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Den ersten Stein

Den ersten Stein

Titel: Den ersten Stein
Autoren: Elliott Hall
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wenn man selber die Polizei ist«, sagte er, was mir aber nicht helfen würde, falls wir erwischt wurden. »Und jetzt
     sag mir, was du willst.«
    »Können wir uns morgen treffen?«
    »Du brauchst eine sichere Leitung, um dich mit mir zu verabreden?«
    »Fick dich ins Knie, das hier ist wichtig. Ja oder nein?«
    »Nein. Ich muss morgen nach Albany rauf und mich mit so ein paar Mistkerlen von den Holy Rollers treffen. Wie wär’s am Tag
     danach zum Lunch?«
    »Gut, wir sehen uns im Starlight.«
    »Was für eine Überraschung«, sagte Benny und legte auf.
    Der dicke Umschlag mit dem Geld lag auf dem Tisch. Unter normalen Umständen würde jemand wie Ezekiel White einem Unabhängigen
     wie mir niemals fünftausend Dollar geben. Wenn er jemanden außerhalb seiner eigenen Organisation suchte, gab es mehrere große
     Detekteien, die selbst für einen so paranoiden Typen wie ihn diskret genug waren.
    White und seine Leute waren Teil eines buntscheckigen Haufens von Eiferern, Scharlatanen, Fantasten und Gangstern, der unter
     dem Namen Erweckungsbewegung bekannt war. Wenn man die Leute unter einem Sammelnamen zusammenfasste, konnte man besser auf
     sie fluchen. Die Erweckungsbewegung hatte die Fußsoldaten für Adamsons Präsidentschaftskandidatur gestellt. Sie hatten Werbebriefe
     verschickt, an Türen geklopft und vielleicht auch noch auf einiges andere eingeschlagen, falls man den Geschichten von Einschüchterungen
     im Wahllokal Glauben schenken konnte. Die Ältesten hatten die Bewegung geerbt und setzten sie sogar noch skrupelloser ein
     als der verstorbene Präsident. Abgesehen von meinen wenigen Begegnungen mit den Holy Rollers hatte ich bisher nicht viel Kontakt
     mit dem Rest der Bewegung gehabt.
    Das galt doppelt für den
Kreuzzug der Liebe
. Zumindest wissentlich war ich seinen Agenten und offiziellen Mitarbeitern niemals auch nur auf hundert Meter nahe gekommen.
     Nach den Unterlagen zu urteilen, die hier vor mir lagen, hatten wir es hin und wieder mit denselben Sünden zu tun gehabt,
     vielleicht kannten sie meinen Namen ja daher. Mit Sicherheit hatte ich in letzter Zeit nichts getan, um einen solchen Auftrag
     zu verdienen, und es war unwahrscheinlich, dass man ein Exempel an mir statuieren wollte, dafür war ich nicht wichtig genug.
     Der
Kreuzzug
war vollständig unabhängig und ließ das die Ältesten nie vergessen. Sosehr seine Mitglieder White auch hassen mochten, ich
     konnte mir nicht vorstellen, dass sie einen Ungläubigen bitten würden, den Mord an ihrem Privatgott aufzuklären. Das war es
     nicht wert, nur um einem Rivalen in derselben Branche eins auszuwischen.
    Blieben also die Ältesten selbst. Diese vierundzwanzig Männer versteckten sich für jedermann sichtbar, indem sie ihre Befehle
     an den Präsidenten und den Kongress aus Ministerämtern, Kirchen und Senderzentralen gaben. Jeder Einzelne von ihnen war Pfarrer,
     Priester, Pastor irgendeiner Konfession oder ein selbsterklärter Mann Gottes. Sie waren die Einzigen, die White Befehle erteilen
     konnten, aber ich bezweifelte, dass sie auch nur meinen Namen kannten. Ich hätte gedacht, dass die Ältesten den Mord an einem
     der Ihren ernster nehmen würden, aber ich musste mich geirrt haben. White hatte noch immer die Verantwortung.
    Es hatte keinen Sinn, jetzt weiter über diese Frage nachzugrübeln. Bisher hatte ich nichts als Spekulationen, und die waren
     bekanntlich vor Gericht nicht zulässig. Ich musste einfach herausfinden, wie die Sache stand, bevor ich entbehrlich wurde.
    Meine Uhr piepte. Ich verschloss die Akten und das Geld im Safe hinter meinem Schreibtisch und ging ins Bad. Inmeinem Medizinschränkchen standen drei rezeptpflichtige Fläschchen, alle von verschiedenen Apotheken, die dafür bekannt waren,
     dass sie es mit den Vorschriften nicht so genau nahmen.
    Die blauen Tabletten hießen Delectra und wurden offiziell verschrieben, um die Übelkeit von Aids-Kranken und Chemotherapiepatienten
     zu lindern. Die grünen Dinger hießen Evalacet, ein Arthritis-Medikament, das ich in sehr kleiner Dosierung gegen Muskel- und
     Gelenkschmerzen nahm. Diese beiden Medikamente sollte ich alle zwölf Stunden einnehmen. Das Delectra war beinahe leer. Wenn
     ich in den nächsten vierundzwanzig Stunden keinen Nachschub bekam, würde das Frühstück am Dienstag zur Herausforderung werden.
    Die Pillen aus dem letzten Fläschchen nahm ich einmal täglich. Sie waren rot und hatten keinen Markennamen. Ihre Verwendung
     war so speziell, dass sich
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