Schnell zeigen wir den Fahrern den Weg. Die
bedanken sich mit einem Hupkonzert. Als der letzte Oldtimer von uns auf den
richtigen Weg gelotst worden ist, geht es auch für weiter.
    Nach
gefahrenen 100 Kilometern machen wir eine weitere Pause. Die „versüßen“ wir uns
mit Apfelsaft, Käse und Flûtes . Dann passieren uns einige offensichtlich heimfahrende Oldtimer.
Als sie uns bemerken, hupen und winken sie uns zu. Ich denke, sie waren dankbar
für unsere Dienste.  
    Wenig später hält ein Pkw – Fahrer
an und fragt auf französisch, ob wir ein Problem haben und bietet seine Hilfe
an. Sehr freundlich, doch wir antworten auf englisch, dass alles in Butter ist.
Es ist schön, dass so viele uns bemerken und sich um uns bemühen.
    Dann erscheint Tour so allmählich
am Horizont. In einem der Vororte wird fast an jeder Ecke Wein angeboten. Wir
bleiben aber eisern (besser: unentschlossen) und fahren weiter. Ein Grundsatz
unserer Reise ist, dass etwas nur dann gemacht wird, wenn zwei meinen, dass es
gemacht werden sollte. Meine Bitten stoßen auf taube Ohren.
    Am Ufer der Loire geht es durch
sehr schöne Gassen in Richtung Stadtkern. An der Kathedrale erhoffen wir uns
den heutigen Stempel. Um diese Uhrzeit wird daraus aber nichts, weil gerade
eine Messe stattfindet. Vor
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