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Den Jakobsweg erfahren

Den Jakobsweg erfahren

Titel: Den Jakobsweg erfahren
Autoren: Jürgen Frömmert
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Es
gibt eine kostenlose Nachhilfestunde in Französisch. Der Inhaber fragt uns: „ ç a farte?“, was sich für mich wie „Sa wa?“ anhört und
offensichtlich soviel heißen soll wie: „Wie geht’s“ – Wir antworten, mit etwas
Unterstützung durch ihn: „Bien!“ Unser Französisch wird immer besser.
    Dann geben wir uns aber erst
einmal den menschlichen Grundbedürfnissen hin. Als wir uns anschließend auch
noch stärken, beginnt es zu regnen und sollte dann auch vorerst nicht aufhören.
Beim Essen können wir aus dem Restaurant sehen, wie die Radpilgerin vorbei
fährt. Offensichtlich hat sie keine Zeit zum Essen.
    In Chartres holen wir uns in der
dortigen Kathedrale den heutigen Stempel für unseren Pilgerausweis.
    Als wir wieder satteln wollen,
treffen wir die Radpilgerin vom heutigen Vormittag wieder. Sie kommt aus den
Niederlanden aus der Nähe von Emmerich und will den Jakobsweg alleine in 8
Wochen erfahren.
    Zu ihrem Gepäck befragt, erzählt
sie uns, dass sie vor den Pyrenäen das Meiste mit der Post nach Hause schicken
will. Sie sagt, dass die Pilgerreise allein sehr teuer ist. Da sie am heutigen
Tag ihr Fahrrad jedoch viel geschoben habe, wolle sie erst einmal 2 Tage
pausieren. Wir machen ihr Mut und dann verabschieden wir uns, denn wir müssen
weiter.
    Es regnet zwar immer noch, aber
wir haben Rückenwind. Etwa 10 km vor unserem heutigen Etappenziel kaufen wir im
Carrefour noch schnell unser Abendessen bestehend aus Brot, Käse und Wein ein
und dann geht es weiter, an schier unendlich groß erscheinenden Rapsfeldern
vorbei. Man hört das Trällern von Feldlärchen und hier und da einen Kuckuck und
auch eine Nachtigall. Echt schön!
    In Chateaudun geht es über einen
Berg in den Ort hinein. Ein Werbeschild weist uns den Weg zum Etap – Hotel. Das
zeigt aber in entgegengesetzter Richtung. Also wieder den Berg hinunter. Das
schöne daran ist, dass man jetzt schon gesehen hat, was uns am nächsten Tag
erwartet.
    Das Etap – Hotel wird gerade
renoviert. Zwei junge Französinnen schmeißen hier den Laden. Eine schlanke
Dunkelhaarige, die nur Französisch spricht und eine gut gerundete Französin mit
polinesischen Wurzeln, die Englisch mit einem starken Akzent spricht. An der
Rezeption fragen wir den schon so häufig verwendeten Satz nach einem Raum „pour
troi“ und wir bekommen zunächst die Auskunft, dass alles ausgebucht ist. Es sei
nur noch ein Raum für 2 Personen verfügbar.
    Mit unserem besten Englisch
erklären wir und zeigen auf unsere Schlafsäcke. So schaffen wir es, diesen Raum
zu dritt zu belegen. Das Zimmer bekommen wir dann für 63,95 € incl. Frühstück.
Die Fahrräder können wir für diese Nacht in den zu Renovierungszwecken
abtrennten Teil des Hotels unterstellen. Die hatten es auch schon schlechter.
    Einer von uns muss nun auf die
Isomatte. Nach einem kurzen Rundumblick erklärt sich Siggi bereit. Ich habe ja
bislang immer freiwillig das Notbett benutzt. Timo und ich bieten ihm an,
unsere Matten auch noch unter seine zu legen, damit es weicher wird, aber er
lehnt dankend ab.
    In diesem Hotel ist es überaus
praktisch, dass es außer der im Zimmer befindlichen Toilette noch eine Behindertentoilette
in unmittelbarer Nähe gibt. Das verkürzt die Warte – und Abklingzeiten, denn
einer von uns muss häufiger als die anderen.
    Im Frühstücksraum setzen wir uns
und nehmen das Abendbrot bei Wein. Dann ist Sendeschluss.
    136,3 gefahrene km, gesamt 958,2
km
    7:24 gefahrene Zeit, gesamt 55:33
Std.
    18,7 km/h
Durchschnittsgeschwindigkeit

     

29.04.2012
Sonntag
    Tag 9
    Chateaudun (F) – Tour (F)
    Heute ist die Nacht bereits um
06:30 Uhr vorbei, denn der frühe Vogel fängt bekanntlich den ersten Wurm. Na
dann! Offensichtlich will um dieser Uhrzeit noch keiner meiner Pilgerbrüder mit
mir sprechen, denn die Gespräche münden bereits in erste Handgreiflichkeiten.
Das ist, zumindest aus meiner Sicht, alles nur Spaß.
    Nach dem Frischmachen werden wie
gewohnt die Sachen gepackt und wir gehen zum Frühstück. Das ist wie gewohnt
gut. Es gibt allerlei abgepacktes (kleine Zwiebäcke, Apfelmus,
Pfirsichmarmelade aus einem kleinen Schlauch), das sich hervorragend dafür
eignet, mitgenommen zu werden. In Radlerkluft zu frühstücken, ist wegen der
Taschen auf dem Rücken schon sehr praktisch.
    Dann holen wir die Räder aus ihrem
„Stall“ und bereiten sie auf die heutige Fahrt vor. Wenn nicht irgend etwas
Besonderes an den Rädern zu machen ist, haben wir jeden 3. Tag den Pflegetag.
(Kette
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