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Den Jakobsweg erfahren - Drei Freunde mit dem Fahrrad von Lingen-Biene nach Santiago de Compostella (German Edition)

Den Jakobsweg erfahren - Drei Freunde mit dem Fahrrad von Lingen-Biene nach Santiago de Compostella (German Edition)

Titel: Den Jakobsweg erfahren - Drei Freunde mit dem Fahrrad von Lingen-Biene nach Santiago de Compostella (German Edition)
Autoren: Jürgen Frömmert
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wirklich nach Hause. Dort hängt zur Begrüßung ein Transparent am Balkon und Luftballons an der Wäscheleine. Ich finde vor Rührung keine Worte.
    Die Packtaschen werden abgesattelt, ausgepackt und dann gibt es ein leckeres Mittagessen. Überwältigend. Einfach überwältigend.
    Ganz leise und still bahne ich mir auch im Kopf den Weg nach Hause. Ankommen, erst einmal ankommen...
    67,7 gefahrene km, gesamt 2779,5 km
    5:00 gefahrene Zeit, gesamt 179,15 Std.
    13,6 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit

Der Abschluss
    Um so eine lange Pilgerfahrt zu machen, sind viele Faktoren wichtig. Es gibt Menschen, die sich vornehmen, irgendwann einmal etwas großes zu machen. Viele schaffen es jedoch nicht einfach loszulegen.
    Bei unserem Pilgerseminar in Münster zum Beispiel waren einige Frauen, die wissen wollten, ob sie auf dem Jakobsweg als allein pilgernde Frauen sicher sind. Ein anderer Pilger, wollte beantwortet haben, wie weit man pro Tag gehen kann. Noch ein anderer wollte mit seinem Auto nach Saint-Jean-Piet-de-Port fahren, eine Tagesetappe gehen, mit dem Bus zurückfahren und das Auto holen. Oh je, diese Kopfgesteuerten.
    Natürlich sollte man nicht gänzlich planlos aufbrechen, aber irgendwo muss es auch mal reichen. Unsere Innenstädte sind sicherlich viel gefährlicher als das Wandeln oder Fahren auf dem Pilgerweg. Die Hilfsbereitschaft der Menschen, die man unterwegs trifft ist unbeschreiblich. Und man ist nie wirklich allein auf dem Weg, selbst wenn es manchmal auch meint. Und einige Fragen kann man nur sich selbst beantworten.
    Mit zwei guten Freunden so eine lange Zeit zu verbringen ist wirklich sehr schön und schweißt zusammen. Es wird von Ehepartnern berichtet, die sich unterwegs getrennt und nie wieder mit einander gesprochen haben. Wir sind, auch wenn es mal einen kleinen Disput gegeben hat, zusammen losgefahren und zusammen angekommen. Und das fiel nicht mal schwer. Das zählt. Unterwegs wollte Siggi von mir wissen, ob ich die Pilgerfahrt auch allein gemacht hätte, wenn Timo und er aus irgendwelchen Gründen nicht hätten mitfahren können. Nach kurzem Überlegen kam ich zu dem Schluss, dass ich wohl allein gefahren wäre, weil die Planung ja komplett mir überlassen wurde. Aber eines ist sicher: Ganz alleine wäre es sicher nicht mal halb so schön gewesen.
    Die Streckenplanung wurde uns Dank der Route der Bocholter Radsportgruppe erheblich erleichtert. Als ich bei einem E-Mail-Kontakt nach hilfreiche Tipps bat, wurde mir die Empfehlung: „Trainieren, trainieren und noch einmal trainieren!“, gegeben. Wir haben diesen Tipp jedoch nicht befolgt. Die Trainigsstrecke bis zum Beginn des Jakobsweges in Saint-Jean-Piet-de-Port ist lang genug, habe ich mir selbst und auch anderen Interessierten immer gesagt. Wenn man die Zeit gehabt hätte, wäre etwas systematische Trainingsvorbereitung schon hilfreich gewesen, denn besonders in Frankreich hat mich die Vielzahl der Steigungen überrascht. Es ging aber auch so.
    Unseren Ehefrauen und Familien, die uns fast fünf Wochen ziehen ließen, danke ich natürlich auch von ganzen Herzen. Nicht nur, dass alle Arbeiten, die wir sonst zu Hause verrichten, entweder liegen blieben, oder von jemand anderem gemacht werden musste, sondern eine erhebliche Stange Geld hat das Unternehmen zusätzlich auch verschlungen, wenn auch der größte Batzen für Übernachtungsmöglichkeiten drauf ging.
    Die Erfahrungen, die ich für mich machen konnte, kann mir keiner nehmen. Fünf Wochen, in denen man sich um nichts anderes als das tägliche Vorankommen zu kümmern braucht. Auch wenn es hin und wieder Schwierigkeiten gab, es ging immer weiter. Den vielen Menschen am Wegesrand, die uns zugeklatscht, den erhobenen Daumen gezeigt oder mit „Bien Courage“ - Rufen aufgebaut und ermuntert haben, weiterzumachen, danke euch allen.
    Und nicht zu vergessen waren manchmal, zumindest bei mir, einige liebe Menschen, denen ich leider nicht mehr von unseren tollen Erlebnissen berichten kann, weil sie nicht mehr unter uns sind, für einige Kilometer meine Begleiter. Das tat gut. Viele Gedanken bleiben im Kopf und können nicht niedergeschrieben werden. So viel Zeit hat man sonst nie.
    Danke!
    Nachsatz:
    Weil Siggi's Compostella sich trotz aller möglichen Bemühungen nicht wieder eingefunden hat, werden wir uns möglicher Weise noch einmal auf den Weg machen...
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